Die Strozzi
SUI IN SALUTEM CONDIDIT – Filippo Strozzi erbaute sie zu Ehren der Heiligen Jungfrau und Mutter für sein Seelenheil. Dazu zeugten zahlreiche Strozzi-Wappen im Inneren und auf der Fassade vom Wohltäter. Frömmigkeit und Streben nach Prestige fielen hier also in eins. Dann bestellte er auch das Altarbild mit einer Madonna, dem heiligenJohannes dem Täufer und dem heiligen Philippus, seinem Namenspatron, dessen Fest auf seine Kosten jedes Jahr feierlich begangen wurde.
Dieses Altarbild, das wahrscheinlich aus der Werkstatt Ghirlandaios stammt, ist nicht erhalten, wohl aber eine Predellentafel, auf der Filippo Strozzi als Stifter dargestellt ist (siehe Abb. Seite 121). Im einfachen braunen Rock mit schwarzen Strümpfen kniet er neben dem neugeborenen, auf die Erde gebetteten Jesuskind, der Gottesmutter und dem schlafenden heiligen Joseph. Filippo Strozzi wird von einer mächtigen, niedergekauerten Dogge begleitet, sicher seinem Lieblingshund. Die Szene von Christi Geburt spielt in einer idyllischen, leicht hügeligen Landschaft. Rechts tritt ein Hirte aus dem Stall, in dem Ochs und Esel stehen, links hütet ein zweiter Hirte im Freien seine Herde, während sich im Hintergrund ein breiter Fluss durch das Tal windet, der Arno, an dessen Ufern sich in der Ferne Florenz mit seinen Türmen abzeichnet. Filippo Strozzi ist im Profil dargestellt, sein kurzes Haar ist ergraut, und seine Züge sind scharf geworden, wie es der Zeit entspricht, in der das Gemälde entstand (1487/88). Filippo Strozzi war damals fast sechzig Jahre alt.
Von seinen Landgütern baute Filippo Strozzi nur Santuccio zu einer repräsentativen, aber nicht luxuriösen Villa aus. Im Gegensatz zu Francesco Sassetti, dem Generaldirektor der Medici-Bank, der sich in der gleichen Zeit eine grandiose Villa bauen ließ, dann aber für ein neues Stadthaus kein Geld mehr hatte, ganz zu schweigen von Lorenzo de’ Medicis Plänen für die grandiose Villa in Poggio a Caiano, wollte Filippo Strozzi seine finanziellen Mittel auf den Bau des Familienpalasts in Florenz konzentrieren. Er vermietete sogar das Gut zunächst für fünf Jahre. Dann renovierte er ab 1483 das alte Herrenhaus und baute daran in rechtem Winkel einen zweistöckigen Flügel mit einer eleganten Loggia im Erdgeschoss an. Die Villa war, wie aus Rechnungen und Inventaren hervorgeht, geschmackvoll mit Wanddekorationen und Möbeln sowie einigen Gemälden ausgestattet, von denen nur die Inhalte, nicht aber die Künstler genannt werden: Vögel, Hunde, ein Schiff, eine Giraffe, aber auch drei Madonnen. Eines dieser Madonnenbilder muss das Gemälde Filippino Lippis gewesen sein, das sich heute im Metropolitan Museum in New York befindet (siehe Abb. Seite 123). Diese
Madonnna mit Kind
enthält klare Anspielungen auf die Villa, und das Strozzi-Wappen auf dem Bild legt nahe, dass Filippo Strozzi der Kommittent war. Maria mit dem Kind sitzt in einem Raum, der sich zu einer Loggia hin öffnet, die ähnlich wie die Loggia in Santuccio von ionischen Säulen gestützt wird. In den Zwickel zwischen den Rundbögen ist ein Strozzi-Wappen im Relief eingefügt, so wie die Zwickel in Santuccio wahrscheinlich auch einmal das Wappen zeigten. Hinter der Loggia ein Fluss mit einer Brücke und einige Gebäude. Bei einer Brücke über den Bisenzio war auch Santuccio gelegen.
Filippino Lippi, «Madonna mit Kind» (Ausschnitt). Die Tafel hing wahrscheinlich einmal in der Villa Filippo Strozzis in Santuccio.
In Filippo Strozzis privatem Leben hatte sich in den Jahren, in denen er sich eine neue Stellung in Florenz schuf, Grundbesitz erwarb und seine Bauprojekte vorantrieb, vieles geändert. Seine liebsten Angehörigen waren alle gestorben: Seine Mutter 1471, 1476 folgte ihr seine Frau Fiammetta Adimari ins Grab, und 1479 verstarb in Neapel auch sein Bruder Lorenzo. Von den sechs Kindern, die Fiammetta ihm gebar, erreichten nur drei das Erwachsenenalter, die anderen starben. Nur ein einziger Sohn, Alfonso, sicherte bis jetzt (aber wie lange noch?) den Fortbestand der Familie. Fiammettas Tod kam plötzlich und unerwartet. Sie hatte ein Mädchen zur Welt gebracht, die Geburt war ohne größere Schwierigkeiten verlaufen, und die Wöchnerin war schon wieder aufgestanden, als sie am vierten Tag nach der Geburt unter heftigen Schmerzen zusammenbrach. Die Ärzte konnten ihr nicht mehr helfen, sie starb noch am gleichen Abend. Filippo Strozzi vermerkte ihren Tod mit großer Bestürzung in seinen
Ricordi
, wie auch, dass er zur Klärung
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