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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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lassen? Allerdings gab es keinen Grund zur Klage: Beide hatten mich mehr als einmal aus heiklen Situationen gerettet. Ben schien keinerlei moralische Skrupel zu haben, sowohl einen Werwolf als auch einen Werwolfjäger zu vertreten. Doch waren Anwälte überhaupt zu moralischen Skrupeln fähig?
    Â»Pass auf dich auf«, sagte ich.
    Â»Keine Sorge.« Er lächelte. »Ich fahre bloß den Wagen und stelle die Kaution. Cormac ist derjenige, der gerne gefährlich lebt.«
    Er öffnete die Tür seines dunkelblauen Autos, schleuderte seine Aktentasche auf den Beifahrersitz und stieg ein. Mit einem Winken fuhr er vom Bordstein los und steuerte wieder auf den Highway.
    Auf dem Rückweg zu meiner Hütte hielt ich in dem noch kleineren Städtchen Clay, Einwohnerzahl dreihundertzwanzig,
zweitausendzweihundertfünfundfünfzig Meter über dem Meeresspiegel. Es hatte eine Tankstelle mit dazugehörigem Lebensmittelgeschäft, ein Bed & Breakfast, einen Ausstatter für Hinterwäldler und eine hundert Jahre alte Steinkirche aufzuweisen – das war’s auch schon. Der Lebensmittelladen, der »Clay Country Store«, verkaufte die besten selbst gebackenen Chocolate Chip Cookies diesseits der Kontinentalen Wasserscheide. Sie waren unwiderstehlich.
    Als ich eintrat, erklangen etliche Glöckchen, die am Türgriff hingen. Der Mann an der Kasse blickte auf, runzelte die Stirn und griff unter den Ladentisch. Er zog ein Gewehr hervor. Sagte kein Wort, sondern hielt es einfach nur auf mich gerichtet.
    Yeah, die Leute in der Gegend kannten mich. Dank Internet und 24-Stunden-Nachrichtensendern konnte ich nicht anonym bleiben, noch nicht einmal am Ende der Welt.
    Ich hob die Hände und trat weiter in den Laden. »Hi Joe. Ich brauche bloß etwas Milch und Cookies, dann mache ich mich wieder vom Acker.«
    Â»Kitty? Sind Sie’s?« Das Gesicht einer Frau tauchte hinter einer Regalwand voll mit Motoröldosen und Eiskratzern auf. Sie war wie Joe etwa Mitte fünfzig und hatte graue Haare, die zu einem hin- und herschwingenden Pferdeschwanz zusammengebunden waren. Während Joe mich finster musterte, strahlte sie mich an.
    Â»Hi Alice«, sagte ich lächelnd.
    Â»Joe, leg das weg. Wie oft soll ich dir das denn noch sagen?«

    Â»Darf kein Risiko eingehen«, knurrte er.
    Ich achtete nicht auf ihn. Manche Kämpfe konnte man nicht gewinnen. Als er so reagiert hatte, als ich zum ersten Mal den Laden betreten und er in mir »diesen Werwolf aus dem Fernsehen« wiedererkannt hatte, war ich so stolz gewesen, nicht ausgeflippt zu sein. Ich hatte lediglich mit erhobenen Händen dort gestanden und gefragt: »Haben Sie da Silberpatronen drin?« Er hatte erst mich angesehen, dann das Gewehr, und verärgert die Stirn gerunzelt. Bei meinem nächsten Besuch hatte er verkündet: »Diesmal hab ich Silber.«
    Ich ging um die Regale auf Alice zu. Dort bot ich Joe und seiner Flinte keine so leichte Zielscheibe.
    Â»Es tut mir leid«, sagte Alice. Sie räumte Suppendosen ein. »Eines Tages werde ich das Ding noch verstecken. Wenn Sie vorher anrufen würden, könnte ich mir eine Arbeit für ihn ausdenken, damit er nicht im Laden ist.«
    Â»Machen Sie sich keine Sorgen. Solange ich keine Bedrohung darstelle, habe ich nichts zu befürchten, stimmt’s?« Nicht dass die Leute bei meinem Anblick – ich war eine kesse Blondine in den Zwanzigern – im Allgemeinen an einen »blutdurstigen Werwolf« dachten.
    Sie verdrehte die Augen. »Als könnten Sie eine Bedrohung sein. Ich schwöre, dieser Mann lebt in seiner eigenen kleinen Welt.«
    Ja, genau: in der Art Welt, in der Ladenbesitzer Gewehre unter dem Tresen aufbewahrten, während ihre Ehefrauen oben auf der Registrierkasse Heilkristalle aufreihten. Außerdem war über der Ladentür ein Kruzifix festgenagelt, und an den Fenstern hingen weitere Heilkristalle.

    Sie hatten wohl beide ihre eigenen Schutzmaßnahmen.
    Ich wusste nicht recht, ob die Sache mit den Werwölfen manchen Leuten tatsächlich nichts ausmachte, oder ob sie sich einfach immer noch weigerten, daran zu glauben. Bei Alice war vermutlich Letzteres der Fall. Wie meine Mom, die mit dem Thema umging, als sei ich einem Verein oder Ähnlichem beigetreten. Nach Vollmondnächten sagte sie für gewöhnlich etwas wie: »Hattest du Spaß bei deinem kleinen Ausflug, mein Schatz?«
    Wenn man sein Leben lang

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