Die Stunde Der Jaeger
Eigenständigkeit unter Beweis zu stellen, indem ich einfach lebte und zurück zur Natur unterwegs war.
»Es läuft und läuft und läuft, ist schon ganz auÃer Puste«, murmelte ich.
Er faltete die Hände. »Ist es zur Hälfte fertig? Ein Viertel? «
Ich richtete den Blick auf eine Stelle an der Wand gegenüber und hielt den Mund.
»Sag mir, dass du zumindest angefangen hast.«
Ich stieà ein tiefes Seufzen aus. »Ich spiele mit dem Gedanken, ehrlich.«
»WeiÃt du, für jemanden in deiner Situation ist es völlig akzeptabel, einen Ghostwriter anzuheuern. Oder sich wenigstens einen Co-Autor zu suchen. Das machen die Leute ständig.«
»Nein. Ich habe einen Abschluss in Englisch. Ich sollte in der Lage sein, ein paar Sätze aneinanderzureihen.«
»Kitty â¦Â«
Ich schloss die Augen und hob abwehrend die Hand. Er erzählte mir nichts, was ich nicht sowieso schon wusste.
»Ich werde daran arbeiten. Ich möchte daran arbeiten. Ich werde etwas zusammenschustern, das wir ihnen zeigen können, um sie zufriedenzustellen.«
Er presste die Lippen zusammen, was aber nicht einmal ansatzweise nach einem Lächeln aussah. »Okay.«
Ich richtete mich auf und tat so, als hätten wir uns nicht gerade über das Buch unterhalten, an dem ich nicht schrieb. »Hast du etwas gegen diese Schlange unternommen? «
Verärgert sah er von seinem Essen auf. »Es gibt keine Grundlage für eine Klage. Keine Copyright-Verletzung, keine Warenzeichenverletzung, nichts.«
»Komm schon, sie hat meine Sendung geklaut!«
Diese Schlange! Sie nannte sich »Ariel, Priesterin der Nacht« und hatte vor etwa drei Monaten angefangen, eine Radiotalkshow über das Ãbernatürliche zu moderieren. Genau wie ich. Na ja, genau wie ich früher.
»Sie hat die Idee geklaut«, sagte Ben gelassen. »Das ist alles. So etwas kommt ständig vor. Du weiÃt schon, wenn ein Sendernetz einen Hit mit einer Krankenhausserie landet, nimmt in der nächsten Saison jedes andere Sendernetz eine solche Serie ins Programm, weil sie meinen, dass alle scharf darauf sind. Wegen so etwas kann man niemanden gerichtlich belangen. Früher oder später wäre es ohnehin passiert.«
»Aber sie ist furchtbar! Ihre Sendung ist der reinste effekthascherische Müll! «
»Dann mach es eben besser«, sagte er. »Geh wieder auf Sendung. Erziele höhere Einschaltquoten. Etwas anderes kannst du nicht tun.«
»Das geht nicht. Ich brauche eine Auszeit.« Ich lieà mich gegen die Lehne der Sitzbank fallen.
Träge rührte er mit einem Stück Pommes frites das Ketchup auf seinem Teller um. »Für mich sieht es so aus, als würdest du die Flinte ins Korn werfen.«
Ich sah weg. Ich hatte mich mit Thoreau verglichen, weil er die Flucht in die Wälder so edel klingen lieÃ. Trotzdem war es eine Flucht.
Ben fuhr fort: »Je länger du wegbleibst, desto mehr scheint es, als hätten die Leute in D.C. gewonnen, die dir den Garaus machen wollten.«
»Du hast recht.« Meine Stimme klang weich. »Ich weià ja, dass du recht hast. Mir fällt bloà nichts ein, was ich sagen könnte.«
»Wie kommst du dann darauf, du könntest ein Buch schreiben?«
Ben hatte für einen Tag oft genug recht gehabt. Ich blieb ihm eine Antwort schuldig, und er lieà das Thema fallen.
Er lieà mich zahlen. Gemeinsam traten wir auf die StraÃe hinaus.
»Fährst du direkt zurück nach Denver?«, fragte ich.
»Nein. Ich fahre nach Farmington und treffe mich mit Cormac. Er möchte, dass ich ihm bei einem Auftrag helfe.«
Ein Auftrag. Bei Cormac bedeutete das etwas Gefährliches.
Er jagte Werwölfe â nur solche, die Ãrger bereiteten, hatte er mir versichert â und brachte nebenbei noch den einen oder anderen Vampir zur Strecke. Einfach weil er es konnte.
Farmington, New Mexico, war noch einmal zweihundertfünfzig Meilen südwestlich von hier. »Für mich kommst du bloà bis nach Walsenburg, aber für Cormac fährst du bis nach Farmington?«
»Cormac gehört zur Familie«, sagte er.
Ich kannte noch immer nicht die ganze Geschichte und fragte mich häufig, wie ich an die beiden geraten war. Ben hatte ich kennengelernt, nachdem Cormac ihn mir empfohlen hatte. Wie kam ich nur dazu, mich ausgerechnet von einem Werwolfjäger bei der Wahl meines Anwalts beraten zu
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