Die Strozzi
Frieden und die eroberten Orte zurückgebe.» Filippo reiste in höchster Eile, begleitet von siebzehn Reitern, und hielt nicht einmal in Rom an. Er traf den König bei der Jagd. Dieser hatte bereits erfahren, dass Lorenzo nach Neapel kommen würde, und bat Strozzi deshalb,die Räumlichkeiten der Medici-Bank, die im Krieg beschlagnahmt worden waren, auf seine Kosten als Unterkunft für Lorenzo wiederherzurichten. Lorenzo de’ Medici langte auf einem königlichen Schiff am 8. Dezember in Neapel an und begann mit dem König jene schwierigen Verhandlungen, die erst im Frühjahr 1480 zu einem Frieden mit sehr harten Bedingungen für Florenz führten. Filippo Strozzi nahm nicht daran teil.
Doch der erwiesene Dienst trug seine Früchte, als 1484 endlich ein neues Auswahlverfahren für die Ämter durchgeführt wurde. Filippo war sich sicher, dass er nun endlich Erfolg haben würde, und hoffte, dass auch die Namen seines Sohns Alfonso und seiner Neffen Carlo und Matteo in die Wahlbeutel kommen würden. Aber hier gab es Schwierigkeiten. Die Wahlbeauftragten hatten bestimmt, dass niemand unter zwanzig Jahren ausgewählt werden durfte. Wie er in seinen
Ricordi
schreibt, wandte sich Filippo, um dieses Hindernis zu umgehen, direkt an Lorenzo de’ Medici, der eine Ausnahmeregelung durchsetzte. Die Namen kamen in die Beutel, wo sie darauf warteten, bei einer Wahl gezogen zu werden. Die Strozzi-Sprösslinge waren zwar zu jung für ein Amt, aber schon eine folgenlose Ziehung war eine Ehre und zeigte, dass sie zur künftigen Führungsschicht gehörten.
Piero Guicciardini, der in seinen eigenen
Ricordi
eine sehr kritische und detaillierte Beschreibung dieses «scrutinio» hinterlassen hat, hinter dem als Drahtzieher Lorenzo de’ Medici stand, erklärt dessen Eingreifen generell auf folgende Weise: Er habe einige der Familien, die 1434 vertrieben wurden, deshalb favorisiert, weil er nicht glaubte, dass von ihnen noch eine Gefahr ausgehen könne, zumal die Namen der Kandidaten nach den jetzt geltenden Regeln nicht blind ausgelost, sondern von den Wahlbeauftragten ausgewählt würden und diese Familien dann auch lieber «bezahlten». Filippo Strozzi wurde schon 1485 in die Regierung gewählt. 1486 wurde er auch eines der sechs Mitglieder der «Mercanzia», des zuständigen Tribunals für Handelsangelegenheiten. Filippo vermerkte diese Wahlen mit Stolz in seinen Aufzeichnungen.
So war Filippo Strozzi nach fast zwanzig Jahren endlich wieder ein vollwertiger Bürger geworden und hatte die seiner Familie gebührende Stellung zurückgewonnen. Zum inneren Kreis des Medici-Regimes gehörte er freilich nie, dazu war das Misstrauen gegenüber denStrozzi zu tief verwurzelt. Rückblickend meinte noch 1497 ein Mann aus dem Strozzi-Clan, dass, hätte man zu Lorenzo de’ Medicis Lebzeiten sechs oder acht Strozzi zusammen gesehen, «ihnen der Fuß auf den Schwanz gesetzt worden wäre». Klug zog Filippo Strozzi es deshalb vor, nicht zu sehr ans Licht der Öffentlichkeit zu treten und privat möglichst gute Beziehungen zu Lorenzo de’ Medici zu pflegen. Und was das «Bezahlen» betrifft, so wurde er mehrmals gefordert. Die Staatskasse brauchte nach der Pazzi-Verschwörung wegen des Kriegs viel Geld. Noch 1484 wurde ein Feldzug für die Rückeroberung des an die Feinde verlorenen Pietrasanta durchgeführt. Im Hinblick auf eine erneute Wahl zum «Ufficiale del Monte» erwartete man von Filippo wie von den anderen Kandidaten die Bereitstellung höherer Summen. 20.000 Fiorini sollte er dem Staat leihen, aber diese Summe schien ihm zu hoch. Er wehrte ab und rechtfertigte seine Widerstände auch Lorenzo de’ Medici gegenüber. Strozzi wurde nicht gewählt, stellte aber doch Bernardo Rucellai, der das Amt erhielt, eine beträchtliche Summe zur Verfügung. In den Jahren 1487–1489 lieh er den amtierenden «Ufficiali» 21.000 Fiorini, 9000 davon an Lorenzo de’ Medici. Immerhin: 1484 begleitete Filippos ältester Sohn Alfonso Piero de’ Medici, den Sohn Lorenzos, auf dessen Reise nach Rom.
Gleichzeitig wollte sich Filippo Strozzi auch wieder ganz konkret in der Heimat verwurzeln, indem er Grundbesitz erwarb. Außer dem alten Familienhaus am Corso der Strozzi besaß er nichts mehr in der Stadt und deren Umland, denn seine Mutter hatte alles verkauft, nachdem beschlossen worden war, dass sie nach Neapel übersiedeln sollte. Einzig der Bauernhof in Pozzolatico, der zu ihrer Mitgift gehörte, war erhalten geblieben. Mit Immobilienkäufen in der Stadt
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