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Die Strozzi

Die Strozzi

Titel: Die Strozzi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Walter
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nach Florenz. Der Garten blieb nicht lange im Besitz der Strozzi, denn schon wenige Jahre nach Filippos Tod verkaufte ihn sein Sohn Alfonso wieder – aus Geldgier, wie seine Stiefbrüder und Miterben ihm vorwarfen.
    Das Geschäftsbuch aus dem Jahr 1473 enthält einen sehr interessantenEintrag. Er listet die Kosten für eine Gruppe von Geschenken auf, die Filippo seinen Kunden, Gönnern und Freunden am Hof – einundzwanzig Personen in allem – zukommen ließ, als er Ende November 1472 wieder für längere Zeit nach Neapel reiste. Das größte und teuerste dieser Geschenke war für den König selbst bestimmt. Es war ein «lettuccio», der auf folgende Weise beschrieben wird: «Ein sehr schöner ‹lettuccio› aus Nussbaum, 6 Ellen lang mit Truhe und Rückwand, darin die Ansicht von Neapel, dem Kastell und dessen Umgebung» Das Wort «lettuccio» bezeichnete nicht, wie man vermuten könnte, ein «kleines Bett», sondern ein sehr repräsentatives Möbelstück, wie es in vornehmen Florentiner Häusern nicht selten anzutreffen war (siehe Abb. Seite 110). Es bestand aus einer Truhenbank oder Sitzlade, komplettiert von einer Rückwand, die oft mit Schnitzwerk und Intarsien, manchmal auch mit eingefügten Tafelbildern verziert war. Das ganze Ensemble stand auf einem Podest. Das dem König zugedachte Möbel, das nicht erhalten ist, war, wie schon die Maße erkennen lassen, ein wahres Prunkstück. Mehr als drei Meter lang, konnte es auch in einer königlichen Residenz gute Figur machen.
    Wie aus anderen Zeugnissen hervorgeht, war das Möbelstück in Florenz gefertigt worden, und als es dort in der Werkstatt zusammengesetzt und aufgestellt wurde, erregte es große Bewunderung. Kein Wunder auch, denn es war das Werk eines der renommiertesten Florentiner Holz- und Intarsienkünstler der Zeit, jenes Benedetto da Maiano, der zusammen mit seinem Bruder Giuliano eine Werkstatt für solche Arbeiten unterhielt. Von Giuliano da Maiano hatte sich Filippo Strozzi anlässlich seiner Hochzeit die große Truhe arbeiten lassen und schätzte deshalb die Künste dieser Werkstatt. Benedetto da Maiano reiste selbst nach Neapel, um sein Werk dort wieder zusammenzusetzen, zu firnissen und zu vergolden. Dem Rang des Empfängers entsprechend, war das Möbel besonders kostbar gearbeitet. Filippos Schwager Marco Parenti, der seine Herstellung überwachte und sich um die Verfrachtung kümmerte, schrieb an Filippo nach Neapel, dass er bereits dreihundert Stück Blattgold besorgt habe und nicht einmal wisse, ob dies reiche. Das königliche Wappen mit einer diamantbesetzten Krone darüber schloss nach oben das Ensemble ab. In die Rückwand war zudem, wie der Eintrag besagt, eine Vedute derStadt Neapel eingefügt. Filippo Strozzi hatte keine Ausgaben gescheut, 180 Fiorini hatte er sich das prachtvolle Geschenk kosten lassen. Außerdem schenkte er dem König vierundzwanzig Märzenkäse, eine Schale Fenchelfrüchte und eine zweite Schale mit zwölf Würstchen, dazu zwei Schachteln mit getrockneten Feigen aus dem Florentiner Nonnenkloster San Gaggio.
    Die übrigen Geschenke waren im Vergleich dazu bescheidener. Die königlichen Prinzen Alfonso und Federico erhielten jeder ein beinernes Schachtischchen mit Brett und Figuren aus Elfenbein (Preis 15 Fiorini), dazu zwölf Märzenkäse und eine Schale mit Fenchelfrüchten. Ihre Schwester Eleonora, die künftige Herzogin von Ferrara, bekam einen fein gearbeiteten Spiegel mit ihrem Wappen. Eine der beachtenswertesten Zuwendungen ging an den humanistisch gebildeten Grafen von Maddaloni, Diomede Carafa, einen der großen Herren des Königreichs. Er erhielt zwei «Köpfe aus Marmor», antike Büsten also, dazu zwei bemalte flandrische Tücher, das heißt Malereien auf Leinwand, und ein Tafelbild des heiligen Franziskus. Dies, so wird angegeben, war «von der Hand Ruggieris», eines Malers, der wohl mit Rogier van der Weyden zu identifizieren ist. FlandrischeKunstwerke, gleich ob Gobelins oder Gemälde, waren damals sehr gefragt in Italien. Auch Herzog Orso Orsini von Ascoli erhielt einen Marmorkopf. Die anderen mussten sich mit weniger bescheiden. In den meisten Fällen beschränkten sich die Gaben auf eine mehr oder weniger große Zahl von Käselaiben und Schalen mit Gebäck und Fenchelfrüchten. Der am Hof lebende Humanist Giovanni Pontano bekam nur Konfekt. Alles in allem hatten die Geschenke einen Wert von 342 Fiorini, eine ansehnliche Summe, mit der die neapolitanische Bank belastet wurde. Es handelte sich

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