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Die Stunde des Schakals (German Edition)

Die Stunde des Schakals (German Edition)

Titel: Die Stunde des Schakals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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Meneer van Zyl würde dagegen für Schlagzeilen sorgen.
    «Und jetzt?», fragte einer der Streifenbeamten leise.
    Clemencia wusste, wie man eine Ermittlung führte. Sie hatte nicht nur die interne Ausbildung am Iyambo Police College mit Bravour absolviert, sondern konnte als einziges Mitglied der Behörde einen Master in Kriminalistik vorweisen. Das Studium in Südafrika hatte sie sich durch ein Vollstipendium leisten können. Erst vor kurzem war sie von einem sechsmonatigen Aufenthalt in Helsinki zurückgekommen, finanziert durch ein Programm der finnischen Regierung, das die Professionalisierung von Staatsbeamten in Drittweltländern zum Ziel hatte. Clemencia hatte die verschiedenen Abteilungen der dortigen Kriminalpolizei durchlaufen, sie hatte bei der Kriminaltechnik und der Gerichtsmedizin hospitiert, sie war auf Außendiensteinsätze mitgenommen worden und hatte die Arbeit von Mordkommissionen studiert. Doch ihr Wissen nützte ihr gar nichts. Sie befand sich nicht mehr in Finnland, sie war in Windhoek. Im südlichen Afrika. In einer anderen Welt.
    «Unsere Schicht ist gleich zu Ende», flüsterte der Streifenbeamte Clemencia zu. «Hier können wir sowieso nichts mehr machen.»
    Clemencia wählte die Nummer der Scenes of Crime Unit an, die für Spurensicherung zuständig war. Wahrscheinlich würden die sagen, dass man ebenso gut bis morgen früh warten könne, wenn schon so viel Zeit verloren war. Aber das taten sie nicht. Sie gingen gar nicht erst ans Telefon. Clemencia fragte sich, was sie mehr hasste: die Unprofessionalität ihrer Kollegen oder das Misstrauen und den kaum verhüllten Rassismus der Weißen.
     
    Er saß in der Wartehalle des Hosea-Kutako-Flughafens auf einem der Stühle, die zu einer längeren Reihe zusammengeschraubt waren. Er hatte einen der mittleren Sitze gewählt, weil diese am wenigsten begehrt schienen. Wenn es sich lohnen würde, hätte er darüber nachgedacht, warum dieselben Leute, die im Leben so gern im Mittelpunkt standen, in Flughafenwartehallen einen Randsitz bevorzugten. Und warum sie jeden, der ihnen diesen Platz weggenommen hatte, kritisch musterten.
    Er wollte nicht gemustert werden. Abgesehen davon war ihm sein Platz egal. Einen Platz seinen Platz zu nennen, als hätten dort nicht schon tausend andere gesessen, als würden nicht noch Tausende nach einem kommen, war sowieso eine Anmaßung. Jeder war ständig unterwegs, tappte blindlings mal hier-, mal dorthin, nur das Ziel, das stand fest. Um den Tod kam keiner herum.
    Er hustete. Er hatte sich nicht gesetzt, weil er müde war oder sich gar schwach gefühlt hätte. Er saß nur, weil er im Stehen mehr aufgefallen wäre. Und weil er von hier einen guten Blick auf die Glastüren hatte, deren Flügel sich automatisch öffneten, sobald ein Fluggast den Zollbereich passiert hatte. Etwa fünf Meter vor den Türen hielt ein Absperrband die Wartenden auf Distanz. Ein paar von ihnen hatten Schilder dabei, auf denen «SWA Safaris» oder «Karivo Lodge» oder «Fam. Beyer» stand. Die jungen Männer, die die Schilder hochreckten, wenn einer der ankommenden Passagiere suchend in die Runde blickte, sahen alle gleich aus: Farmerhut, Khakihemd, Shorts und viel zu feste Kudulederschuhe. Keiner von ihnen trug eine Group-4-Securicor-Uniform.
    Er hatte auch einen Namen auf ein großes Blatt Papier geschrieben. Es lag mit der Schrift nach unten auf seinen Oberschenkeln. Zwischen seinen Füßen stand die längliche blaue Tasche.
    «Für Tennis ideal», hatte der Verkäufer im Sports Warehouse gesagt. «Bis zu drei Schläger passen hinein, und es bleibt genügend Platz für alles, was Sie sonst noch brauchen.»
    «Perfekt», hatte er geantwortet.
    Er wartete. Er sah ein paar rotgesichtige Jagdtouristen durch die Tür kommen und zielstrebig zu dem Schalter ziehen, an dem ihre Waffen ausgegeben wurden. Eine übermüdete Mutter trug ein Kind auf dem Arm und zerrte ein anderes hinterher, dem Mann nach, der einen hochbeladenen Gepäcktrolley auf den Avis-Stand zusteuerte. Hinter dem SWA-Safaris-Schild sammelten sich allmählich die Safari-Schäfchen und beäugten einander, als fragten sie sich, wer als Erstes geschlachtet würde.
    Und dann kam der Mann, dessen Namen er auf ein Blatt Papier gemalt hatte. Er zog eine Rolltasche hinter sich her und trug in der anderen Hand einen kleinen Alukoffer. Der Mann war groß und muskulös. Obwohl er schon auf die fünfzig zugehen musste, schien er gut in Form zu sein. Man sah, dass er regelmäßig Sport trieb.

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