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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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konnten. Doch ich sagte es ihr nicht. Was auch
immer wir taten, wir konnten nicht wissen, ob der Krebs vollständig beseitigt war. Und vielleicht hatte Arturo gelogen. Wir konnten also nur abwarten, was wir ohnehin tun mussten.
    Cheryl und ich waren wieder Freundinnen. Nicht, dass wir je aufgehört hatten, Freundinnen zu sein. Aber wir waren Schwestern, und manchmal war das etwas anderes. Wir vergaßen schon mal, was wir aneinander hatten.
    Wir saßen zusammen auf dem Sofa und quatschten.
    »Es war cool , einen DJ zur Schwester zu haben«, sagte Cheryl und zog einen Schmollmund. »Ich vermisse die Zeit, als du bloß Musik gespielt hast. Du hast immer die tollsten Sachen ausgegraben.«
    »Als wenn du dir je meine Sendung angehört hättest«, sagte ich. »Ich habe schon immer Nachtschichten gemacht.«
    »Und was glaubst du, habe ich mir angehört, wenn ich um Mitternacht wegen der Babys wach war?«
    Da hatte sie nicht ganz Unrecht. Ich ließ das warme Gefühl auf mich wirken, das ihr Kompliment in mir verursacht hatte. Meine Schwester, meine große Schwester, hörte sich meine Schicht an. »Früher habe ich immer gedacht, dass du die beste Musik hörst. Ich glaube, wegen dir habe ich überhaupt erst angefangen, mich so intensiv für Musik zu interessieren.«
    Sie verengte die Augen zu Schlitzen. »Hast du mir jemals die Kassette von den Smiths zurückgegeben?«
    »O nein, damit fangen wir nicht schon wieder an …«
    Wie gewöhnlich schritt Mom ein. »Was ist mit dir, Ben - welche Musik hörst du?«

    »Er mag keine Musik«, sagte ich mit einem zornigen Blick.
    Ben saß in einem Sessel und knabberte an einem Stück Kuchen, wobei er versuchte, möglichst nicht aufzufallen. Er sah mich an und gab sich schockiert und verletzt. Wenigstens glaubte ich, dass er sich verstellte.
    »Das habe ich niemals gesagt. Ich bin wie jeder andere auch mit MTV aufgewachsen.«
    Cheryl sagte: »Und er ist alt genug, um sich an die Zeiten erinnern zu können, als auf MTV noch Musik lief.«
    Ich verdrehte die Augen. »Ach ja, der Schlachtruf der Generation X.« Jetzt starrten beide mich wütend an. Ich gab auf. Rasch erhob ich mich und ging auf die Küche zu. »Will noch jemand eine Limo?«
    Strahlend beobachtete Mom das Geschehen, ganz die Königin in ihrem Reich. Als ich an ihrem Sessel vorüberging, blieb ich stehen und umarmte sie. Sie litt immer noch Schmerzen, aber sie erwiderte meine Umarmung mit Nachdruck. Sie würde es schaffen, das wusste ich; egal, was Arturo gesagt hatte.
    Als ich den Kühlschrank schloss, sah ich, dass Ben mir in die Küche gefolgt war.
    »Kann ich kurz mit dir reden?«, fragte er.
    »Was gibt’s?« Etwas Ernstes, dachte ich. Ging nicht anders. Er hatte diesen Gesichtsausdruck, diese allzu düstere und gespannte Miene, als bereite er sich auf etwas Schwieriges vor. Darauf, einen Mandanten zu verteidigen, von dem er wusste, dass er schuldig war. Darauf, sich von seiner Freundin zu trennen.
    Wir standen einen Augenblick da und betrachteten uns
gegenseitig, während wir nebeneinander an der Arbeitsplatte lehnten. Ich hatte die Arme verschränkt, seine Hände waren in seinen Hosentaschen vergraben. Er rang mit sich, etwas zu sagen, und ich wünschte nur, er würde es endlich ausspucken. Allmählich wurde ich nervös.
    »Darf ich dir eine Frage stellen?«, erkundigte er sich.
    »Ich habe doch wohl schon Ja gesagt, oder?«
    Er zog die Hand aus der Tasche und hielt sie mir entgegen. Darin befand sich eine Schachtel. Eine dieser kleinen schwarzen Samtschatullen aus einem Juweliergeschäft. Ich hielt den Atem an. Ganz ehrlich, ich hielt den Atem an.
    »Ich habe mir gedacht, da wir nun die Wolfseite unter Dach und Fach gebracht zu haben scheinen, möchtest du es vielleicht auch auf der menschlichen Seite offiziell machen.« Er öffnete die Schatulle, was gut war, denn ich konnte sie nur völlig fassungslos anstarren. Und richtig, da war er. Ein Diamantring.
    Ich sah Ben an. »Du … du machst Witze.«
    »Ach, komm schon, selbst ich bin nicht so ein Mistkerl. Nein, ich mache keine Witze. Kitty … heirate mich.«
    Und ich konnte immer noch nicht atmen. Meine Augen brannten. Ich wusste, was ich sagen sollte. Eine schrille, widerliche Stimme in meinem Innern - ich hatte sie immer als die DJ-Stimme angesehen - schrie: Sag Ja, du Trottel! Ja!
    Es war das Surrealste, was mir je passiert war. Da wurde mir bewusst: Es war auch eine der coolsten Sachen, die mir je passiert waren. Ich stand kurz davor zu platzen, deshalb konnte

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