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Die Stunde des Löwen

Die Stunde des Löwen

Titel: Die Stunde des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Köhl
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Lösung zu sein. Am Telefon würde er nur den akustischen Teil von Rosens Reaktion mitbekommen. Zudem konnte er den Mann viel besser in die Enge treiben, wenn er ihm persönlich gegenübersaß und ihm die Fotos als Beweis unter die Nase hielt.
    Auf einmal erregte eine rothaarige Frau seine Aufmerksamkeit. In einem weißen Anorak mit hellbraunem Fellbesatz an der Kapuze lief sie dicht an der Fensterscheibe des Cafés vorbei. Zuerst glaubte er, in ihr Liliana Bode zu erkennen. Doch als sie stehen blieb und den Kopf ein Stück zur Seite wandte, sah er, dass er sich geirrt hatte. Reflexartig holte er sein Handy aus der Jackentasche. Er ließ es mindestens ein Dutzend Mal an Liliana Bodes Anschluss durchläuten, bevor er auflegte.
    * * *
    Als sie Seite an Seite den Römerberg überquerten, öffnete sich die Tür zum Rathaus. Ein frisch vermähltes Ehepaar trat ins Freie und schritt feierlich durch das Spalier, zu dem sich Verwandte und Freunde mit roten Rosen formiert hatten.
    Born blieb abrupt stehen und musterte die für die niedrigen Temperaturen viel zu leicht bekleidete Braut.
    Â»Komm endlich weiter«, hörte er Mannfeld neben sich drängeln. »Man erwartet uns schon in der ›Schirn‹.«
    Während sie ihn am Ärmel seines Mantels weiterzog, fragte er sich, ob sie bei ihrer Hochzeit auch so ein kitschiges weißes Chiffonkleid getragen hatte.
    Auf Höhe des Gerechtigkeitsbrunnens erkundigte sich Mannfeld, wie das Gespräch mit dem Chef gelaufen war.
    Â»War merkwürdig«, gab er zur Antwort.
    Â»Wieso merkwürdig?«
    Â»Weil ich mir den Mund halb fusselig geredet habe und Landsky nur ›Hm, hm‹ gesagt hat. Als würden ihm die Morde kilometerweit am … an seinem Allerwertesten vorbeigehen.«
    Â»Ist sonst nicht seine Art.«
    Â»Ganz und gar nicht. Außerdem hat er unkonzentriert gewirkt und dämliche Fragen gestellt.«
    Â»Zum Beispiel?«
    Â»Wer um Himmels willen nun wieder diese Cosma sei, die wir auf dem Friedhof befragt haben. Dabei hatte ich ihm Minuten vorher lang und breit von dem Gothic-Faible der Rosen und ihrem spiritistischen Zirkel berichtet.«
    Â»Dann hat er das wohl nicht mehr auf dem Schirm gehabt.«
    Â»Ja, und wohl auch nicht mehr die Facebook-Seite, von der ich ihm erzählt habe, auf der Cosma zu den wenigen Freunden von Martha Rosen gehört.«
    Â»In einem erlauchten Kreis mit diesem kaputten Typen, der sich ›hotcracker‹ nennt.«
    Â»Genau. Dem, der den Tod von Amy Winehouse betrauert und osteuropäische Huren so toll findet, weil …«
    Â»â€¦Â weil sie kein Wort ihrer deutschen Freier verstehen, richtig.«
    Born atmete einmal tief durch, als der Termin mit der Museumsangestellten vorüber war und sie wieder vor der Kunsthalle standen. Der Vorraum der »Schirn«, in dem das Gespräch mit Gisa Sterntaler stattgefunden hatte, war völlig überheizt gewesen. Außerdem war ihm das Museumspummelchen mit ihrem schulmeisterlichen Gehabe gehörig auf den Geist gegangen. Und der schnippische Ton erst, in dem sie ihn verbessert hatte. Nur weil er sich neben den nüchternen Ermittlungsfragen auch zu einer Äußerung in Sachen Kunst hatte hinreißen lassen, bei der er dummerweise Wassily Kandinsky mit Franz Marc verwechselt hatte.
    Resümierend betrachtet, hatte auch diese Befragung keine großartig neuen Erkenntnisse gebracht. Außer dass die Zeugin tatsächlich bestätigen konnte, Selma Tassen des Öfteren und mindestens einmal auch in Begleitung von Martha Rosen gesehen zu haben. Ob die beiden in der Kunsthalle ihrem Mörder begegnet waren, blieb aber weiterhin ungewiss.
    Sie wandten sich nach links und nahmen denselben Weg, den Selma Tassen an dem Tag eingeschlagen hatte, an dem ihr Stiefsohn ihr heimlich gefolgt war.
    Â»Kommen Ihnen die Frauen bekannt vor?«
    Der Sexshop-Mitarbeiter, eine klapperdürre Bohnenstange mit eichhörnchenfarbenem Toupet, das einen völlig absurden Kontrast zu den schwarz-grau melierten Koteletten bildete, schielte nicht einmal eine Sekunde lang auf die Fotos, bevor er den Kopf schüttelte.
    Â»Nicht eine von ihnen?«
    Â»Nicht dass ich wüsste.«
    An der Kasse nebenan bezahlte gerade ein Kunde. Soweit Born aus den Augenwinkeln erkennen konnte, wechselten eine Tube »Get Hard«-Penispflegecreme und ein Stimulationsspray Marke »Shiatsu Woman« den Besitzer. Schon

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