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Die Stunde Der Woelfe

Die Stunde Der Woelfe

Titel: Die Stunde Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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werden ließ, die Löcher in meiner Haut, die zum Vorschein kamen, als das Blut abgewaschen wurde. Wenn ich reglos stehen bliebe, könnte ich beobachten, wie sie verheilten, wie im
Zeitraffer; beobachten, wie sich der Schorf bildete und sich die Ränder der Löcher schlossen, als werde ein Grab mit Erde zugeschüttet. Faszinierend.
    Wie aus heiterem Himmel stand er da. Cormac. Ich warf ihm einen kurzen Blick zu. Er hätte dort seit Stunden stehen und mich beobachten können.
    Â»Wie bist du reingekommen?«, sagte ich.
    Â»Du hast die Tür aufgelassen.«
    Â»Mist.«
    Â»Was ist dir zugestoßen?«
    Â»Geschwisterrivalitäten. Nicht so wichtig.«
    Er war absolut cool, kalt wie Eis. Nicht ein einziges Mal gab er den Tonfall des hartgesottenen Kerls auf. Er durchsuchte die Küchenschränke, bis er ein Glas gefunden hatte. Dann beugte er sich über das Spülbecken, drehte den Hahn von meinem Arm weg, füllte das Glas mit Wasser und reichte es mir. Ich trank und fühlte mich besser. Ein Glas Wasser. Daran hätte ich auch selbst denken können.
    Â»Du siehst beschissen aus«, sagte er.
    Â»Ich fühle mich noch schlechter.«
    Â»Deine Verletzungen sind nicht so schlimm. Sieht aus, als würdest du ziemlich schnell heilen.«
    Â»Das ist es nicht.« Die Wölfin biss in meinem Innern immer noch um sich, weil ich sie an die Leine gelegt hatte.
    Â»Hat es irgendwas mit dem zerfleischten Toten in der Auffahrt zu tun?«
    Mist. Hatte er die Polizei gerufen? »Ja.«
    Â»Warst du das?«
    Â»Nein«, sagte ich schroff.
    Â»War es jemand, den du kennst? War es der Streuner?«

    Â»Er – der Kerl da draußen – ist auch ein Werwolf gewesen. Rudelstreitigkeiten.« Er beobachtete mich mit gerunzelter Stirn, die Augen unergründlich. Wie ein Polizist bei einem Verhör, der darauf wartete, dass die Verdächtige zusammenbrach. Meine Kehle fühlte sich wie ausgedörrt an. »Glaubst du mir?«
    Er fragte zurück: »Warum hast du mich um Hilfe gerufen?«
    Â»Ich kann niemandem trauen, und du hast gesagt, dass du mir etwas schuldest. Nicht wahr?«
    Â»Rühr dich nicht von der Stelle.« Er ging zu der Frisierkommode an der gegenüberliegenden Seite des Zimmers und suchte nach etwas in den Schubladen. Ich blieb, wo ich war, gegen die Arbeitsfläche gelehnt, bis er zurückkehrte. Er hatte ein Handtuch über der Schulter und hielt mir ein Oberteil hin.
    Er drehte sich weg und starrte die gegenüberliegende Wand an, während ich das zerfetzte T-Shirt auszog und das Trägerhemd anzog.
    Â»Fertig«, sagte ich, nachdem ich mich umgezogen hatte.
    Er kehrte zur Spüle zurück, machte das Handtuch nass und stellte das Wasser ab. Ohne den laufenden Hahn wirkte die Wohnung eigenartig still. Er reichte mir das Handtuch.
    Ich setzte mich auf einen Stuhl und begann mir unter Cormacs Blicken das Blut abzuwischen.
    Â»Ist Cormac dein echter Name?«
    Â»Er scheint ganz gut zu funktionieren.«
    Das Blut ließ sich einfach nicht entfernen. Ich verschmierte es lediglich.

    Mit einem Seufzen nahm er mir das Handtuch aus der Hand. »Hier. Lass mich mal.« Er packte mich am Handgelenk, hielt meinen Arm gestreckt und fing an, mit mehr Konzentration und Nachdruck das Blut wegzuwischen, als ich investiert hatte.
    Mein Arm war taub gewesen. Jetzt fing er zu brennen an. Matt versuchte ich, mich seinem Griff zu entziehen. »Hast du keine Angst, dich anzustecken? Das ganze Blut …«
    Â»Lykanthropie ist nicht so ansteckend. Größtenteils durch offene Wunden, und selbst dann meist nur, wenn du ein Wolf bist. Ich habe, glaube ich, noch nie von jemandem gehört, der sich von einem Werwolf in Menschengestalt angesteckt hat.«
    Â»Woher weißt du so viel über Werwölfe? Wie bist du zu diesem Beruf gekommen?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Liegt in der Familie.« Zügig wusch er mir Arm, Schulter und Hals, als habe er viel Übung darin, Blut wegzuwischen. Er reinigte sogar meine Fingernägel. An beiden Händen. Dabei handelte es sich um Zans Blut. »Hast du kein Rudel? Sollte das hier nicht einer deiner Kumpel tun?«
    Â»Wir haben zurzeit ein eher gespanntes Verhältnis.« Ich konnte meinen Arm allmählich wieder spüren, was gar nicht gut war, denn er tat weh und pulsierte vom Hals bis zu den Fingern hinab. Ich fing an zu zittern.
    Â»Verflucht, ich habe nicht gedacht, dass

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