Die Strozzi
Kollegien, die Teil der florentinischen Staatsmaschinerie waren. Die Wahl im Jahr 1413 zum Mitglied der «Ufficiali dello Studio», der Aufsichtsbehörde über die Universität, dürfte noch am meisten nach seinem Geschmack gewesen sein. Der Lehrbetrieb an der bereits 1348 gegründeten Universität war 1407 aus Mangel an Geld eingestellt worden. Die «Ufficiali» sollten neue Professoren berufen, deren Gehälter festsetzen und die Studieninhalte und Prüfungen kontrollieren. Sie beschlossen, neben den traditionellen Lehrfächern Jura und Medizin auch einen Lehrstuhl für Griechisch, Poetik und Rhetorik einzurichten, auf den der Humanist Guarino Guarini berufen wurde. Dieser hatte schon 1410 eine private Schule in Florenz eröffnet, in der er Latein und Griechisch unterrichtete, und war dabei von Palla Strozzi unterstützt worden. Guarini hielt es indes nicht lange in Florenz aus. Streitigkeiten mit dem eitlen Florentiner Humanisten Niccolò Niccoli veranlassten ihn schon 1414, die Universität wieder zu verlassen, um in Ferrara seine humanistisch ausgerichtete Schule zu gründen.
Dann aber häuften sich in Palla Strozzis Leben prosaischere Aufgaben, besonders im Bereich der staatlichen Finanzen: 1412 gehörte er der «Camera dell’ Abbondanza» an, die die Kornpreise und die Versorgung der Stadt mit Getreide überwachte; 1415 war er einer der «Defectuum officiales», die für die Soldzahlungen zuständig waren, 1417 einer der «Regulatores», welche die Einkünfte und Ausgaben der Stadt kontrollierten, und 1420 einer der fünf «Camerarii Camerae», die der Schatzverwaltung vorstanden. 1426, als das Geldbedürfnis wegen des Kriegs gegen Mailand besonders dringend war, bekleidete er das Amt eines «Ufficiale del Monte». Die fünf «Ufficiali» waren für die Staatsfinanzen und Schulden der Republik zuständig und setzten auch die Steuern fest – eine besonders delikate Aufgabe.
In den zwanziger Jahren des 15. Jahrhunderts, als Florenz mit demHerzog von Mailand im Krieg lag, wurde Palla Strozzi mehrmals zum Mitglied des Zehnerrats («Dieci di Balìa») gewählt, eines mit Sondervollmachten ausgestatteten Gremiums, das in Kriegszeiten eingesetzt zu werden pflegte, wie auch in den für die innere und äußere Sicherheit zuständigen Rat der Acht («Otto di Custodia»). Er stand damit am Schalthebel der Macht. Der Krieg mit Mailand hatte seinen Grund im Expansionsdrang der mailändischen Herzöge. Giangaleazzo Visconti war 1402 von den Florentinern und ihren Verbündeten bei Bologna geschlagen worden, der Herzog hatte in der Schlacht den Tod gefunden, und in der Folge brach das Herzogtum auseinander. Doch 1412 kam nach langen Wirren sein jüngerer Sohn Filippo Maria an die Macht und nahm schon bald die Expansionspolitik seines Vaters wieder auf. 1420 schlossen die Florentiner ein Abkommen mit ihm, das die gegenseitigen Einflusssphären festlegte. Doch Filippo Maria Visconti hielt sich nicht daran, machte Eroberungen in der Romagna und ließ im Mai das jenseits der Demarkationslinie liegende, nur wenige Meilen von der florentinischen Grenze entfernte Forlì, im Jahr darauf auch Imola von seinen Truppen besetzen. Florenz rüstete zum Krieg und setzte den Zehnerrat ein, dem auch Palla Strozzi angehörte; 1424 und 1427 bekleidete er erneut dieses Amt. Nach der schweren Niederlage der Florentiner bei Zagonara in der Romagna am 14. Juli 1424 wurden im September Palla Strozzi und Giovanni de’ Medici, der Vater Cosimos, beauftragt, in Venedig wegen eines Bündnisses gegen den Herzog zu verhandeln. Doch sie stießen auf taube Ohren. Palla Strozzi hielt eine ausgefeilte Rede vor dem Senat, in der er zum Kampf gegen den «Tyrannen» aufrief, der die ihnen gemeinsame republikanische Freiheit bedrohe. Doch die humanistische Rhetorik kam nicht an, Venedig war noch mit Mailand verbündet und höchstens bereit, im Konflikt zu vermitteln. Zu einer Allianz, der noch weitere italienische Fürsten beitraten, kam es erst 1425. Der Krieg ging unterdessen weiter.
Palla Strozzi führte in den Jahren 1423/24 ein Tagebuch, in dem er seine politische Tätigkeit jener beiden Jahre minutiös dokumentierte. Unter anderem verzeichnete er 1423 einen Besuch des Condottiere Nanni (Giovanni) Strozzi in Florenz. Dieser war aus Ferrara gekommen, wo er im Dienst von Niccolò d’ Este, dem Herrn des kleinen Staates, stand. Er warf den Florentinern vor, sich in der Vergangenheitzu lasch gegenüber den Visconti verhalten zu haben. Jetzt gelte es,
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