Die Stunde Der Woelfe
Werwölfe einen Schock erleiden können.« Er warf das Handtuch ins Spülbecken, stapfte zum Bett und holte die Decke. Er legte sie mir um die Schultern, kniete sich dann vor mich, um die Decke ganz um mich zu wickeln, bis ich in einen warmen
Kokon gehüllt war. Ich schmiegte mich in den schützenden Stoff und stieà ein tiefes Seufzen aus. Endlich fiel die Anspannung von mir ab.
Wie lange war es nun schon her, dass mir warm gewesen war und ich mich sicher gefühlt hatte? Und wie ironisch, dass ich mich ausgerechnet jetzt so fühlte, in seiner Gegenwart. Mit dem Werwolfjäger. Er hatte recht: Ich musste unter Schock stehen.
Bevor er seine Hand von der Decke nehmen konnte, griff ich danach. Ich war schnell und sanft; er zuckte noch nicht einmal zusammen, als ich seine Hand an meine Schulter drückte. Die Berührung fand statt, noch bevor er auch nur merkte, dass ich mich bewegt hatte.
Mitglieder eines Rudels fühlen sich in der Gruppe sicherer. Berührung hält sie zusammen. Zwei Mitglieder eines Rudels können sich kaum im gleichen Zimmer aufhalten, ohne einander ab und an zu berühren. Manchmal streichen lediglich ihre Handrücken aneinander vorbei, oder die bepelzten Wolfsschultern stoÃen aneinander. Berührt zu werden bedeutete, dass alles gut werden würde. In diesem Augenblick, für den Bruchteil einer Sekunde wollte ich, dass Cormac zu meinem Rudel gehörte.
Dann trat wieder die menschliche Stimme in den Vordergrund, und ich erkannte, wie ausgesprochen seltsam das auf ihn gewirkt haben musste. Ich lieà ihn los und senkte kopfschüttelnd den Blick. »Tut mir leid. Ich â¦Â«
Er griff wieder nach meiner Hand. Ich riss die Augen auf. Er legte die Finger um die meinen und drückte mir die Hand. Seine Haut war warm, immer noch ein wenig feucht von dem nassen Handtuch. Die Berührung gab mir Halt,
lieà mich die Schmerzen vergessen. Alles würde gut werden.
Er kniete immer noch an meinem Stuhl, sodass sein Kopf ein Stück niedriger war als meiner. Ich blickte ein wenig auf ihn herab. Er war in der perfekten Position, um von mir geküsst zu werden.
Ich berührte seine Wange mit der freien Hand und strich mit meinen Lippen an den seinen entlang, ganz leicht, nur um zu sehen, was er täte. Er zögerte, doch er rückte nicht ab.
Dann küsste er mich zurück, und er war hungrig. Sein Mund war warm, die Lippen drängend, fordernd. Ich versuchte, genauso leidenschaftlich zu küssen, meine Lippen mit den seinen zu bewegen, die Hitze der Anziehungskraft durch meinen Körper, durch meine Muskeln brennen zu lassen. Ich schlang Cormac den unverletzten Arm um den Nacken und lieà mich von dem Stuhl gleiten, um mich an ihn zu drücken. Seine Küsse wanderten von meinen Lippen zu meinem Kinn, meinen Kiefer empor bis an mein Ohr. Ich klammerte mich an ihm fest und unterdrückte ein Stöhnen.
Seitdem ich zum Werwolf geworden war, war ich nicht mit einem normalen, nichtlykanthropischen Menschen zusammen gewesen. Ich hatte Angst davor gehabt, mit einem normalen Menschen zusammen zu sein. Angst davor, was ich tun könnte, wenn ich die Kontrolle verlöre. Doch Cormac konnte für sich selbst sorgen. Mit ihm zusammen zu sein war anders als mit einem Werwolf. Ich hatte nicht geahnt, dass es anders sein würde. Ich war stärker als er. Ich konnte spüren, wie die Stärke meiner Muskelkraft gegen
ihn presste. Ich könnte ihn von mir weghalten oder ihn zusammendrücken, bis er aufschrie. Das gab mir ein Gefühl von Macht, ich verfügte über mehr Kontrolle als je zuvor in meinem Leben. Ich wollte ihn in mir aufnehmen, alles an ihm. Ich konnte das Blut hören, das durch seinen Körper floss, die vor Begierde angespannten Sehnen spüren. Er roch anders als Lykanthropen. Irgendwie ⦠zivilisierter, nach Seife und Autos und Häusern. Er roch nicht nach dem Rudel, und das machte ihn zu etwas Neuem. Aufregend. Ich entschied, dass ich seinen Geruch mochte.
Ich vergrub mein Gesicht in seinen Haaren und atmete tief ein. Dann wand ich mich aus seinem Griff, damit ich mich seinen gesamten Körper hinabarbeiten konnte, wobei ich seinem ganzen Geruch nachspürte, seinen Hals hinab, den Hemdkragen entlang, über seinen Oberkörper, zusammen mit dem Hauch von Brusthaaren durch den Kleidungsstoff, über seine Brust zu seiner Achsel, die voll von seinem Geruch war. Dort verweilte ich, dann rieb ich meine Nase
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