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Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Titel: Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra McEntire
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Zeitloser war, eher zu einem Schutzengel?
    »Nein, das ist schon in Ordnung.« Ich setzte mich auf die Bettkante, da ich noch immer etwas wacklige Knie hatte. Jack war ein erwachsener Mann. Der zufälligerweise tot war. Ich musste mich ein bisschen zusammenreißen.
    »Ich war so lange fort, ohne jemanden zum Reden zu haben«, sagte Jack mit liebenswürdiger Stimme, die Essig in Wein verwandelt hätte. »Ist es nicht ein Glück, dass ich für mein erstes Gespräch jemanden wie dich gefunden habe!«
    Auf jeden Fall war er ein überaus charmanter Engel.
    Am liebsten hätte ich mir Luft zugefächelt.
    »Ähm … Danke.«
    »Gern geschehen.« Kaum merklich lächelnd, tastete er nach seiner Uhrkette.
    Ich schaffte noch nicht mal eine normale Unterhaltung mit einem toten Typen.
    »Em?« Dru klopfte an meine Tür.
    Als würde ich bei etwas Verbotenem erwischt, sprang ich auf. »Ja?«
    »Mit wem redest du da?«
    »Mit niemandem, nur… äh …« Ich wich Jack aus und stolperte über den Hocker. »Ich hab nur laut gelesen.«
    »Mach die Tür auf. Ich will dir die Babybettwäsche zeigen, die ich gekauft habe.«
    »Ja, einen Moment.« Ich starrte auf den Türknauf, und mir fiel ein, dass ich nicht abgeschlossen hatte. Aber Dru hätte ruhig hereinkommen können, weil sie Jack ohnehin nicht gesehen hätte. Ich mochte mir jedoch nicht vorstellen, mich mit ihr zu unterhalten, während er neben mir stand – nie und nimmer.
    Ich rappelte mich hoch und wollte ihm sagen, dass er verschwinden sollte.
    Aber er war bereits fort.
     
    Außer der Bettwäsche hatte Dru sämtliche geschlechtsneutrale Babybekleidung von Ivy Springs aufgekauft. Sie sortierte die Sachen auf dem großen Himmelbett, das sie mit meinem Bruder teilte, und die cremefarbene Spitzentagesdecke war unter all den Stapeln kaum noch zu sehen.
    »Emerson, ich wollte mich entschuldigen«, sagte Dru und faltete ein winziges Babyhemdchen mit aufgesticktem Teddybär zusammen.
    »Wieso?«
    »Weil wir dich verscheucht haben, als Thomas und ich die Schwangerschaft, äh, gefeiert haben.« Ihr Gesicht war genauso tomatenrot wie die Schlafzimmerwand geworden. Auch meine Wangen wurden heiß und wahrscheinlich ebenso rot. Gott sei Dank blähte gerade eine kleine Brise die hellen Vorhänge und brachte ein wenig Kühlung. Dru räusperte sich und fuhr fort. »Wir hätten ein bisschen diskreter sein sollen.«
    »Schon gut«, murmelte ich und hob eine winzige Socke vom Boden auf.
    »Nein. Das hier ist auch dein Zuhause, und du sollst dich wohlfühlen können.«
    »Tu ich doch.« Ich lächelte sie an. »Ihr werdet sicher tolle Eltern. Außerdem weiß ich ja, wie lange ihr euch schon ein Baby wünscht.«
    Dru strich sich über den Bauch, Tränen stiegen ihr in die Augen. Ich begann, zwischen all den Sachen auf dem Bett nach der zweiten Babysocke zu suchen. Thomas hatte mir erzählt, dass sie schon in den Flitterwochen von einem Baby gesprochen hatten. Es war nie offen darüber geredet worden, doch ich wusste, dass es in den vergangenen fünf Jahren so manche Enttäuschung gegeben hatte.
    »Weißt du, was wir uns überlegt haben?«, sagte sie leise. »Das Baby soll den Namen von deiner Mom oder deinem Dad bekommen. Clarissa oder Sean.«
    Jetzt bloß nicht weinen. »Das würde die beiden bestimmt freuen«, flüsterte ich. »Ich meine, es hätte sie sicher gefreut.«
    »Dann ist es dir recht?« Dru griff nach einer weichen Chenille-Babydecke.
    »Warum sollte ich was dagegen haben?«
    Dru fingerte am Saum der Decke herum. »Eines Tages wirst du auch Kinder haben. Ich wusste nicht, ob du vielleicht …«
    »Ich? Nie im Leben!«, tat ich ihre Frage ab und lachte. Kinder konnte ich mir in meinem Leben nur als Neffen und Nichten vorstellen, die mich in meinem winzigen Häuschen besuchten, das ich mit dreißig Katzen teilen würde. Und mit ein paar toten Leuten. Vergeblich versuchte ich, mich zu einem Lächeln zu zwingen. »Ich glaube nicht, dass ich jemals heirate, und schon gar nicht, dass ich Kinder kriege. Selbst wenn ich mir das eines Tages vielleicht wünsche. Das ist alles so … normal. Und das bin ich nun mal nicht.«
    Sie legte die Decke weg und drückte tröstend meine Hand. »Thomas hat mir erzählt, dass du wieder angefangen hast, sie zu sehen.«
    »Schlechte Nachrichten verbreiten sich schnell.« Mein Magen sackte fünf Stockwerke nach unten. Hastig zog ich die Hand zurück und begann erneut, zwischen all den Babysachen nach dem fehlenden Söckchen mit dem gelben Küken zu

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