Die Stunde des Adlers (Thriller)

Ende.
    Kurz vor Mitternacht betrachteten Veronica de Borquese und Simone Dohm gemeinsam mit dem jungen Mädchen aus der Bäckerei die beiden Männer durch die Trennscheibe auf der Intensivstation: von Hartenstein im Krankenbett mit vielen Schläuchen, Dohm auf der Bettkante sitzend im grünen Intensivumhang.
    »Was machen Ihre Männer eigentlich?« Das Mädchen hatte von Hartenstein nach seinem Zusammenbruch notversorgt und den Krankenwagen gerufen. Am Abend war sie noch einmal ins Krankenhaus gekommen.
    »Sie kümmern sich um Ihre Zukunft und um die Zukunft der ganzen jungen Generation.«
    Es hatte Stunden gedauert, bis man von Hartenstein identifiziert und Veronica de Borquese informiert hatte. Doch es war alles gut gegangen. Als Hanns-Hermann von Hartenstein die Nachricht von der Ermordung seines Freundes Claus Victor Dohm auf dem Fernseher gesehen hatte, hatte er einen Herzinfarkt erlitten. Ohne die schnelle Reaktion des Mädchens hätte von Hartenstein keine Chance gehabt, zu überleben. Während Dohm für ein paar Stunden für tot erklärt worden war, hatten die Ärzte um von Hartensteins Leben gekämpft.
    Als Dohm dann am Abend vor die Kameras getreten war und mit einer Rücktrittsforderung an den Bundeskanzler ins Leben zurückkehrte, schoben die Ärzte von Hartenstein gerade aus dem Operationssaal. Die Welt staunte nicht schlecht über den coup d’état sur la monnaie des Bundesbankpräsidenten, darüber, wie er das Geld verschoben, sich tot versteckt und die Markigen bloßgestellt hatte. Der Plan war aufgegangen. Deutschland behielt erst einmal den Euro. Alles Weitere würde man sehen. Nach seinem Fernsehauftritt machte Dohm sich dann sofort auf den Weg zu seinem Freund ans Krankenbett.
    »Das Mädchen hat dir das Leben gerettet.«
    »Ich weiß. Und du? Wieso lebst du?«
    »Schusssichere Weste.«
    »Ich dachte wirklich, dass du ermordet worden bist.«
    »Ich brauchte das große Chaos für den Plan.«
    »Nur das Genie beherrscht das Chaos.«
    »Fast hätte ich dich damit umgebracht.«
    »Ist ja noch einmal alles gut gegangen.«
    »Ja, alles ist noch einmal gut gegangen.«
    »Und es gibt wirklich keinen D-Day, Claus?«
    »Nein, Hanns, es ist und bleibt nur die Stunde des Adlers.«

Markus A. Will

    Dr. Markus A. Will (*1963) schreibt leidenschaftlich gerne spannende und aktuelle Wirtschaftsthriller. Dem Privatdozenten an der Schweizer Elite­universität HSG in St. Gallen gelingt es auf unnachahmliche Weise, die Welt der Banker und Börsen mit brutalen Morden und modernen Mata Haris zu verweben. Für ihn liefern die realen Finanzmärkte die besten Geschichten für seine Romane.
    Die Stunde des Adlers ist Wills dritter Thriller – nach bad banker (2010) und Der Schwur von Piräus (2011). In allen schreibt er, wie er es in seiner Geburtsstadt Oberhausen gelernt hat: Mit der klaren und ehrlichen Sprache des Ruhrgebiets, verbunden mit der Erfahrung seiner Wanderjahre in Frankfurt und London. Zudem ist Will Betriebs- und Volkswirt, gelernter Journalist und Berater.
    Seit 1998 lebt und arbeitet er im Appenzeller Vorderland in der Schweiz – für ihn eine ähnlich ehrliche Gegend wie das Ruhrgebiet. Will ist verheiratet mit Corinna Gutt. Die beiden haben zwei Kinder.