Die Strozzi
also, wie man heute sagen würde, um Werbegeschenke. Doch sollten sie darüber hinaus zweifellos auch Zeugnis von der feineren Florentiner Lebensart geben. Als Bürger wurde Filippo Strozzi von der feudalen Hofgesellschaft Neapels nicht als gleichrangig angesehen, doch konnte er mit seinen Geschenken beweisen, dass die Kunst der Florentiner Handwerker in Italien unübertroffen und Florenz die Haupststadt der Eleganz war. In Neapel hatte man auf diesem Gebiet noch viel zu lernen.
Stadtansicht von Neapel von einem unbekannten Künstler. Sie wurde von Filippo Strozzi in Auftrag gegeben und ist wahrscheinlich die erste dieses Genres.
Dieser Ausschnitt aus der Stadtansicht von Neapel zeigt eine Galeere mit dem Wappen der Strozzi. Filippo Strozzi hatte die Kriegsflotte mitfinanziert.
Ein Stück von diesem Neapel, in dem er seine Jugend verbracht und sein Glück gemacht hatte, wollte Filippo Strozzi sich auch in Florenz bewahren. Das Tafelbild mit einer Ansicht von Neapel, bekannt als «Tavola Strozzi», das sich heute im Museo San Martino in Neapel befindet, hing zweifellos einst in seinem Florentiner Haus (siehe Abb. Seite 112/113). Noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts befand es sich im Besitz der Strozzi und wurde dann erst nach Neapel verkauft. In Florenz muss es auch gemalt worden sein. Mit seiner Länge von fast 2.50 Metern und einer Höhe von nur 82 Zentimetern war es wahrscheinlich ursprünglich Teil einer Wandtäfelung. Es zeigt die lang vor den Hügeln ausgestreckte Stadt, wie sie sich einem ankommenden Besucher vom Schiff aus dargeboten haben muss. Der Blick geht vom Castel dell’Ovo über das mächtige Castelnuovo hinweg bis hin zur Kirche San Pietro ad Aram, deren Turm am rechten Rand zu sehen ist. Im Vordergrund die große Hafenmole und die vom Wasser umgebene, mächtige Torre di San Vincenzo. Die Stadt scheint auf den ersten Blick fast topographisch genau wiedergegeben. Tatsächlich arbeitete der nicht identifizierte Maler florentinischer Schule nach topographischen Vorzeichnungen, die in Neapel aufgenommen worden waren und deren Umrisse auf dem Gemälde teilweise noch sichtbar sind. Doch hielt sich der Maler nicht genau an diese Vorlagen und veränderte manches Detail. Es kam ihm darauf an, die wichtigsten Gebäude der Stadt hervorzuheben, ohne im Einzelnen auf Genauigkeit zu achten. Diese sollten nur in ihrem charakteristischen Aussehen wiedererkennbar sein, auch wenndie neapolitanischen Türme, Dächer und Fensteröffnungen zuweilen einen toskanischen Anstrich haben. Unverwechselbar bleibt indes das Gefüge der Stadt mit ihren Kastellen, Palästen, Häusern und Kirchen. Die Stadtansicht ist nicht unbelebt. Auf der Hafenmole und am Ufer bewegen sich Menschen und Pferde, ein Schiff wird entladen, und im Vordergrund strebt eine Kriegsflotte von vielen Galeeren dem Hafen zu, im Kiel die eroberten Schiffe nach sich ziehend.
Das Bild hält ein historisches Ereignis fest. Wir sehen die königliche Flotte, wie sie nach der siegreichen Seeschlacht am 7. Juli 1465 bei Ischia gegen die Anjou wieder in den Hafen einläuft. Die Ruderboote sind mit Bewaffneten besetzt, Fahnen, Wimpel und Schilde zeigen die Wappen der Kommandeure und anderer an der Schlacht Beteiligten. Ein Schiff fährt sogar unter florentinischer Flagge – vielleicht ist es jene Galeere, die Filippo Strozzi im Namen Piero de’ Medicis im Mai 1465 dem König übergab. Auf vier Galeeren ist auch das Strozzi-Wappen mit den drei zunehmenden Monden zu sehen – ein Zeichen dafür, dass Filippo die Flotte mitfinanziert hatte (siehe Abb. Seite 114). Die gewonnene Schlacht machte Ferrante d’Aragona wieder zum Herrn des ganzen Königreichs. Der Friede kehrte zurück, die Handelswege wurden wieder sicher. Filippo Strozzi hatte allen Grund, dieses Ereignis im Bild festzuhalten.
Wann genau dieses einmalige Gemälde entstand, die erste autonome, nahezu realistische Stadtansicht, ist nicht belegt. Es ist jedoch anzunehmen, dass Filippo es schon bald nach der Heimkehr von 1466 malen ließ, als er das alte Haus in Florenz für seine neue Familie renovierte und einrichtete. Es ist viel darüber diskutiert worden, ob die Vedute, die den «lettuccio» für König Ferrante schmückte, mit dem Gemälde im Museo di San Martino identisch sei. Dies aber macht schon die Tatsache, dass sich das Bild bis in die neuere Zeit bei den Strozzi in Florenz befand, unwahrscheinlich. Vielmehr scheint die Tafel das Vorbild für die Darstellung auf dem «lettuccio»
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