Die Stunde des Spielers
er schon gesagt hatte, Leichen waren schlecht für den Tourismus. Hand in Hand gingen mein Partner und ich hinaus.
An der Aufzugstür streckte Sven mir die Hand entgegen. Ich musste noch nicht einmal fragen, was er wollte; ich legte die Magnetkarte hinein.
Auf dem Weg nach unten schlang ich die Arme um Ben und drückte ihn fest an mich. Ich würde erneut duschen müssen, um den Geruch von Doms Penthouse loszuwerden. Den Geruch dieser ganzen Stadt.
Ben hielt mich, legte mir das Kinn auf den Kopf und sagte: »Du kannst unmöglich erwartet haben, dass das Ganze anders verlaufen würde.«
Ich seufzte. »Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. Ich, rechne einfach grundsätzlich damit, dass die Leute anständig sind. Manchmal sind sie es tatsächlich.« Ich dachte an Evan, Brenda und Odysseus Grant, die zu meiner Rettung herbeigeeilt waren. Und doch konnte ich keinem von ihnen wirklich vertrauen, wusste nicht sicher, ob sie sich nicht gegen mich wenden würden, wenn es ihnen von Vorteil wäre. »Heißt das, dass ich total naiv bin?«
»Ich finde, es heißt, dass du ein guter Mensch bist.«
»Tja, gratuliere«, meinte ich mürrisch.
Ben zerzauste mir die Haare, und ich dachte, na ja, wenigstens waren wir beide unversehrt. Das Napoli ließen wir sehr schnell hinter uns, ohne noch einmal zurückzublicken.
Wir schafften es, ein paar Stunden zu schlafen, und als wir aufwachten, knallte die Sonne durchs Fenster und versah die Vorhänge mit einem Saum aus Licht. Am liebsten hätte ich mich in dem Sonnenschein geaalt - beinahe hätte ich es nicht bis zum Morgen geschafft. Ich setzte mich im Bett auf, inmitten zerwühlter Laken, und freute mich, dass ich mich tatsächlich besser fühlte. Ben schlief noch. Wir waren zusammen, und alles war gut.
Doch da klingelte das Telefon. Natürlich. Zuerst war es Detective Gladden, der mich davon in Kenntnis setzte, dass sie Ben noch immer nicht gefunden hatten.
»Ähm«, setzte ich peinlich berührt an. In der ganzen Aufregung hatte ich nicht daran gedacht, ihn zurückzurufen. »Detective? Er ist hier neben mir.«
Gladden zögerte einen Moment. »Was?«
»Er ist hier neben mir. Spät gestern Nacht ist er im Hotel aufgetaucht. Er ist während des Tohuwabohus bei Faber entkommen. Ist einfach hinausgeschlüpft.« Ich musste nicht erwähnen, dass auf ihn geschossen worden war.
Der Detective hielt erneut inne. Ich wagte es nicht, mir seinen Gesichtsausdruck vorzustellen. Schließlich sagte er: »Könnte ich mit ihm reden?«
Unser seliger Friede am Morgen konnte wohl nicht ewig währen. Ich weckte Ben sanft und reichte ihm das Telefon. Das Gespräch war kurz, und Ben gab hauptsächlich vage zustimmende Geräusche von sich. Beinahe, als hätte er ein schlechtes Gewissen. Wahrscheinlich nahm Gladden ihn sich vor, weil er nicht zuerst zur Polizei gegangen war. Ich persönlich war froh, dass er zu mir gekommen war.
Ben sagte: »Okay. Das kann ich machen. Danke, Detective.«
Seufzend gab er mir das Telefon zurück. »Er will, dass ich heute Nachmittag zu einer Einsatzbesprechung erscheine. Sie wollen wissen, was vorgefallen ist. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll.« Er fuhr sich mit der Hand durch die bereits zerwühlten Haare. Das ließ sie kein bisschen ordentlicher aussehen.
»Ich hätte auch nichts dagegen, mir die Sache anzuhören. Kann ich mitkommen?«
Mein Telefon kündigte piepend eine SMS an - von meinen Eltern. Ach ja - wahrscheinlich sollte ich sie anrufen.
Mom ging beim ersten Läuten an den Apparat. »Kitty! Was ist passiert? Hat die Polizei ihn gefunden? Wo bist du, geht es dir gut?«
Ihnen würde ich ganz bestimmt nicht erklären, was ich die Nacht hindurch getrieben hatte. Das Wichtige, das Einzige, was sie wissen mussten: »Ben ist hier bei mir, Mom. Ihm geht es gut. Alles ist in Ordnung.« Wie wunderbar es sich anfühlte, das zu sagen!
»Oh, das ist ja großartig! Gott sei Dank!«, sprudelte es aus ihr hervor. »Wann heiratet ihr dann also?«
Ben und ich sahen uns an. Ich seufzte. »Ich weiß es nicht, Mom. Ich rufe dich an, sobald ich Genaueres weiß.«
»Schon gut, Kitty. Ich bin froh, dass Ben in Sicherheit ist.«
»Ja, ich auch.« Ich klappte das Handy zu. »Sie will wissen, wann wir heiraten.«
»Das hat sich als ein bisschen komplizierter als erwartet herausgestellt, nicht wahr?«, sagte er.
Mit gerunzelter Stirn sah ich weg. »Es scheint tatsächlich so, als habe sich das Universum gegen uns verschworen.«
Er betrachtete mich einen Moment, hielt
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