Die Stunde des Spielers
meine linke Hand, rieb mit einem Finger über den Verlobungsring und dachte nach. Dann lächelte er.
»Ich habe einen Plan. Wir treffen uns draußen in, ach, sagen wir mal, einer Stunde.«
»Du glaubst, ich lasse dich aus den Augen nach allem, was passiert ist?«
»Ich weiß. Aber ich werde vorsichtig sein. Ich habe eine Idee.« Er lächelte und sah mich mit einem Raubtierblick an.
»Eine Idee?«
»Eine sehr gute.« Er schlüpfte in Boxershorts, Jeans, Hemd und Socken und fuhr sich statt mit einem Kamm mit den Fingern durch die Haare.
»Was für eine Idee?«
»Vertraust du mir?«
Dieses Gespräch hatten wir bereits geführt, und die Antwort hatte sich seitdem nicht geändert. Ich nickte.
»Triff mich einfach draußen in einer Stunde.«
Er küsste mich, innig und leidenschaftlich, und verließ dann das Zimmer.
Anstatt herumzusitzen und zu warten, zog ich mich an und ging spazieren. Da ich neugierig war, kehrte ich zum Hanging Gardens zurück.
Die Streifenwagen waren alle fort, obwohl ich vermutete, dass das Theater und die Bühne immer noch abgesperrt waren. Ein paar Fahrzeuge der Fernsehnachrichtenteams hatten die Mannschaftswagen ersetzt, doch ich sah keine Reporter. An die würde ich mich ganz bestimmt nicht wenden, um herauszufinden, was passiert war.
Ich kam nur bis zur Lobby, wo ein neues Poster für Balthasars Show hing.
Das Foto war das gleiche mit großen Raubkatzen, die inmitten der babylonischen Tempelkulisse hockten, und der Name der Show hatte sich nicht geändert: »Balthasar, König der Bestien« stand darüber. Ein weiteres Schild, das seitlich angebracht war, verkündete einen neuen Eröffnungstermin irgendwann in der kommenden Woche. Doch in der Mitte des Posters hatte ein Bild von Nick Balthasar ersetzt. Da stand er, die Hände auf den Hüften, mit einem arroganten Lächeln, die braunen Haare zurückgekämmt, wie das Cover eines Liebesromans. Seine Augen schienen mir durch die ganze Lobby zu folgen.
Nichts hatte sich geändert.
Vor dem Hotel konnte nicht einmal die Hitze der Wüste von Las Vegas den eiskalten Schauder vertreiben, der mir den Rücken hinabgejagt war.
Doch ich hatte eine Verabredung, also traf ich genau eine Stunde, nachdem Ben gegangen war, auf dem Gehsteig vor dem Olympus ein. Eine Minute später bog ein gewaltiges weißes Cadillac-Cabrio in die Auffahrt. Es fehlte nur ein langhorniger Tierschädel auf der Motorhaube. Ben - auf dem Fahrersitz, die Hemdsärmel hochgekrempelt, eine Hand am Lenkrad, den anderen Ellbogen über der Tür - sah mich über seine Sonnenbrille hinweg an.
»Hey«, sagte er gedehnt.
Der Rest des Wochenendes verblasste zu einer weit entfernten Erinnerung. Es ging nur noch um das Hier und Jetzt, Bens verrückten Plan und all die Gründe, warum ich niemals ohne ihn sein wollte.
Beinahe hätte ich losgeprustet. »Oh mein Gott. Es ist perfekt !«
»Steig ein«, sagte er mit einem Glitzern in den Augen und gekräuselten Lippen.
Ich kreischte wie ein blutjunges Groupie, als ich auf den Vordersitz kletterte. Glücklicherweise hatte der Hotel- Page mir vorher die Wagentür geöffnet. Ich war drauf und dran gewesen, in das Schiff von einem Auto zu springen.
»Woher hast du das?«, fragte ich, als er aus der Ausfahrt bog.
»Dir ist doch wohl klar, dass man sich in dieser Stadt alles mieten kann?«
»Wohin fahren wir?«
»Wart’s nur ab.«
Der Vordersitz war groß genug für eine ganze Familie. Ich glitt hinüber und schmiegte mich dicht an Ben. Er lächelte nachsichtig, und ich grinste in einem fort. Es war mir völlig egal, was wir vorhatten; in diesem Monstrum durch Vegas zu kurven, schien mir die perfekte Art, den Nachmittag zu verbringen.
Fünf Minuten später erfuhr ich den Rest von Bens Plan. All meine Fragen wurden beantwortet, als wir um die Ecke in die Auffahrt einer Drive-Through-Hochzeitskapelle bogen.
Ich machte richtig große Augen. Ganz gerührt starrte ich einfach nur zu dem Schild empor.
Ein Siebzigerjahre-Elvis, komplett mit Schmalztolle und pailettenbesetztem Hosenanzug, lehnte gelangweilt aus dem Fenster.
Ben sagte zu ihm: »Können wir uns beeilen und das hier durchziehen, bevor wir von einem Meteor erschlagen werden?«
»It’s Now or Never, Kumpel«, sagte Elvis gedehnt.
Es war einfach perfekt.
»Warte kurz, warte kurz«, sagte ich und kramte nach meinem Handy. »Meine Mom wird mich umbringen. Ich meine, wirklich umbringen diesmal. Ich muss ihr Bescheid geben.«
»Kitty, wir können nicht warten«, sagte Ben.
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