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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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es überhaupt keinen Zusammenhang zwischen den Bursts und den Schlieren. Und dann sind wir einfach hereingefallen mit unserer Hypothese.“
    „Ja“, sagte Gossel, „dann war’s wohl so wie mit einem schlafenden Tiger, dem plötzlich ein Zicklein vor der Nase vorbei marschiert und er langt mal eben nur zu. Dann haben wir natürlich vergessen, unseren Leuten in den Multis zu sagen, daß sie Zicklein seien. Vielleicht auch Kaninchen.“
    Das ging nun so eindeutig gegen Nordin, daß es nicht nur mir ungerecht vorkam.
    „Mach lieber deine Energieverlaufskurve fertig und halte den Mund“, wies Parthus den Planetologen zurecht, und Nordin selbst schwieg nun zu allem. Aber er war einer derjenigen, die wohl am härtesten arbeiteten in jener Stunde.
    Dann kam der Punkt, wo wir so ziemlich am Ende waren mit unserem Latein. Die wenigen Werte und Ergebnisse, die wir als gesichert betrachten konnten, hatten unten am Plateau und in Verbindung mit Ekenbergs Theorie noch einigermaßen einen Sinn ergeben, hier jedoch wiesen sie einfach nur ins Uferlose. Allein die Energiewertberechnungen führten zu erschreckenden Ergebnissen. Wenn man den Schlieren wirklich die Fähigkeit zuerkennen wollte, einen Menschen praktisch in Atome aufzu lösen, davonzutragen und anderenorts wieder zusammenzu fügen – was bis zu jenem Tag aber immer noch nur ich alleine annahm –, dann führte schon das allein zu Werten, die kaum vorstellbar waren. Nun jedoch stellte sich heraus, daß bei einem der abgestürzten Multis die Pilotenkanzel noch voll ständig erhalten war, das Spezialglas war durchzogen von un gezählten Sprüngen und Schrunden, aber eben doch noch her metisch dicht aufsitzend auf dem metallenen Reststück des Rumpfes. Der Pilot mußte also durch das in der Luft noch völlig unbeschädigte Kanzelglas davongetragen worden sein. Und was für ihn galt, galt dann auch für die drei anderen.
    „Wenn das aber so ist“, meinte Baskow, „dann genügt nicht einmal eine Zerlegung in Atome, dann müssen die Männer bis auf die Elementarbausteine auseinandergenommen worden sein, bis auf die Elektronen, Neutronen und Protonen, von allem übrigen gänzlich zu schweigen. Ich kenne keine Kraft der Welt, die dazu in der Lage wäre, schon gar nicht...“
    Ich wußte aber auch so, was er noch hatte sagen wollen: Schon gar nicht, sie dann wieder zu einem lebenden Wesen zu sammenzusetzen! Das nämlich, und nichts anderes.
    „Aber der Wall!“ wandte ich schwach ein. „Die freie Elemen tenumwandlung. Sie können eben mehr, als nur Brot essen.“
    „Wir können auch mehr“, erwiderte Baskow lakonisch. „Aber das hier können wir eben nicht, und ich glaube auch nicht, daß sonst jemand es kann. Ich glaube es einfach nicht, wenn auch der Augenschein dagegen spricht. Nicht jedenfalls auf der Grundlage eines so schwachen Energiestrahles, wie wir ihn zwischen dem Zylinder und den Schlieren beobachtet haben, und auch nicht auf der Grundlage der Schlieren selbst, mag es nun ’angeregte Materie’ sein oder nicht. Ein elektrischer Leiter, ein Funke, auch ein Energiestrahl ist immer dimensioniert und besitzt eine Maximalkapazität, die eben abhängig ist von seiner Dimensionierung. Alles andere hieße die Naturgesetze auf den Kopf stellen.“
    „Energiekomprimierung“, sagte Bergander.
    „Was ist denn das nun?“ fragte Parthus sarkastisch. „Gleich sind wir wieder beim Überraum und dem schwarzen Loch.“
    Eine heftige Fachdiskussion setzte ein, von der ich eigentlich gar nichts mehr verstand, aber irgendwie war es vielleicht gut, daß durch diesen wissenschaftlichen Streit all das Dunkle und Bedrohliche, das uns umgab, ein wenig verdrängt wurde.
    Der Commodore selbst war es nachher, der noch eine neue Hypothese in die Debatte warf, und die war nun so tollkühn und schien so wenig zu dem nüchternen, geradlinigen Castor zu passen, daß es sogar mich aus der Fassung brachte.
    „Schablonentechnik“, sagte der Erste Navigator aber. „Eine Art komplizierter Fotografie. Wenn sie die Männer aufgelöst und dabei nur ihre atomaren Strukturen analytisch fixiert haben, dann braucht kein echter Transport stattgefunden zu haben, nur eine Informationsübermittlung. Und auf dieser Grundlage kann man dann anderenorts wieder eine Reproduktion schaffen.“
    „So wie einen fotografischen Abzug?“ Plecha hielt sich, wäh rend er es herausstieß, an der Kante seiner Arbeitsplatte fest.
    „Genau so“, bestätigte Castor ungerührt.
    „Und das Seelenleben? Die ganze

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