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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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und konnten es nicht fassen.
    „Ich bin schuld!“ schrie Nordin außer sich. Und er schrie es nicht nur einmal. „Wie konnte ich das übersehen! Bloß, weil die Schlieren in der Schlucht nicht durch das Plexiglas drangen, muß es doch nicht immerzu dasselbe sein! Sie können ihre Durchdringungsfähigkeit ändern! Mein Himmel! Ich habe aus einer, einer einzigen Situation auf alle geschlossen!“
    „Wir alle haben das getan“, sagte Baskow. „Wir alle.“
    „Nein!“ rief Nordin wiederum. „Nein! Ich muß es auf mich nehmen! Ich ganz allein! Und das werde ich nie wieder los. Ich werde es mir selber nicht verzeihen können! Niemals und nie!“
    Wer es aber tatsächlich auf sich nehmen mußte, das war ein ganz anderer. Das war ich. Jawohl, ich! Mein verantwortungs loses Geschwätz von dem „relativen Schutz“ und der „Vernunft“ der Tantaliden! Und der Commodore war zum Schluß auch noch darauf eingegangen! Ich hielt mir die Ohren zu, um Nordin nicht mehr hören zu müssen.
    Als Kraneis dann zurückkehrte, war er sehr blaß, aber gefaßt. „Sie sind nicht durch den Absturz ums Leben gekommen“, meldete er. „Sie waren vorher schon fort. Nach allem, was ich weiß, das gleiche Bild wie bei den anderen Verschwundenen. Wir haben Fetzen von ihren Kombinationen gefunden und einen Schutzhelm. Sonst nichts.“
    Es schien mir seltsam, daß ausgerechnet er so sorgsam in der Wahl seiner Worte war. Und in dieser Lage! Er sprach von „Verschwundenen“! Wenn er gewußt hätte, daß dies der einzige Halt war, der mir überhaupt noch blieb! Aber er wußte es nicht, und vielleicht war es gut so.
    Statt dessen aber begann er dann zu knirschen: „Wir sind noch nicht am Ende! Noch lange nicht! Das werden wir nicht so hinnehmen! Ich jedenfalls nicht! Und wenn es das letzte ist, was ich tue!“ Dann brach er unvermittelt ab, machte kehrt und stakte quer über den aschgrauen Sand zu seinem Fahrzeug zurück. Erbitterung und eine finstere Entschlossenheit sprachen sogar aus der Art seines Ganges.
    Parthus war es schließlich, Parthus und Castor selbst, die es verstanden, alles allmählich wieder in halbwegs normale Bahnen zu lenken.
    Unser ganzer Konvoi rückte vor, bis unmittelbar an die Ab sturzstelle heran, so daß diese mit in das Schutzfeld einbezogen werden konnte, und dann hagelte es auch schon Anordnungen von Seiten des Commodore und des Zweiten Navigators.
    Ein Trupp wurde zur Aufräumung und Sichtung der Un glücksstelle eingeteilt, die Rundumbeobachtung auf den Fahr zeugen wurde verdoppelt, und die Wissenschaftler und Techniker bekamen alle Hände voll zu tun mit der Meßdatenermittlung und der spektrographischen Auswertung des Reaktions bildes unseres Schlags auf den Metallzylinder, das automatisch aufgezeichnet worden war.
    „Wieder das gleiche“, sagte Ekenberg. „Stahl, Vanadium, Tan tal. Die Linien sind etwas verwischt; es ist ja auch allerhand Fels von der Reaktion mit erfaßt worden. Silizium ist noch da, Sauerstoff, Stickstoff, einige Edelgase, Chlor und Fluor.“
    Das wichtigste jedoch war, daß die Röntgengrade im Umkreis der aufgerissenen Bergwand sehr rasch zurückgingen.
    „Kein Problem, dort mal hinzumarschieren“, bemerkte Gos- sel. „Ich wäre ohnehin sehr dafür. Vielleicht ist etwas übrig geblieben.“
    Soweit aber war es noch lange nicht, selbst, wenn wir nichts anderes zu tun gehabt hätten.
    Baskow warf erst einmal die Problematik der Schlieren wie- der auf. „Wie weit sind wir eigentlich vom Obelisken noch entfernt?“ fragte er nämlich wie beiläufig.
    „An die hundertfünfzig Kilometer“, antwortete ihm einer der für die Kartographie und den Kurs verantwortlichen Maaten.
    „Aha!“
    Wir alle schauten den Problemator wohl einigermaßen fra gend an.
    „Das ist doch klar“, erläuterte er dann auch schon. „Wenn tatsächlich ein Zusammenhang zwischen den Schlieren und der Spica-Aktivität besteht, vielleicht sogar einer zwischen der Durchdringungsfähigkeit der Schlieren und der Intensität der Bursts und wir weiter annehmen, daß der Zeitvorsprung der Schlieren zu den Sonnenausbrüchen vom Obelisken an bis hinunter zur Küste linear abnimmt, dann müßte eigentlich etwa vierzig Minuten nach dem Erscheinen der Schlieren hier eini ges geschehen in der Atmosphäre des Planeten.“
    Es geschah aber nichts, und die vierzig Minuten waren auch schon lange vorbei.
    „Vielleicht ist der Zeitvorsprung nicht linearer Natur“, wandte jemand ein.
    Und ein anderer: „Vielleicht sogar gibt

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