Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
anhielt. Als Nächstes kam ein riesiger grellroter Löschzug, aus dem sich Feuerwehrleute mit Massen von Gerätschaften auf die Straße ergossen, während der zweite sich schon mit gellender Sirene näherte. »Er ist entkommen!«, schrie sie über das Getöse hinweg. »Es war Chibs Freund. Er hat überall Benzin vergossen!« Ein Feuerwehrmann rannte an ihnen vorbei und wickelte im Laufen einen Schlauch ab. »Er ist entkommen!«
»Ich weiß – Chib hat ihn mitgenommen. Wir waren hinter ihnen her, und –«
»Du darfst ihn nicht entkommen lassen! Die zwei werden bald über alle Berge sein!« Sie packte ihn am Kragen, schleifte ihn zu PC Steves alter Kiste und überließ es Rennie, sich um das Geschehen am Brandort zu kümmern. »Los«, rief sie, während sie sich neben Steve auf den Beifahrersitz warf und Logan auf den Rücksitz kletterte. »Fahr schon!«
Steve trat das Gaspedal durch, und der Wagen schoss bis zum Ende der Straße, vorbei an einem Krankenwagen, der ebenfalls mit Vollgas in die andere Richtung fuhr. »Links oder rechts?« Logan hatte keine Ahnung und sagte es auch. »Okay«, meinte Steve und kniff konzentriert die Augen zusammen. »Rechts …« Er schoss hinaus auf die Kreuzung, riss das Steuer herum und bog in die Holburn Street ein. In der Ferne blitzten zwei rote Rücklichter auf; sonst war weit und breit kein anderes Auto in Sicht. Steve gab Gas. Der Mercedes, der brav seine dreißig Meilen in der Stunde fuhr, war kurz vor dem Garthdee-Kreisverkehr, als sie ihn einholten. Steve schoss auf der Gegenfahrbahn an ihm vorbei – der altersschwache Motor des Fiat hörte sich an wie ein wild gewordener Föhn – und trat dann voll auf die Bremse. Das Auto vollführte eine zirkusreife Pirouette und blieb quer zur Fahrbahn stehen, während der Mercedes mit kreischenden Reifen bremste, dank ABS stotternd zum Stehen kam und morsezeichenähnliche Bremsspuren auf dem Asphalt hinterließ. Jackie war als Erste draußen, dicht gefolgt von Logan und Steve. Sie schwang ihren Schlagstock wie einen Baseballschläger und ließ ihn in die Windschutzscheibe des Mercedes krachen, die sofort zu einem riesigen Spinnennetz zersplitterte. Als sie gerade zu einem weiteren Schlag ausholte, flog die Beifahrertür auf, und Greg sprang heraus. Er hielt etwas in den Händen – Logan konnte gerade noch »WAFFE!« rufen, als auch schon ein trockener Schuss krachte und PC Steve schreiend zu Boden ging, als hätte ein Bus ihn erwischt.
Logan und Jackie tauchten blitzschnell ab. Ein zweiter Schuss riss direkt neben Logans Bein ein Loch in den Asphalt, und er robbte rückwärts, um sich hinter dem winzigen Fiat in Deckung zu bringen. Der dritte Schuss knallte in die Motorhaube, der vierte in die Karosserie, und die ganze Zeit schrie PC Steve wie am Spieß. Wieder das Kreischen von Gummi auf Asphalt, der Mercedes machte einen Satz nach hinten, um Sekunden später in einer Wolke von grauem Rauch davonzuröhren, wobei er Jackie nur um Haaresbreite verfehlte. Ein letztes Mal bellte die Pistole, Logan warf sich zur Seite, und dann war der Mercedes auf und davon. Die Bremslichter flammten auf, und er schlitterte seitwärts in den Garthdee-Kreisel hinein. Funken sprühten, als die Alufelgen an der Leitplanke entlangschrammten, ehe der Wagen schlingernd auf die Brücke über den Dee fuhr und in die Dunkelheit davonraste.
PC Steve lag mitten auf der Straße auf dem Rücken. Er war weiß wie die Wand, und ein großer dunkler Fleck breitete sich auf der rechten Seite seiner Brust aus. Zwischen seinen Lippen quoll schaumiges Blut hervor und warf Blasen. Jackie rannte zu ihm hin, besah sich das Loch in seiner Brust. Leise fluchend presste sie die Hände darauf, um die Blutung zu stillen, während Logan einen Rettungswagen rief. Wenn sie Glück hätten, wäre er noch am Leben, wenn die Sanitäter eintrafen.
Jackie blickte von Steves bleichem Gesicht auf. »Scheiße, was ist denn da gerade passiert?« Die Schreie des Constables waren zu einem flachen, schnappenden Keuchen abgeebbt; mit jedem Atemzug quoll mehr Blut hervor und rann über sein Kinn.
Logan kniete sich neben Jackie. »Wie geht es ihm?«
Sie starrte ihn an, die Ärmel getränkt von dem dunkelroten Blut. »Was glaubst du denn, wie’s ihm geht?« Steve stöhnte, und ein Blutschwall ergoss sich über seine Wangen. Sie versuchte es abzuwischen, aber es kam immer mehr nach.
»Komm schon, Steve, du wirst mir doch hier nicht sterben, verdammt! Wenn du mich mit diesem Arschloch von Simon
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