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Die Stunde des Löwen

Die Stunde des Löwen

Titel: Die Stunde des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Köhl
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ebenfalls nicht ausgestaltet. Im Gegensatz zu dem Akt bei der Tassen ist das Geschlechtsteil hier etwas dezenter geraten. Aber dass es sich um dasselbe Modell handelt, ist sicher.«
    Â»Was verleitet dich zu der Annahme?«
    Â»Der tätowierte Löwenkopf auf der Hüfte des Mannes. Er ist auf allen Bildern zu sehen. Außerdem besagen die Datumsangaben neben den Signaturen, dass die Werke der beiden Frauen ungefähr zur selben Zeit entstanden sind.« Sie machte eine kurze Pause. »Du weißt, was es bedeutet, wenn es uns nicht gelingt, Fátima de Zosa lebend zu finden?«
    Â»Ja. Dann haben wir bald ein drittes Opfer zu beklagen.«

ZWÖLF
    Rosens Anruf erreichte ihn gegen halb zehn am Mittwochmorgen. Die Wintersonne schickte ihre kräftigen Strahlen durch das zum Lüften geöffnete Dachfenster, während unten auf der Straße gerade jemand lautstark über einen Autofahrer fluchte. Ob er ihn auf ein spätes Frühstück in die Freiherr-vom-Stein-Straße einladen dürfe, erkundigte sich Rosen mit vertrauenerweckender Stimme. In privater Atmosphäre ließe sich doch am besten über die Dinge reden, die man auf dem Herzen habe.
    Einen Moment lang sah Fremden sich in Gedanken tatsächlich die Gründerzeitvilla betreten. Doch nur ein Lebensmüder würde sich auf solch einen Vorschlag einlassen. Das Risiko war viel zu hoch, dass ihn dort der Wasserstoffblonde mit seinem Kompagnon erwartete. Dann würden sich die beiden nicht mehr nur mit einer Scheinhinrichtung begnügen, sondern ganze Arbeit leisten und seinen Leichnam in einem Teppich eingerollt aus dem Haus schaffen oder ihn gleich mit Salzsäure in der Badewanne auflösen. Im Bewusstsein, dass seine Phantasie, was die eigene Entsorgung betraf, vielleicht ein wenig mit ihm durchging, ließ er Rosen dennoch wissen, dass er auf ein Treffen an einem öffentlichen Ort bestehe.
    Als der Konzertmanager in der Senckenberganlage eintraf, war er in einen cremefarbenen Kamelhaarmantel gehüllt, den er über einem elegant geschnittenen dunklen Anzug trug.
    Das letzte Mal hatte Fremden das größte Naturkundemuseum Deutschlands als Jugendlicher besucht. In Begleitung seines Vaters und mit Felix, der sich vor dem riesigen Tyrannosaurus-Rex-Skelett gefürchtet hatte.
    Zu dieser Tageszeit war das Bistro im zweiten Obergeschoss nur mäßig besucht. Das verstand Fremden unter einer geeigneten Atmosphäre, um sich über Dinge auszutauschen, die einem auf dem Herzen lagen.
    Nachdem er Zucker in seinen Cappuccino gerührt hatte, kam er ohne Umschweife auf das erste einer ganzen Reihe heikler Themen zu sprechen.
    Â»Ob ich bestätigen kann, dass ich Frauen aus Moldawien in hiesige Bordelle vermittle?«, wiederholte Rosen und lächelte. »Ihnen gegenüber schon. Sie scheinen ja eh bestens informiert zu sein. Aber ich habe die Damen keineswegs, wie Sie andeuten, mit falschen Versprechungen nach Frankfurt gelockt und sie auch nicht zur Prostitution gezwungen.«
    Letzteres mag glauben, wer will, dachte Fremden. »Damit wir uns nicht falsch verstehen, Herr Rosen. Es liegt mir fern, ein Urteil über Sie zu fällen. Ich möchte Antworten. Ist Ihnen bekannt, ob Klaus Bruckner von den früheren Nebengeschäften seines Vaters weiß?«
    Â»Das kann ich mir nicht vorstellen. Hugo und ich legten stets größten Wert auf absolute Geheimhaltung. Niemand wusste davon, auch unsere Frauen nicht.« Bei der Erwähnung seiner Frau kam Rosen kurz ins Stocken. »Alle Transfers wurden diskret abgewickelt«, fuhr er nach kurzer Pause fort. »Zur Tarnung hatten wir in Moldawien das gepachtete Revier. Dort ist auch das Foto entstanden, das Sie mir bei Ihrem Besuch gezeigt haben. Von dem Jagdrevier wussten unsere Frauen selbstverständlich. Das ermöglichte uns ja erst, regelmäßig nach Chişinău zu unseren Geschäftspartnern zu reisen, ohne Verdacht zu erwecken.«
    Â»Was ist heute mit dem Revier?«
    Â»Das habe ich immer noch gepachtet. Nach Hugos Tod ließ ich den Vertrag auf mich allein umschreiben.«
    Â»Und dann lief alles so weiter wie gewohnt?«
    Rosen machte eine wegwerfende Handbewegung und lachte bitter. »Hugo war tot, und mit einem Schlag begannen die Schwierigkeiten. Kurzzeitig stand das Geschäft sogar auf der Kippe. Die Moldawier überlegten, mit den Türken oder den Albanern weiterzumachen. Hugo hat einen viel besseren Draht zu

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