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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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Himmel.
    „Die Multis“, murmelte ich tonlos.
    „Die Multis!“ tönte es auch von Bergander her, nur daß er nicht murmelte wie ich, sondern bereits schon schrie.
    „Jetzt, Nordin, gilt’s!“ Das aber war Parthus. Seine Stimme klang erschreckend fremd und spröde. Er sah wohl ebenso wie ich und wie wir alle, daß jeder Landungsbefehl zu spät gekom men wäre. Die Multi-Roover mußten sich selber helfen, wenn sie es noch vermochten.
    Es war dann, als schüttele der Herbstwind überreife Äpfel von einem unsichtbaren Baum. Der vorderste der Multis kam ins Trudeln und Flattern, ins Schwanken, Rütteln und stürmische Stürzen. Gleich darauf folgte der zweite ihm nach, wie an einem Seil gezogen, unaufhaltsam dem Boden entgegen. Als ich mich umwandte, sah ich die beiden hinteren im steilen Landeabstieg herunterkommen. Bei ihnen waren die Schlieren noch nicht. Sie wurden also noch gelenkt und gesteuert und versuchten der Gefahr zu entkommen. Jedenfalls hoffte ich das.
    Ich kann heute nicht mehr sagen, ob ich in jenem Augenblick den Knopf der mit dem Leutnant ausgehandelten Frequenz drückte oder nicht, ganz sicher aber weiß ich, daß ich in blankem Ent setzen schrie: „Los doch! Macht was! Helft!“ Es war mir egal, auf wessen Kosten es gehen mochte, wenn nur unsere Männer gerettet wurden. Beglückend und beklemmend zugleich fühlte ich, daß ich wieder bei meinen Freunden und Gefährten war, daß ich wieder Mensch unter Menschen war, einfach dazuge hörte.
    Und da schoß es auch schon aus der Werferkugel unseres Führungstitans heraus wie eine weißglühende Faust. Der Schlag schmetterte über die Ebene hin mit entsetzlichem Widerhall, riß die Atmosphäre auf, daß sie knirschte, schrie und jaulte, und dann zuckte es auch bereits drüben in die Felswand hinein, dort, wo der Metallzylinder hing. Stöhnen und Bersten klang zu uns herüber. Das Gestein bäumte sich, glühte auf, zerstob kreischend in Atome. Eine mächtige Flammengarbe schoß in den Himmel, und eine grau-schwarze, mit weißlichen Dampf- und Gasschwaden vermischte Säule stieg ihr träge hinterdrein, quoll auf zu einem gigantischen, bleiern und tödlich still in die höchsten Höhen hinaufziehenden Pilz.
    Das Echo unseres Feuers war noch nicht verhallt, da barsten vor uns zwei weitere, dumpf und eigentümlich klirrend klingende Explosionen auf. Auch dort wölbten sich sofort Qualm und Rauch in den Himmel und trieben mit dem stillen Wind geruhsam davon. Das waren dann wohl unsere beiden Spitzen- Multis gewesen.
    Ich weiß noch, daß in mir alles zitterte, bebte und flog... Es dauerte lange, bis ich auch nur halbwegs wieder zur Besinnung kam. Das erste, was ich nachher wahrnahm, war das tiefe, absolute, tödliche Schweigen rings um mich herum. Alle, die sich mit mir im Astrachan befanden, saßen genauso versteinert wie ich, und nur voraus, im Titan, sah ich doch wahrhafti gen Himmels den Leutnant im offenen Luk stehen, gestikulieren, seinen Leuten etwas zuschreien und dabei ganz offensichtlich durch ein ganz simples Fernglas starren, hin in Richtung der Absturzstelle unserer Multi-Roover. Daß er in seinem Fahrzeug ein hochmodernes Elektronenperiskop besaß, das seinen Feld stecher hinsichtlich des Auflösungsvermögens um mindestens das Tausendfache übertreffen mußte, schien er völlig vergessen zu haben.
    Und da hörte ich auch schon den Problemator murmeln: „Ja! Ja, fahr los, Junge!“
    Es war dann, als habe Kraneis diesen, für ihn doch vollkommen unhörbaren Befehl trotz allem sehr wohl vernommen, denn im gleichen Augenblick sprang der Titan mit einem wahren Tigersatz nach vorn, das Schutzschild mußten sie bis unmittelbar auf den Boden herabgesenkt haben, weil sofort Funken, glühendes Gestein und prasselnder Schutt in einer undurchdringlichen Fontäne hinter ihnen aufwirbelten, und der Panzerwagen stürzte sich regelrecht auf die Ebene hinaus, schoß dahin mit für mich unfaßbarer Geschwindigkeit, um zu retten, was noch zu retten war.
    Doch zu retten war nichts mehr. Absolut nichts. Die Schlieren hatten sich zwar sofort nach unserem Schlag auf den rätsel haften Metallzylinder im Gefels aufgelöst, waren spurlos ver schwunden, hatten sich ins Nichts verflüchtigt, unsere beiden an deren als Nachhut fliegenden Multis waren wohlbehalten her untergekommen und längst in Sicherheit, doch den vier anderen Männern, die das Verhängnis ereilt hatte, den beiden Piloten und den zwei Bordtechnikern, war nicht mehr zu helfen. Wir saßen beieinander

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