Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
Vom Netzwerk:
fuhren, Kiesel und kleines Gestein, denn kometenschweifig mischte sich unver sehens gleißende Glut in die sprühende Schleppe des stürzenden Wassers. Dann war auch das vorbei. Und wieder schwam men die fernen Rauchfahnen der Vulkane sepiafarben in den Himmel hinein.
    Es war irgendwie eine heroische Landschaft, wobei ich nicht wagen würde zu sagen, sie sei wild gewesen. Dennoch schien sie sich nur dem gänzlich erschließen zu wollen, der sich ganz an sie hingab und sich jeden Schritt und Tritt mit unabweisbarer Beharrlichkeit von ihr ertrotzte. Wie wir so dahinfuhren, hatte ich nicht den Eindruck, daß wir dies taten, und etwas wie eine leise Melancholie wollte mich anrühren. Später, als mir eine Steilwand unter dem hier oben schon sehr starken Sonnenlicht zu flirren und zu erzittern schien, erinnerte ich mich wieder jener geheimnisvollen Schlieren. Sie hatten sich seit unserem Aufbruch vom Plateau nicht wieder gezeigt. Auch die nächtlichen Gewitter und Regengüsse waren schwächer, gleichsam entspannter ge worden, und wir hatten in unseren jeweiligen Biwaks unter dem leisen Trommeln des Regens geruhsam in den Schlaf hinein finden können. Auch das Elmsfeuer war nicht wieder aufge flammt, und dies alles stimmte recht gut damit überein, daß uns von der ALGOL immer beruhigendere Werte bezüglich der Aktivität der Spica heruntergegeben wurden. Es wollten wohl Tage einer „Ruhigen Sonne“ werden, und Ekenbergs Theorie schien durch all das glänzend bestätigt.
    Dann jedoch kam es aus heiterem Himmel, und ich werde diese Stunden nie vergessen, obwohl ihnen noch Schlimmeres, Grausameres, Bösartigeres und einfach Unbegreifliches folgen sollte.
    Wir waren endlich nach stundenlanger, mühsamer Kletterei der Fahrzeuge auf einer Art Hochebene herausgekommen. Das war eine verhältnismäßig lange und breite und nur sacht an steigende Fläche, doch immer noch türmten sich neue, schier end los hohe Berge vor uns und zu unseren Seiten den Wolken ent gegen. Immerhin war unsere Fahrt hier wieder einmal ruhig geworden, denn die wenigen Schutt- und Geröllstreifen, die von den Flanken der Felsen wie Schleppen herunterstrichen und sich quer zu unserem Wege lagerten, behinderten uns kaum. Ich vernahm das seltsam beruhigend wirkende Pfeifen der hoch droben und vor uns dahinziehenden Multi-Roover. Und da entdeckte ich es, links voraus, gar nicht einmal so weit über uns und scheinbar direkt an das bloße Gestein geklebt. Es sah aus wie ein der Länge nach halbierter, mit der aufgeschnittenen Seite an der Bergwand befestigter Metallzylinder, der nach oben zu von einer flach gewölbten Kuppel überdeckt wurde. Ich hatte früher einmal Abbildungen von altertümlichen Seekriegsschiffen gesehen, und dort hatten ebenfalls an den Seiten der Schiffsrümpfe ähnliche Panzertürme hervorgeragt, in denen großkalibrige Geschütze primitivster Bauart untergebracht ge wesen waren.
    Hier jedoch gab es keine Geschütze. Statt dessen kamen völ lig unerwartet die Schlieren wieder. Ich sah es genau: Sie ent standen mitten im freien Luftraum, gleichsam wie aus dem Nichts heraus, vierzig, fünfzig Meter von jenem Gebilde am Fels entfernt. Zwischen ihnen und dem Metallzylinder zuckte es hin und her, kaum wahrnehmbar im hellen Sonnenlicht, ein nadelfeiner, gelblich aufglühender Strahl, der sich dann jedoch rasch zu stabilisieren, auch seine Natur selbst zu ändern schien, denn er wurde schon nach wenigen Sekunden unsichtbar, und ich glaubte auch nicht daran, daß er mit irgendwelchen Meßgeräten noch zu orten war.
    „Kolonne, halt!“ rief Parthus in den Kommunikator, und seine Stimme klang keineswegs besorgt, eher sogar ein bißchen freu dig erregt, weil sich nun offensichtlich all unsere Spekulationen über die Schlieren voll zu bestätigen schienen.
    Ich spürte unseren Astrachan rucken und sich direkt bäumen unter der raschen Bremsung, auch Kraneis’ Titan da vorn sah ich wippen und schaukeln, als er mit einem Schlag am Ort fest gehalten wurde, und dann bemerkte ich auch schon, wie sich die mächtig auseinandergequollenen Schlieren nicht etwa zu uns herabsenkten oder auch nur auf die Hochfläche hinaustrie ben und Kurs nahmen auf die enge Öffnung zwischen zwei Felsengruppen, zwischen denen wir heraufgekommen waren, Richtung Küste also und auf das Meer zu, sondern sie leckten im Gegenteil nach oben hinauf, immer weiter und höher, wir belten dabei umeinander, formierten sich zu einem lockeren Keil und stießen geradenwegs empor in den

Weitere Kostenlose Bücher