Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1
verstohlenen Seitenblick zuwarf. Er lachte immer noch. Ich blieb so abrupt stehen, dass er an mir vorbeilief.
Er drehte sich um und legte die Hand auf den Mund. Doch seine Augen verrieten ihn.
»Hör auf, Michael.«
Er schlang die Hand um meinen Hals und zog mich an seine Seite. Ich machte mich auf eine Kopfnuss gefasst und versuchte, das verführerische Ganzkörperkribbeln zu ignorieren.
»Ich entschuldige mich«, sagte er, doch seine Stimme klang immer noch belustigt. »Wirklich. Du bist nur so verdammt süß.«
»Und so verdammt verschwitzt.«
Vielleicht lag es daran, dass wir uns so nah waren oder dass er den Arm um mich gelegt hatte und wir beide schwitzten und keuchten, denn obwohl mir entsetzlich heiß war, verkrampfte sich mein Körper in einem eisigen Kälteschauer, sobald unsere Blicke sich trafen. Einen endlosen Augenblick starrten wir uns in die Augen, bevor er den Blick abwandte und mich sanft zurückschob.
»Frieden?«, fragte Michael zaghaft und streckte mir die Hand entgegen.
Ich schnappte nach Luft und verscheuchte meine Gänsehaut. Als ich meinen Körper wieder unter Kontrolle hatte, schenkte ich ihm ein süßes Lächeln und schickte mich an, ihm die Hand zu schütteln.
Dann schleuderte ich ihn über die Schulter.
Als er keuchend am Boden lag, blickte ich immer noch lächelnd auf ihn herunter. »Dann sehen wir uns später?«
Er blinzelte, was ich als Ja deutete.
10. KAPITEL
A ls ich zurück in die Wohnung kam, waren Thomas und Dru fort. Ich fühlte mich großartig. Meine alte Frechheit war wieder da. Es ist erstaunlich, wie gut es tut, einen erwachsenen Mann aufs Kreuz zu legen.
Nachdem ich geduscht hatte, nahm ich Drus Laptop mit in mein Zimmer, machte es mir im Ledersessel bequem und begab mich auf die Suche, die sich ganz schön in die Länge zog. Ich wollte schon fast aufgeben, als ich auf einen Artikel im Bennet Review stieß. Er informierte über ein Stipendium, das vom Hourglass-Begründer, Liam Ballard, ins Leben gerufen worden war. Ich googelte seinen Namen.
Bingo.
Ich kroch aus dem Sessel und platzierte den Laptop auf dem Fußhocker, um den Bildschirm besser sehen zu können. Als ich den ersten Eintrag anklickte, erschien ein riesiges Foto eines vollkommen zerstörten Gebäudes mit dem Untertitel: Ursachen für verheerenden Labor-Brand ungeklärt.
Der Artikel hinterfragte den Tod Liam Ballards, eines Wissenschaftlers, der ums Leben kam, als sein privates Labor ein Opfer der Flammen wurde. Es wurden keinerlei Hinweise auf brennbare Materialien oder Brandbeschleuniger gefunden. Das Gebäude war kurz zuvor brandschutztechnisch überprüft worden. Ballards Privathaus und eine Reihe von Nebengebäuden blieben unbeschädigt. Außer ihm wurde niemand verletzt.
Meine Haut kribbelte, während ich weiterlas. Nach einer umfassenden Untersuchung durch die Behörden wurde die Akte aufgrund mangelnder Beweise geschlossen. Es fand sich keine plausible Erklärung für das Feuer.
Das Läuten der Türglocke ließ mich zusammenfahren.
Ich kehrte zurück zu den Suchergebnissen und eilte zur Wohnungstür, nicht ohne einen prüfenden Blick in den Spiegel zu werfen. Ich öffnete die Tür und sah mich Michael gegenüber, der ziemlich kleinlaut wirkte und einen Strauß duftender Zinnien in der Hand hielt.
»Als Entschuldigung«, sagte er und hielt mir den Strauß entgegen. »Du musst mir unbedingt erklären, wie du das gemacht hast. Bald.«
Als ich die Blumen entgegennahm, berührten sich unsere Finger. Elektrizität fing an zu zischen, und ich wich hastig zurück.
»Mal sehen«, erwiderte ich nur, drehte mich um und ging in Richtung Küche. Ich war froh, dass er mein Gesicht nicht sehen konnte – ich spürte, dass ich rot geworden war. Da ich ihm den Rücken zugewandt hatte, steckte ich meine Nase in den Strauß und sog seinen Duft ein.
Ich hatte noch nie von einem Jungen Blumen bekommen.
»Was für eine tolle Wohnung«, sagte er, während er mir folgte.
»Danke. Dru ist ein Dekorationsgenie. Sie liebt neue Projekte. Und jetzt haben sie und Thomas ein besonders schönes vor sich.« Ich deutete einen Babybauch an. Dankbar, mich einer konkreten Aufgabe zuwenden zu können, nahm ich eine Kristallvase aus dem Regal und füllte sie mit Wasser.
»Richte ihnen herzliche Glückwünsche aus.« Er lehnte sich an die Anrichte und beobachtete mich. »Was gibt es Schöneres für ein so verliebtes Paar wie die beiden?«
»Sie haben wirklich Glück gehabt, dass sie sich gefunden haben«, sagte
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