Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1
Google-Aktien zu kaufen oder so was in der Art?« Das konnte nicht der Grund dafür sein, dass Michael so geheimnistuerisch war. Oder so verängstigt. »Dachtest du, ich würde bei so etwas mitmachen?«
»Nein, um solche Sachen geht es nicht.« Er rutschte auf dem Sofa herum und beugte sich zu mir herüber. Dabei kam er mir nah genug, um meinen Herzschlag zu beschleunigen. »Ich habe bei ihm so ein komisches Gefühl. Der Typ ist besessen von der Vergangenheit, und ich hatte Angst, er könnte dich von seiner Sicht der Dinge überzeugen. Ich habe gehofft, dass es nicht so kommen würde, aber ich konnte nicht sicher sein, bis ich dich kennen gelernt habe.«
Ich schaute ihm in die Augen und fragte mich, was er sah, wenn er meinen Blick erwiderte. Ich wandte mich ab und biss mir auf die Unterlippe, bevor ich meine nächste Frage stellte. »Und wie lautet dein Urteil?«
»Ich vertraue dir«, sagte er. »Genug, um dich um Hilfe zu bitten.«
»Wie sollte ich dir helfen können?«
»Ich muss Jonathan Landers daran hindern, ein Verbrechen zu begehen. Und dazu brauche ich deine Hilfe.«
»Was hat Landers denn getan?«
»Er hat Liam ermordet.«
23. KAPITEL
U nd wie soll ich dir helfen?«
»Ich brauche dich und deine Fähigkeit, in die Vergangenheit zu reisen, damit ich Jonathan Landers daran hindern kann, Liam zu ermorden. Ohne dich kann ich das nicht.«
Ich lehnte mich zurück und hielt mir ein Sofakissen wie einen Schutzschild vor die Brust. Meine Beine fingen an zu zittern, und das Zittern wanderte meinen Körper hinauf, durch Bauch, Arme und bis in die Fingerspitzen. »Das verstehe ich nicht.«
»Wenn wir es schaffen, Liams Tod zu verhindern, kann Landers nicht seinen Platz als Leiter von Hourglass einnehmen.«
»Wie denn? Der Mord ist doch schon passiert. Wenn wir versuchen, das Geschehene zu verändern, würden wir dann nicht ein … Paradoxon oder was auch immer auslösen?« Ich wusste nichts über Zeitreisen, abgesehen von dem, was ich in Zurück in die Zukunft und bei unzähligen Wiederholungen von Lost aufgeschnappt hatte, aber immer schien es zu irgendwelchen Paradoxa zu kommen, die bislang fiktional gewesen waren. Ich presste mir das Kissen noch ein wenig fester an die Brust. »Wie kann man verhindern, dass jemand stirbt – ich meine … äh, wenn er bereits tot ist?«
Beim Gedanken an diese Möglichkeit, schien sich alles um mich zu drehen.
»Es gibt eine Theorie, die man das Nowikow-Prinzip nennt. Das ist eine Art wissenschaftliches Schlupfloch, das uns ermöglichen würde, Liam zu retten, ohne die Zeit zu verändern. Ohne Paradoxa. Liam wurde bei einem Feuer in seinem Labor getötet. Alles dort ist bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.«
»Als du das Suchergebnis auf meinem PC gesehen hast …« Ich hielt inne. Die Fakten, die ich brauchte, hätte ich niemals in einem Nachrichtenartikel finden können. »Da hatte ich gerade was über das Feuer gelesen.«
»Hast du gelesen, wie heftig das Feuer gewütet hat? Es wurden keine identifizierbaren Leichenteile gefunden.« Die Sehnen seiner Handknöchel traten deutlich hervor. »Nur ein paar verkohlte Knochen.«
Übelkeit überkam mich. Wie grauenvoll, auf diese Weise zu sterben. »So weit bin ich nicht gekommen.«
»Das Nowikow-Prinzip erlaubt uns nicht, die Vergangenheit zu verändern. Es gestattet nur eine Einflussnahme, die keine Ungereimtheiten zur Folge haben würde.«
»Ich kann dir nicht folgen. Welche Art von Ungereimtheiten meinst du?«
»Jeder glaubt, dass Liam tot ist. Um seinen Tod zu verhindern, reisen wir in die Vergangenheit. Bevor ihm etwas zustößt, sehen wir zu, dass wir ihn aus dem Labor holen.« Seine Hände entspannten sich, während er seine Erklärung fortsetzte. »Um den Anschein aufrechtzuerhalten, dass er tot ist, ersetzen wir ihn durch jemand anderen. Dann versteckt er sich und taucht eine Weile unter.«
Ich schluckte verzweifelt, aber die Übelkeit war nicht zu unterdrücken. Ich musste mich einfach verhört haben. »Willst du etwa vorschlagen, dass wir an seiner Stelle jemand anderen sterben lassen sollen?«
»Nein!« Er sah mich an. »Als Professorin für theoretische Physik gehört Dr. Rooks zum naturwissenschaftlichen Institut des Colleges und hat Schlüssel für die Pathologie, wodurch ich Zugang zu Leichen habe …«
»Stopp.« Ich atmete ein paarmal ein und aus. Als ich sicher war, meinen Mageninhalt bei mir behalten zu können, gab ich ihm ein Zeichen fortzufahren. »Warum müssen wir den Anschein
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