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Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Titel: Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra McEntire
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anschaute, hatte ich den Drang zu verschwinden.
    »Ich glaub, ich geh eine Runde Laufen, damit ihr in aller Ruhe, ähm, über die Kinderzimmereinrichtung sprechen könnt. Herzlichen Glückwunsch. Ihr werdet sicher tolle Eltern.« Ich eilte in mein Zimmer, bevor die Tränen in meinen Augen die Oberhand gewannen, was meinem Ruf als toughes Mädchen geschadet hätte. Hastig zog ich einen Sport-BH und Shorts an, schnappte mir einen Haargummi und griff nach Laufschuhen und iPod. Als ich durchs Wohnzimmer ging, waren Dru und Thomas nirgends zu sehen. Die geschlossene Schlafzimmertür legte den Verdacht nahe, dass sie die gute Nachricht so feiern wollten, wie ich es vermutet hatte.
    Ein Glück, dass ich Langstreckenläuferin war.
    Ich drehte die Lautstärke hoch und ließ mein Hirn von klassischem Alternativrock volldröhnen. Ich wollte an nichts anderes denken als ans Laufen und Atmen. Es war ein perfekter Spätsommertag. Eine leichte Brise strich durch das Laub, das bereits angefangen hatte, sich ein wenig zu färben. Ich konnte es kaum erwarten, bis die Blätter in flammendem Rot und Gold erstrahlten und die Schaufenster mit dicken Kürbissen und Chrysanthemen dekoriert waren.
    Ob Michael dann noch hier sein würde?
    Scharen von Leuten waren unterwegs, führten ihre Hunde spazieren, schoben Kinderwagen oder nutzten wie ich das schöne Wetter für eine Joggingrunde. Ich trabte den Bürgersteig entlang zum Riverbend-Park und folgte dem Weg, den ein genialer Stadtplaner, mit dem ich verwandt war, ein paar Jahre zuvor ausgebaut hatte, um Einheimische und Touristen zu erfreuen.
    Thomas und Dru taten so viel für unsere Stadt. Sie hatten sich kennen gelernt, als er ein renommiertes Architekturunternehmen verließ, um sich selbstständig zu machen, mit dem großen Ziel, das Stadtzentrum von Ivy Springs zu restaurieren. Sie hatte gerade in der Designbranche angefangen und wurde bei seinem ersten Auftrag zu Rate gezogen. Es begann als eine berufliche Beziehung, was sich aber schnell ändern sollte. Beim Tod meiner Eltern waren sie ein halbes Jahr verheiratet gewesen.
    Ich liebte die beiden heiß und innig, und ich wusste, dass sie mich ebenfalls liebten. Ich hatte schreckliche Schuldgefühle, weil ich ihnen das Absetzen der Medikamente verschwieg. Doch ich wollte einfach nicht, dass sie sich Sorgen machten, und jetzt, da ein Baby unterwegs war, erst recht nicht. Sie hatten andere Dinge zu bedenken, obwohl sich Thomas offensichtlich zum Chef meines Liebeslebens ernannt hatte. Vielleicht war er ja nun so beschäftigt damit, Namen auszusuchen und Treuhandfonds einzurichten, dass er mich in Ruhe lassen würde. Nach und nach beschleunigte ich meine Schritte, hielt den Blick auf den Boden gerichtet, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden, und fand meinen idealen Laufrhythmus.
    Das ging so lange gut, bis ich gegen eine harte Muskelwand prallte, so heftig, dass meine Zähne aufeinanderschlugen. Automatisch hielt ich mir die geballten Fäuste vors Gesicht, machte einen Ausfallschritt und stellte mich meinem potenziellen Angreifer.
    Michael.
    Mein Schrei blieb mir im Halse stecken, und ich riss mir die iPod-Stöpsel aus den Ohren. »Was zum … Wie kannst du mich nur so erschrecken?«
    Michaels Lippen rundeten sich vor Staunen. Dann krümmte er sich und bekam einen solchen Lachanfall, dass er nach Luft schnappte. Wutentbrannt starrte ich ihn an und konnte nicht umhin, den Muskeltonus seiner gebräunten Arme und Beine zu bewundern. Als er zu mir aufschaute, machte er ein anerkennendes Gesicht. Ich fragte mich, warum ich kein T-Shirt über den Sport-BH gezogen hatte, und kreuzte die Arme vor der Brust, in der Hoffnung, dass die Geste Empörung ausdrückte und nicht meine Unsicherheit verriet.
    Es dauerte eine Weile, bis es Michael gelang, ein ernstes Gesicht aufzusetzen. »Es tut mir leid. Ich hätte dich nicht so überfallen dürfen.«
    »Ist schon okay.« War es nicht.
    »Ich hatte nur nicht erwartet, dass du dich in einen Ninja-Krieger verwandeln würdest.« Michael lachte erneut los. Ich wünschte mir fast, ich hätte ihm wenigstens einen anständigen Tritt verpasst, bevor ich merkte, wer er war. Nach einem weiteren grimmigen Blick lief ich einfach weiter.
    Nach ein paar Sekunden hatte er mich eingeholt und hielt mit mir Schritt. Es musste schwierig für ihn sein, da seine Beine so viel länger waren als meine, aber das kümmerte mich nicht. Er hatte es verdient zu leiden. Wir liefen eine Weile schweigend weiter, bis ich ihm einen

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