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Die Strozzi

Die Strozzi

Titel: Die Strozzi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Walter
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abgegeben zu haben. Es handelte sich dabei vermutlich um eine Einlegearbeit, eine Technik, für welche die Werkstatt der Maiano berühmt war. Zu diesem Ergebnis kommen die jüngsten Forschungen und Untersuchungen an der Tafel. Es ist ja auch schwer vorstellbar, dass der König das Geschenk, oder einen Teil davon, wieder an Filippo Strozzi zurückgab.

REHABILITIERUNG UND NEUBEGINN
    A ls Filippo Strozzi 1466 nach Florenz zurückkam, war er ein allgemein geachteter und für seine Tüchtigkeit und Loyalität geschätzter Mann. Man wusste von der Solidität seines Unternehmens und seinen guten Beziehungen zu König Ferrante von Neapel. Mit der Aufhebung des Banns hatte er auch seine bürgerlichen Rechte zurückgewonnen, die vor allem darin bestanden, an der Regierung der Stadt in ihren verschiedenen Formen teilzunehmen. Filippo unterstrich diesen wichtigen Punkt in seinen Aufzeichnungen, indem er schrieb: «Ich erinnere daran, dass mir am 20. September, wie auch Lorenzo und mehreren anderen, der Bann aufgehoben wurde und wir befähigt sind, Ämter übernehmen zu können.» In Wirklichkeit war dies nicht so leicht zu erreichen wie erhofft, denn die Schatten des Banns lagen immer noch auf den Strozzi. Zwar wurde Filippo schnell in die zuständigen Zünfte aufgenommen, die Voraussetzung für jede wirtschaftliche Aktivität in der Stadt. Doch vor der Wahl zu den Regierungsämtern stand das Ausleseverfahren – «scrutinio»

, das nur in größeren Abständen stattfand. Erst wenn ein solches wieder einmal durchgeführt wurde, konnte sein Name in die Wahlbeutel gelangen, aus denen die Mitglieder der Regierung und andere Amtsträger ausgewählt wurden. Zum ersten Mal nach seiner Rückkehr wurde in den Jahren 1471/72 ein solches «scrutinio» durchgeführt, aber Filippo musste enttäuscht feststellen, dass trotz aller Zusicherungen weder sein eigener noch die Namen seines Bruders Lorenzo und seines Sohns Alfonso den Weg in die Wahlbeutel fanden. Erst 1478 konnte Filippo Strozzi zum ersten Mal ein öffentliches Amt ausüben, als er zum «Ufficiale del Monte» gewählt wurde. Er wurde also Mitglied jenes Gremiums, das die Aufsicht über die florentinischen Staatsfinanzen führte. In der dramatischen Lage, in der Florenz sich in jenemMoment befand, brauchte man einen Mann wie ihn mit seinen Mitteln und seiner großen Kompetenz in Finanzfragen. Filippo sah es als einen großen Fortschritt im Prozess seiner Wiedereingliederung in das bürgerliche Leben an, und sein Bruder Lorenzo kommentierte: «Vierundvierzig Jahre haben wir auf ein solches Amt warten müssen, nun ist ein großer Schritt die Leiter hinauf getan.»
    Das Jahr 1478 war für die Stadt und für Lorenzo de’ Medici, der das politische Leben beherrschte, ein Unglücksjahr. In der von der Familie Pazzi organisierten Verschwörung war am 26. April Lorenzos Bruder Giuliano ermordet worden. Im Anschluss daran erklärte Papst Sixtus IV., der die Verschwörung unterstützte, Florenz den Krieg und forderte die Vertreibung Lorenzo de’ Medicis; König Ferrante von Neapel stellte sich auf die Seite des Papstes. Lorenzo de’ Medici konnte seine Stellung in Florenz zwar bewahren, aber die Stadt sah sich bald von Truppen umzingelt; viele Ortschaften im Herrschaftsgebiet der Stadt fielen in die Hand der Feinde, und nicht zuletzt kostete der Krieg Unsummen an Geld. Kein Wunder, dass man sich an Filippo Strozzi wandte, der Geld zur Verfügung stellen konnte. In dieser verzweifelten Lage beschloss Lorenzo de’ Medici 1479 mit einer kühnen Entscheidung, nach Neapel zu reisen, um mit Ferrante d’Aragona wegen eines Friedens zu verhandeln. Wer hätte dabei bessere Vermittlungsdienste leisten können als wiederum Filippo Strozzi?
    In seinen
Ricordi
hat Filippo Strozzi einen der genauesten Zeugenberichte über die Verschwörung der Pazzi hinterlassen. Er war dabei, als Giuliano de’ Medici während der Messe im Dom ermordet wurde, so sagt er es selbst. Doch er enthält sich eines persönlichen Urteils über dieses «schreckliche Ereignis» und berichtet darüber mit der kühlen Objektivität des Chronisten. Auch über seine Mission nach Neapel drückt er sich eher lakonisch aus: «Lorenzo schickte mich nach Neapel. Ich reiste am 24. November ab, um der Majestät des Königs zu sagen, dass er sich ihm völlig in deren Arme werfe, gleich auf welche Weise, wie sie es wünsche, ob hoch oder niedrig, drinnen oder draußen, er akzeptiere alles, nur damit Seine Majestät der Stadt den

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