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Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Titel: Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra McEntire
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unter Folterqualen ihre Geheimnisse für sich behalten können. Ich plapperte meine einfach fröhlich heraus.
    Seufzend lehnte Michael sich an die Kopfstütze. »Großartig. Was hast du sonst noch gefunden?«
    »Nichts Besonderes.«
    Bis auf ein Foto von einem wunderschönen Mädchen und ein paar verschlüsselte Notizen.
    »Das hier ist kein sicherer Ort für dich«, sagte Michael und umfasste das Lenkrad. »Wir müssen das Anwesen verlassen, bevor dich jemand sieht.«
    »Du meinst jemand wie Kaleb?«
    »Kaleb ist momentan deine geringste Sorge.«
    »Zumindest findet er, dass ich wissen sollte, was los ist«, sagte ich höhnisch. »Er kennt mich gar nicht, und trotzdem traut er mir mehr zu als du.«
    Michael schüttelte genervt den Kopf und deutete neben sich. »Steig ein.« Als ich mich nicht rührte, packte er mich an den Hüften und zerrte mich über seinen Schoß auf den Beifahrersitz. »Hast du im Internat gelernt, wie man Leute belauscht?«
    »Was gibt dir das Recht, mich so grob zu behandeln?« Die Hitzeschauer, die nach seiner Berührung über meine Haut liefen, waren alles andere als hilfreich, einen kühlen Kopf zu bewahren. Er ließ den Motor an. Sein Gesicht wurde nun von den Lichtern des Armaturenbretts erleuchtet. »Außerdem wollte ich gar nicht lauschen. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort – okay – am falschen Ort zur richtigen Zeit«, korrigierte ich mich, als er entrüstet die Brauen hochzog.
    Weiteres Kopfschütteln.
    Langsam und ohne Licht fuhr Michael die lange Einfahrt hinunter und schaltete die Scheinwerfer erst ein, als wir die Hauptstraße erreichten, wo er nicht nach Ivy Springs, sondern in die entgegengesetzte Richtung abbog.
    »Was ist mit deinem Wagen?«
    »Den holen wir auf dem Rückweg ab.«
    »Auf dem Rückweg von wo?« Da war sie wieder, die vertraute Mischung aus Angst, heller Panik und Scham.
    »Von meiner Wohnung«, erwiderte er und hielt den Blick auf die Straße gerichtet.
    »Müssten wir da nicht in dieselbe Richtung fahren wie zu mir?«
    »Nein«, erwiderte er genervt. »Ich meinte mein Zimmer beim College. Und du kommst mit. Ich muss da jemanden treffen.«
    »Wen denn? Kann das nicht warten? Du hast ein Zimmer im Studentenwohnheim?«
    »Könntest du die Fragerei bitte für ein paar Sekunden einstellen? Ich muss mir überlegen, wie ich alles auf die Reihe kriege.« Seine Kiefermuskeln waren angespannt.
    Ich zählte stumm bis fünf. »Als du heute Nachmittag losgefahren bist, warum hast du mir da nicht gesagt, wohin du wolltest?«
    Michael stöhnte frustriert. »Hab ich dich nicht gerade gebeten, die Fragerei sein zu lassen?«
    »Du hast gesagt, ich soll ein paar Sekunden still sein. Du hättest dich deutlicher ausdrücken müssen, wenn du länger Ruhe wolltest.« Durch meinen großen Bruder hatte ich gelernt, meinen Gegner mürbe zu machen. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du zu Hourglass wolltest?«
    »Nun ja, Emerson, offensichtlich wollte ich nicht, dass du mir folgst.« Entschlossen drehte er das Radio auf, um mich zum Schweigen zu bringen.
    »Ich bin dir nicht nachgefahren. Jedenfalls nicht direkt«, wandte ich ein und stellte den Ton wieder leiser.
    »Nein, du bist in meine Privatsphäre eingedrungen und dann zufällig an dem Ort gelandet, von dem ich dich um jeden Preis fernhalten wollte.« In seinen Worten schwang unterdrückter Zorn mit. »Du hättest nicht herkommen sollen.«
    Ich fragte mich kurz, ob ich Angst haben musste, statt wütend zu sein. Michael hatte mich praktisch gekidnappt und fuhr mich gegen meinen Willen an einen unbekannten Ort. Das kam einer Entführung gleich. Ich horchte tief in mich hinein und suchte nach Spuren von Furcht.
    Nichts. Nur Wut.
    Wir bogen in eine kleine Seitenstraße hinter dem Campus ein. Die Häuser mussten Anfang des vergangenen Jahrhunderts erbaut worden sein, alle gut in Schuss. Michael steuerte den Wagen in eine Auffahrt. Das dazugehörige Haus hatte ein Giebeldach, schwarze Fensterläden und eine große Veranda.
    Michael ging um den Wagen, um mir die Tür zu öffnen. Ich blieb schweigend und reglos sitzen, während er meine Tasche nahm und in Richtung Haus ging. Als er merkte, dass ich ihm nicht folgte, kehrte er zum Wagen zurück und blies sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Emerson? Zwing mich nicht, dich zu holen.«
    Also folgte ich ihm zur Haustür.
    Auf Zehenspitzen schlich ich hinter ihm her durch den dunklen Eingangsbereich in einen hohen Raum mit kunstvollen Stuckverzierungen und Parkettboden.

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