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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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Psyche? Die Gefühle?“ fragte Nordin leise.
    „Da der Mensch materiell ist und die Tantaliden sicher ebenso, ist auch das Seelenleben materiell. Muß ich dir das kleine Ein maleins beibringen, Nordin?“ Castors Stimme klang nun hart.
    „Nein, Navigator“, sagte Nordin, „das mußt du nicht. Aber das widert mich alles an. Unsagbar widert mich das an.“
    „Es ist ja auch nur eine Hypothese“, schaltete sich Baskow noch einmal fast tröstend ein. „Eine von vielen.“
    Drückendes Schweigen kehrte aber nun dennoch in unseren Astrachan ein. Der Mensch, diese sicher zwar nicht einmalige, aber dennoch so hochvollendete Schöpfung der Natur und der eigenen Selbsterziehung, ein beliebig zu vervielfältigendes Ob jekt intelligent gehandhabter Technik – das war eine Vor stellung, die jeden von uns stumpf vor Bestürzung machte.
    „Papperlapapp!“ raffte sich Parthus zum Schluß dann auf. „Wenn ich resümieren darf: Wir wissen nichts! Absolut nichts! Aber wenn die Schlieren nun nicht mehr in Abhängigkeit von der Spica-Aktivität zu stehen scheinen, und sei es auch nur für diesen einen speziellen Fall gewesen, der jedoch immerhin vier unserer Leute das Leben gekostet hat – und ich behaupte nun auch: Das Leben gekostet! – , dann kann man nicht mehr von einem mechanischen, vorprogrammierten und blind reagie renden Ablauf sprechen, für den es gleichgültig ist, ob es sich um Kaninchen oder Menschen handelt. Dann hat sich ganz einfach irgendwas gegen uns gewandt, und zwar ausschließlich gegen uns, und Kraneis hat notgedrungen richtig gehandelt, wenn er zuschlug. Bloß andererseits“, und er stockte einen Se kundenbruchteil, „wenn solche Möglichkeiten und Energien ins Spiel kommen, wie wir sie rechnerisch oder auch nur rein hypothetisch in Betracht ziehen müssen, dann ist auch jede Eskalierung denkbar, und dann sind zum bösen Ende und ge nau betrachtet sogar unser Kraftfeld und die Titans nur noch als relativer Schutz aufzufassen. Wenn wir unter diesen Um ständen wirklich logisch handeln wollten, könnten wir auch gleich absolut nackt auf diesem Planeten hier herumspazieren, oder aber wir müßten uns sofort und auf der Stelle einschiffen und den Rückflug zur Erde antreten.“ Es war zwingend, überzeu gend und zugleich niederschmetternd, was er da vorbrachte.
    Doch der Problemator sagte schlicht und ruhig in das ein setzende Stimmengewirr hinein: „Ich bin für Stenström. Ich bin für den Teletransport, trotz alledem und obwohl ich es nicht glauben kann. Ich bin auch für Castors Schablonenhypo these. Ich bin für alles, was uns unsere Freunde wieder zu rück-bringen könnte. Und nur dafür. Es gibt Dinge, die man einfach zu Ende führen muß, wenn man sich einmal auf sie eingelassen hat. Das hier ist eins von dieser Art. Und bisher ist noch nicht bewiesen worden, daß irgendeine Kraft im Universum ein Yorck-Bisonte-Schutzfeld einzudrücken vermag.“
    „Es ist auch noch nicht bewiesen worden, daß ein Pilot aus seinem Cockpit herausgezogen werden kann wie die Perle aus der Auster, jedoch ohne daß die Muschelschalen dabei auch nur einen Spalt breit geöffnet worden wären. Bis heute jedenfalls.“ Das war nun noch einmal Nordin.
    „Ja“, entgegnete Baskow still, „du hast schon recht. Aber ich habe auch recht. Und was sollen wir sonst machen?“
    Das war dann eigentlich alles. Die Fahrzeuge wurden unter dem Schutzfeld zum Kampfkarree zusammengezogen, das Feld selbst von passiv auf aktiv umgeschaltet, und in den Astrachans, Transportern und Titans trat das verschärfte Wachreglement in Kraft. Aus und vorbei war es mit dem gelassenen und sorg losen Herumwandern unter der Glocke des Schutzfeldes, aus und vorbei war es sogar mit der Latrine im Schatten irgendeines Felsvorsprunges. Wir alle trugen von nun an auch in den Fahrzeugen Helm und Kampfanzug, und die Weyr-Werfer wurden griffbereit gelegt. Selbst der murrende Gossel mußte sich endlich von seinen kurzen Hosen, Sandalen und offenen Hemden trennen, und von Stund an verfluchte er diesen Pla neten Tantalus und sein Geschick, das ihn hierher geführt hatte. Er war nicht der einzige.
    Wir blieben auf jenem schlimmen Platz, den wir später den „Friedhof“ taufen sollten, fast eine volle Woche, nach irdischer Zeitrechnung.
    Die Aufräumungsarbeiten an der Absturzstelle wurden fortgeführt, doch bei aller Sorgfalt und sogar Pedanterie, mit der dabei verfahren wurde, konnten keine neuen Erkenntnisse gewonnen werden. Die Bordschreiber hatten nicht

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