Die Strozzi
begann Filippo Strozzi gegen 1473, immer in Hinblick auf den Bau eines neuen, großen Stadthauses, das seiner gesellschaftlichen Stellung und seinem Reichtum entsprechen sollte. Zugleich erwarb er Güter auf dem Land. In einer Gegend westlich von Florenz, wo die Strozzi seit alters Häuser und Grundbesitz besaßen, kaufte er 1475 den Hof Capalle. Jede Florentiner Familie von einigem Rang und Vermögen hatte solchen Landbesitz. Die von Halbpächtern bewirtschafteten Bauernhöfe lieferten den Eigentümern in der Stadt die nötigen Lebensmittel und brachten darüber hinaus durch Pacht und Überschuss weitere Einkünfte. Oft erfüllten sie auch die Funktion einer Sommerresidenz,wenn die Bauernhäuser, wie so oft im 15. Jahrhundert, zu Villen ausgebaut wurden. Filippo Strozzis Familie hatte sich lange damit begnügen müssen, die heißen Monate in der Villa «Le Selve» von Filippos Schwager Giovanni Bonsi in den Hügeln oberhalb von Lastra a Signa zu verbringen. Jetzt ließ Filippo Strozzi die verfallenen Gebäude in Capalle so weit wiederherrichten, dass sie auch zur Sommerfrische dienen konnten. Das Gut hatte zuvor einer anderen Strozzi-Familie gehört, die es Filippo anbot mit der Begründung, dass es auf diese Weise bei den Strozzi bliebe, ein zusätzliches Motiv für Filippo, es zu kaufen. Wie in der Stadt konzentrierte sich abbildhaft auch der Landbesitz der Strozzi in einer bestimmten Gegend zwischen dem Arno und dem Flüsschen Bisenzio und dokumentierte noch einmal die alte Zusammengehörigkeit der Familie. 1477 kaufte Filippo dazu das Gut Santuccio, das ebenfalls einst Angehörigen der Familie Strozzi gehört hatte, später noch das Gut Maglio bei Prato.
Da zu Santuccio auch ein Oratorium gehörte, über das die Strozzi von alters das Patronat innehatten, gab es für Filippo außer dem praktischen auch einen spirituellen Grund für den Erwerb dieses Guts, wie er seinem Bruder Lorenzo erklärte: «Da Gott mir weltliche Güter gewährt hat», schrieb er ihm, «will ich mich ihm dankbar dafür erzeigen, und wenn mit den Dingen Gottes der Anfang gemacht wird, dann werden wir eines Tages auch an die eigenen Dinge Hand anlegen können.» Dies schloss natürlich eine praktische Verwendung nicht aus. Filippo rechtfertigte den Kauf seinem Bruder gegenüber, der nicht davon begeistert war, mit der Überlegung, dass das zugehörige Oratorium eine gute Pfründe für Lorenzos unehelichen Sohn Giovanluigi darstellen könne, nur war das Kind während der Kaufverhandlungen, erst elf Jahre alt, plötzlich gestorben.
Es war keine leere Phrase, wenn Filippo sich auf seine Dankespflicht gegenüber Gott berief. Er war zutiefst vom Glauben durchdrungen, dass alles Gut auf dieser Erde ihm letztlich durch Gottes Gnade zugefallen war. Noch bevor er energisch die Vorbereitungen zum Bau des neuen Stadtpalastes vorantrieb, steckte er deshalb viel Geld in kirchliche Bauten. Der Pfarrkirche Santa Maria degli Ughi gegenüber seinem Haus, die schon seine Mutter im Testament bedacht hatte, stiftete er 1472 zwei Fenster und liturgische Gewänder. 1476 erwarb er die Patronatsrechte über die Einsiedelei Santa Maria delleSelve bei Giovanni Bonsis gleichnamiger Villa, in der er 1473 sein viertes Kind, den zweiten Sohn, begraben hatte. In den folgenden Jahren baute er zwei Kapellen und führte viele Reparaturen durch. 1482 gab er beim Maler Neri di Bicci ein Altarbild in Auftrag.
Domenico Ghirlandaio (Werkstatt), «Geburt Christi» mit Filippo Strozzi als Stifter. Predellentafel eines Gemäldes für die von Filippo erbaute Kirche Santa Maria in Lecceto.
Viel mehr aber noch engagierte er sich in der Einsiedelei Lecceto, einer Stiftung der Dominikaner von San Marco, die nicht weit von Santa Maria delle Selve entfernt in den Wäldern oberhalb von Lastra a Signa gelegen war. Auf einem von der Gemeinde Gangalandi geschenkten Terrain hatte 1473 Fra Domenico Guerrucci, finanziert durch den Florentiner Patrizier Piero del Pugliese, mit dem Bau eines Kirchleins begonnen, das der Gottesmutter geweiht war. Filippo Strozzi schaltete sich gegen 1477 ein, als der Bau schon weit fortgeschritten war. Bis zu seinem Tod ließ er beträchtliche finanzielle Mittel in die Kirche, ihre Ausstattung sowie eine Herberge für Mönche und Besucher fließen. Er stiftete vor allem die dem Chor von Santa Maria degli Ughi nachgebildete Altarkapelle, wie die für keinen Besucher zu übersehende Inschrift auf dem umlaufenden Fries bekundet: VIRGINI GENITRICI PHILIPPUS STROZZA
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