Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
vor sich hin schnarchte. Sie war völlig verdreckt, das Gesicht mit Ruß und Steves Blut verschmiert, noch mehr Blutflecken auf ihrer Uniform, und über dem linken Auge eine hühnereigroße Beule, wo sie mit dem Kopf an die Wand gekracht war. Logan seufzte. Es gab nichts mehr, was sie heute Nacht noch tun konnten. Entweder würden Chib und sein Kumpel an einer der Straßensperren gefasst werden, oder eben nicht. Und wenn sie bis Edinburgh durchkämen, würde die Lothian and Borders Police das Pärchen schnappen und zur Vernehmung und Gerichtsverhandlung nach Aberdeen überstellen. Diesmal hatte Chib sich so richtig reingeritten: Er war in eine Schießerei verwickelt, bei der ein Polizeibeamter schwer verletzt worden war, und es gab Zeugen. Das konnte auch ein Malk the Knife nicht aus der Welt schaffen.
»Scheiße, was ist da passiert?«, brüllte Chib. Er hielt das Lenkrad mit beiden Händen gepackt und zitterte vor Wut. »Da lass ich dich ein Mal einen simplen Auftrag erledigen …« Er nahm eine Hand vom Steuer und versetzte der geduckten Gestalt auf dem Beifahrersitz einen Schlag ins Gesicht. Der Getroffene stieß einen schrillen Schmerzensschrei aus. »Wo sind denn auf einmal die Scheißbullen hergekommen?«
»Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht!« Greg hielt schützend die Arme über den Kopf und schrie, aber Chib schlug ihn trotzdem noch einmal, obwohl er wusste, dass es ihm hinterher leidtun würde. Wie immer. Fluchend lenkte er den Lieferwagen in eine ruhig aussehende Sackgasse, schaltete die Zündung aus und lauschte in wütendem Schweigen dem Gluckern und Klicken des Motors. Er hatte diesen Mercedes wirklich geliebt, aber inzwischen war er wohl nur noch ein ausgebranntes Wrack, abgestellt auf einem Feldweg an der South Deeside Road.
Chib knirschte mit den Zähnen, holte tief Luft und zählte bis zehn. Es war nicht Gregs Schuld … »Okay«, sagte er schließlich. »Es tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe. Das war falsch von mir. Ich war verärgert, aber ich hätte es nicht an dir auslassen dürfen.« Er tätschelte den Arm seines Beifahrers. »Also, willst du mir jetzt erzählen, was passiert ist?«
Greg rutschte auf seinem Sitz hin und her und fuhr sich mit dem Ärmel über die laufende Nase. »Ich war … Ich war in dem Haus, und es lief alles wunderbar. Ich hab die Tür von der alten Frau zugeschraubt und das Benzin reingegossen, und dann hab ich plötzlich unten im Treppenhaus Geräusche gehört! Sie waren zu zweit, und sie haben mich angebrüllt, und da hab ich versucht abzuhauen, aber die eine hat mich ins Knie getreten, und das hat echt wehgetan, und dann ist sie über mich hergefallen und hat geschlagen und getreten und gebissen, und ich hab ihr einen Tritt versetzt und bin weggelaufen, und dann hab ich im Treppenhaus Feuer gelegt und bin schnell raus und hab dich angerufen …«
Chib tätschelte ihm das Knie. »Das hast du gut gemacht, Greg, wirklich.« Und Greg strahlte über das ganze Gesicht, froh und erleichtert, dass Chib ihm nicht mehr böse war. »Woher wussten sie, dass du dort warst? Sind sie dir zu dem Haus gefolgt?«
»Ich hab doch geschaut! Ganz bestimmt! Aber da war weit und breit niemand!«
Chibs Miene verfinsterte sich. Es war wieder dieser Mistkerl DS McRae – er hatte ihn erkannt, als er aus dem Wagen gesprungen war, kurz bevor diese dumme Kuh mit der verdreckten Uniform ihnen die Windschutzscheibe eingeschlagen hatte. Dieser verdammte DS McRae. Ein kleines Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. Die Polizei rechnete damit, dass er nach Süden fahren würde; dass er versuchen würde, so schnell wie möglich aus Aberdeen zu verschwinden und sich in heimische Gefilde zu retten. Aber stattdessen würden sie sich nach Norden wenden, würden über Inverness zur Westküste fahren, dann über Oban hinunter nach Glasgow und von dort zurück nach Edinburgh. Wenn er ordentlich Gas gab, könnten sie morgen zu Hause sein, ehe die Pubs zumachten. Aber zuerst wollte er noch etwas anderes erledigen.
Eine offene Rechnung begleichen.
43
DI Insch sah aus, als hätte ihn jemand nachts um halb drei aus dem Bett geholt. Schweigend hörte er sich Logans Schilderung der Ereignisse an, von dem Moment, als Jackie das Feuer gemeldet hatte, bis zum gegenwärtigen Stand der Fahndung nach den Tätern. Insch stopfte sich ein Lakritzröllchen in den Mund und kaute nachdenklich darauf herum. Die Scheinwerfer der Spurensicherung spiegelten sich in seinem gewaltigen, kahlen Schädel. »Also«,
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