Die Strozzi
Lebens verschiedene gemacht, je nach den gerade herrschenden Umständen. Immer hatte sie jedoch darin die Veräußerung des Familienhauses aufs strengste untersagt. Am Tag ihres Todes nahm Filippo das alte Rechnungsbuch seiner Mutter in die Hand und schrieb hinein: «Heute morgen zwischen 10 und 11 Uhr schied Monna Allexandra aus diesem Leben mit allen Sakramenten und einem sehr sanften Tod. Sie wurde mit allen Ehren in unserem Grab in Santa Maria Novella beigesetzt. Sie lebte 63 Jahre.» Und dann setzte er in einem unsicheren Latein noch hinzu: «Requeschant in paciem» – sie ruhe in Frieden.
DES KÖNIGS BANKIER
A uch nach der Heimkehr blieb Neapel noch lange Mittelpunkt der geschäftlichen Aktivitäten. Schon bald nach der Hochzeit verließ Filippo deshalb Florenz wieder für längere Zeit und hielt sich auch in den kommenden Jahren oft im Süden auf, wo sein Bruder Lorenzo inzwischen fest wohnte. Die Bank und der Handel im Königreich waren in voller Expansion und machten die Anwesenheit wenigstens eines der Brüder in Neapel nötig. Erst 1470 eröffnete Filippo auch eine Niederlassung in Florenz, 1482 eine dritte in Rom. Weitere gründete er mit der Vorsicht, die ihm eigen war, nicht. Lorenzos Anteil am eingebrachten Kapital betrug anfänglich nur ein Viertel oder wenig mehr, bis er 1473 seine Einlagen von denen Filippos trennte. Langjähriger Gesellschafter mit einer Minderheitsbeteiligung war in Neapel Giovacchino Guasconi, der schon bei Jacopo Strozzi in Brügge gearbeitet hatte und mit diesem verwandt war.
Wenn 1466 die Geschäftsbücher noch ein Kapital von 16.000 «monete di Napoli» auswiesen, 12.000 von Filippo, 4000 von Lorenzo, so war Filippos Vermögen 1471 bereits auf mehr als 31.000 Fiorini angelaufen, bestehend aus Einlagen in der Bank, zu zwei Dritteln in Neapel und zu einem Drittel in Florenz, sowie aus Anteilscheinen am florentinischen «Monte», staatlichen Obligationen also, und ein wenig Bargeld. Zwölf Jahre später hatte sich Filippos Vermögen auf circa 112.000 Fiorini erhöht, also fast vervierfacht. Jetzt war der Bargeldanteil sehr viel höher. Filippo Strozzi war ein sehr umsichtiger Bankier, der nur in sichere Geschäfte investierte und sein Geld lieber zu Hause in Säcken hortete, statt riskante Geschäfte einzugehen. Vielleicht führte ihn auch die Erfahrung des Exils dazu, flüssige Mittel in größerer Menge aufzubewahren, denn Bargeld ließ sich leichter als andere Vermögenswerte dem Zugriff des Staats entziehen.
Dass Filippo Niccolò Strozzi beerbte, wie manchmal angegeben wird, und deshalb sein Vermögen so schnell wuchs, ist nicht beglaubigt. Niccolò Strozzi starb am 29. November 1469 in Rom und wurde dort, wie viele andere Florentiner, in Santa Maria sopra Minerva beigesetzt. Er hatte in seinem Testament nicht Filippo, sondern seinen Neffen Lionardo, den Sohn seines verstorbenen Bruders Jacopo, zum Erben eingesetzt und Filippo zum Testamentsvollstrecker bestellt. Filippo erwarb aus Niccolòs Nachlass nur die Bücher – die seines Vaters hatte seine Mutter ja verkauft – und wahrscheinlich auch die Marmorbüste, die Niccolò sich 1454 in Rom von Mino da Fiesole hatte arbeiten lassen. Der 1448 in Brügge geborene Lionardo, der nach dem Tod seines Vaters in Florenz verlotterte, war 1465 zu Filippo geschickt worden, um endlich etwas zu lernen, nachdem sein Onkel Niccolò es abgelehnt hatte, ihn in seiner römischen Firma auszubilden. Später, in den achtziger Jahren, klagte Lionardo Filippo an, er habe als Testamentsvollstrecker sein Erbe verschleudert, wobei es sogar zu tätlichen Auseinandersetzungen kam. Lionardo steckte in geschäftlichen Schwierigkeiten und kaschierte mit solchen Vorwürfen wahrscheinlich nur die eigene Misere.
Aus den Jahren 1473 und 1476 sind zwei Geschäftsbücher der Strozzi-Bank in Neapel erhalten, die einen Einblick in das Ausmaß der Aktivitäten gewähren. Die Kunden kamen aus dem ganzen Königreich und aus allen Schichten der Bevölkerung. Nicht nur die großen Adligen des Hofs (darunter der Thronfolger), die wohlhabenden Bürger der Hauptstadt und in Neapel ansässige Florentiner, auch große und kleine Kaufleute, Handwerker und sogar Bauern unterhielten ein Konto bei der Strozzi-Bank. Daneben verdiente die Bank an Wechselgeschäften und fungierte als Korrespondenzbank für andere florentinische und italienische Banken. In den sieben Monaten, die für das Jahr 1473 dokumentiert sind, führte sie 7300 Operationen durch, durchschnittlich
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