Die Stunde Der Woelfe
dem Boden, über und über mit seinem eigenen Blut bedeckt. Die Wunden, die ich ihm mit meinen Krallen zugefügt hatte, zogen sich als Streifen über seinen gesamten nackten Rumpf. Sein Kopf war beinahe von seinem Körper abgetrennt.
Er sah ein bisschen wie Hardins zerfleischtes Mordopfer aus.
T.J. sah mich an, als sei alles in schönster Ordnung.
Ich versuchte mir vorzustellen, was er gerade dachte. Abgesehen von den Gedanken an den Blutgeschmack, der sein Maul erfüllte. Er war Zan leid, weil dieser zu oft Ãrger gemacht hatte. Er wollte ein für alle Mal fertig sein mit ihm. Wenigstens dachte ich das. Es war dumm von Zan gewesen, mich auf diese Weise anzugreifen. Ich brachte ihn vor dem Rudel in Verlegenheit, und er wollte Rache. Warum forderte er mich also nicht vor dem Rudel heraus?
Ich starrte den Wolf an, der ein paar Meter von mir entfernt saÃ. Selbstgefällig. Er sah selbstgefällig aus.
»Du Mistkerl, ich wäre schon mit ihm fertig geworden! Mir ging es prima! Du glaubst immer noch nicht, dass ich selbst auf mich aufpassen kann!«
Wahrscheinlich verstand er mich. Wahrscheinlich war es ihm gleichgültig.
»Was glaubst du, wie das hier aussehen wird, wenn die Polizei eine zerfleischte Leiche vor meinem Apartment findet? Hm? Hast du daran mal gedacht? Wie soll ich das erklären? âºSorry, Officer, aber er musste einfach dran glauben.â¹ Wie wird sich das anhören?«
Er sah mich an, ohne auch nur mit den Lefzen zu zucken, ohne zu knurren. Beobachtete mich lediglich voll
Ruhe und Geduld. Als würde er sagen: Bist du fertig? Kommst du jetzt nach Hause wie ein braves Junges?
»Ja dann, du kannst mich auch mal!«
Im Grunde war es ziemlich komisch, wie ich einen übergroÃen Wolf beschimpfte.
Keuchend stieà ich ein Schluchzen aus und stemmte mich vom Boden ab. Ich schwankte, denn im Stehen wurde mir schwindelig. Wie viel Blut hatte ich verloren? Viel. Mein Arm war über und über davon bedeckt und glänzte feucht. Ich taumelte auf die Eingangstür meines Wohnblocks zu. Ich wollte duschen.
»Hör auf, mich anzustarren. Ich will nicht mit dir reden.« Ich wandte ihm den Rücken zu.
Er lief davon. Glitt wie ein Geschoss über den Beton und verschwand in die Dunkelheit.
Zu spät traf mich die Erkenntnis, dass ich soeben meinen besten Freund vergrault hatte. Ich brauchte ihn. Wie sollte ich die Nacht allein überstehen? Ich war seit der ersten Nacht, in der Zan mich angefallen und ins Rudel gebracht hatte, nicht mehr so schwer verletzt gewesen.
Zan war nicht älter als ich. Sein Haar klebte ihm wie eine Krone am Kopf, von dem Blut durchtränkt, das sich auf der StraÃe sammelte. Sein Mund stand offen, seine Augen waren geschlossen. Er roch immer noch nach dem Rudel, ein vertrauter, warmer Geruch, der nicht zu der überwältigenden Blutmenge passen wollte. Falsch, falsch. Ich würgte, musste mich aber nicht übergeben.
Ich schaffte es, zu meinem Apartment zu stolpern. Dort setzte ich mich auf einen Küchenstuhl und versuchte nachzudenken. Mir war kalt, ich zitterte. Werwölfe besaÃen
eine schnelle Wundheilung. Ich musste einfach nur warten, bis sie einsetzte. Und in der Zwischenzeit einen Wundschock erleiden.
Ich war schwerer verletzt, als ich mir eingestehen wollte. Ich brauchte Hilfe.
Ich überlegte, wen ich anrufen könnte. Niemanden aus dem Rudel. Einer von ihnen hatte mir das hier angetan, und ich hatte gerade eben T.J. vertrieben. Mir fiel Rick ein, doch dann dachte ich daran, was er beim Anblick von so viel vergossenem Blut vielleicht täte. Vielleicht läge ihm nicht primär an meinem Wohlergehen.
Ich rief Cormac an. Wieder rief ich Cormac an, während jeder normale Mensch, der bei Verstand war, die Polizei gerufen hätte. Und wieder aus demselben Grund: Wie würde ich das hier der Polizei erklären? Oder dem Krankenhauspersonal, während die Krankenschwestern beobachteten, wie meine Wunden von selbst heilten? Cormac würde ich nichts erklären müssen.
Ich wählte die Nummer, und wie gewöhnlich ging er erst nach einem halben Dutzend mal Klingeln ran.
»Ja.«
»Hier spricht Kitty. Ich brauche Hilfe.«
»Wo bist du?«
»Zu Hause.« Ich lieà den Hörer auf die Gabel fallen.
Nachdem ich mich zur Küchenspüle geschleppt hatte, lieà ich Wasser über meinen Arm laufen. Dabei betrachtete ich die Muster, wie das Wasser das Blut rosa
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