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Die Stunde Der Woelfe

Die Stunde Der Woelfe

Titel: Die Stunde Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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bis zum Bund seiner Jeans hinunter, und oh, ich konnte es kaum erwarten herauszufinden, wie er dort unten roch …
    Cormac packte mich an den Schultern und hielt mich eine Armlänge von sich weg.
    Â»Was machst du da?«
    Â»Du riechst frisch.« Ich reckte mich ihm entgegen, die Augen halb geschlossen, denn ich wollte erneut in seinen Duft eintauchen.
    Er stand auf und entfernte sich von mir. »Du bist kein Mensch.« Er marschierte davon.
    Ich kniete auf dem Küchenboden, die Knie in die Kacheln
gedrückt, mit klopfendem Herzen, die Hände nach dem Körper ausgestreckt, der nicht da war.
    Im nächsten Augenblick wanderte ich zur anderen Hälfte des Apartments. Er lehnte mit defensiv verschränkten Armen an der Wand gegenüber und starrte die Tür an, als begreife er selbst nicht, warum er nicht einfach ging.
    Â»Es tut mir leid«, sagte ich. Ich war mir nicht sicher, wofür ich mich entschuldigte. Vielleicht für das, was ich war. Dafür konnte ich allerdings nichts, also wollte ich mich nicht dafür entschuldigen. Deshalb entschuldigte ich mich für Folgendes: dafür, dass ich ihn angerufen hatte. Dafür, dass ich ihn geküsst hatte. Dafür, dass ich nicht erraten hatte, wie er reagieren würde.
    Er machte Anstalten, etwas zu sagen, schüttelte dann aber den Kopf. Er blickte zu Boden, dann sah er mich an.
    Â»Wie bist du so geworden? Du gehörst nicht zu denen, die darum betteln.«
    Ich setzte mich auf die Bettkante und schlang die Arme um die Knie. Meinem Arm ging es von Minute zu Minute besser. Die Bisswunden waren geschlossen, mit rotem Wundschorf bedeckt, der sich allmählich rosa verfärbte. Die Schmerzen wurden langsam zu einem Jucken.
    Was hatte dieser Regierungsspitzel von mir wissen wollen? An wen wandte ich mich, wenn ich einen Rat brauchte, wenn ich reden musste? Was würde ich sagen, wenn jemand in meiner Sendung anriefe und mir meine Geschichte erzählte? Dumm gelaufen, Kind. Werde damit fertig. Doch das besänftigte nicht den Zorn, den ich immer noch verspürte. Den Zorn, dem ich mich noch immer nicht gestellt hatte. Ich hatte noch niemals jemandem die
ganze Geschichte erzählt, noch nicht einmal T.J. oder jemand anderem aus dem Rudel.
    Ich war mir nicht sicher, ob Cormac das richtige Publikum war, doch ich wusste nicht, wann sich mir wieder einmal eine Gelegenheit böte, darüber zu sprechen.
    Â»Zur falschen Zeit am falschen Ort«, sagte ich und erzählte ihm die Geschichte.
    Bill war süß. So viel musste ich ihm lassen. Hellbraune Haare, kräftiger Unterkiefer, einnehmendes Lächeln. Aber er wollte nur das eine von mir. Er war der Studentenverbindungs-Typ, und ich war … na ja, ich war verwirrt. Er beeindruckte mich, weil er süß und arrogant war.
    Wir besuchten eine Party zum Vierten Juli in Estes Park in den Bergen, wo sie Feuerwerkskörper ins Tal abfeuerten, und der Krach immer wieder zwischen den Hügeln widerhallte. Er hatte die ganze Zeit über mit seinen Freunden gequatscht, den Arm um meine Taille gelegt, als sei ich so etwas wie ein Accessoire. Das hatte ich nun davon, dass ich blond war und im Minirock eine gute Figur machte. Mein Gesicht schmerzte schon, weil ich mich dazu zwang, alle anzulächeln. Ich amüsierte mich nicht und wollte nur noch, dass der Abend endlich vorbei war.
    Während der Autofahrt zurück in die Stadt ließ er immer wieder seine Hand an meinem Bein emporgleiten und versuchte, unter meinen Rock zu greifen.
    Â»Ich will einfach nur nach Hause«, sagte ich zum fünften Mal und schob seine Hand weg.
    Â»Aber es ist noch früh.«
    Â»Bitte.«

    Â»Wie du willst.«
    Also fuhr er, und ich starrte aus dem Fenster. Als er in eine Seitenstraße einbog, die irgendwo am Ende der Welt lag, konnte ich nicht viel dagegen tun.
    Â»Wohin fahren wir?« Eichengewächse und Kiefern säumten die schmale Straße. Sie führte zu einem Wandererparkplatz in der Nähe eines Flusses. »Dreh um.«
    Tagsüber war der Ort bei Wanderern und Mountainbikefahrern beliebt. Aber jetzt war Mitternacht. Bill schaltete die Scheinwerfer aus und fuhr zu einer Ecke des Parkplatzes, die sich im Schatten herabhängender Äste befand.
    Ich tastete nach dem Türgriff, doch er drückte auf die automatische Verriegelung, als er den Motor abstellte.
    Er bewegte sich so schnell, dass ich jede Wette eingegangen wäre, er mache das nicht zum ersten

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