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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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auf der Schwalbe gestanden hatte. Und auch viel näher, vertrauter und schöner.
    »Kannst du noch?«, fragte der Junge und sah zurück, ohne seinen Gang zu verlangsamen.
    Hel blieb stehen. »Nein.«
    Er schien verdutzt über ihre mürrische Antwort.
    »Ich glaube, hier vorne können wir rasten.« Er deutete irgendwo in die Dunkelheit. Sie stiegen einen Geröllhang hinab, der ihr schier endlos vorkam, und landeten in einer Klamm, die vor Jahrhunderten ein ausgetrocknetes Flussbett gewesen sein mochte. Der Junge fand eine schräg aus dem Boden ragende Felsplatte, unter der man wie unter einem Dach lag, nahm den Umhang ab und warf ihn über die staubige Erde. Dann sammelte er ein paar Steine zusammen und ließ sie erleuchten. Hel sah nicht, wie er das Wunder vollbrachte, es ging auch viel zu schnell. Dennoch: Das Licht kam ihr schwächer vor als letzte Nacht. Es reichte gerade aus, um etwas zu erkennen.
    »Wie machst du das?«
    »Hier, der Umhang ist für dich. In der Nacht wird es kalt, aber damit hast du es warm.«
    »Kannst du mir nicht einmal antworten?«
    Er sah sie an und nahm den Wasserschlauch vom Gürtel. »Trink etwas.«
    Sie nahm den Wasserschlauch wortlos entgegen und setzte
sich auf den Umhang. Wie gut es tat, endlich die Beine auszustrecken! Am liebsten wäre sie sofort eingeschlafen. Aber sie trank erst und ganz so leicht wollte sie es dem Jungen auch nicht machen. Sie würde ihn schon noch zum Reden bringen. Allein um ihn zu ärgern.
    »Du bist also ein Händler auf dem Weg nach Har’punaptra, aber du hast keine Ware dabei. Was verkaufst du also?«
    »Ich verkaufe nichts.«
    Aha. Ein Dutzend solcher vagen Antworten mehr, und sie hatte sein Geheimnis entschlüsselt. »Dann bist du hinter einem Kauf her, was?«
    Er ließ sich im Schneidersitz nieder und nahm den Wasserschlauch. Gelassen zog er den Korken heraus und trank in langen, langsamen Zügen. Als er fertig war, verschloss er ihn noch langsamer.
    »Allzu kostbar kann deine begehrte Ware nicht sein. Jedenfalls scheinst du keine Truhe voll Gold im Hintern zu verstecken, soweit ich das beurteilen kann.«
    Er grinste. Da war sie ganz sicher, auch wenn das Licht schlagartig matter wurde und erst wieder aufglomm, als er sich die Haare aus der Stirn strich und den Knoten am Hinterkopf neu band. »Es ist kostbar. Aber nicht mit Gold zu bezahlen.«
    » Es ist kostbar? Also ist es ein Einzelstück!«
    Sie sah, wie seine Kieferknochen vortraten. Sie lächelte. »Tja. Dann lag ich wohl falsch in der Annahme, dass du hinter zwergischen Zuckerrüben her bist.«
    Jetzt hörte sie ihn sogar lachen - ein rasch verschluckter Laut hinter fest zusammengepressten Lippen. Sie spitzte vergnügt den Mund. Er räusperte sich und zog die Brauen zusammen, ehe er sie wieder mit ausdrucksloser Miene betrachtete. »Dir scheint es wieder sehr gut zu gehen.«

    Hel strich über ihre Rippe. Tatsächlich fiel ihr das Atmen gar nicht mehr schwer. Wenn sie so dasaß, spürte sie kaum etwas. »Ich dachte, ich hätte mir was gebrochen. Es ist wohl doch nur eine Prellung gewesen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Du hast Knochenbrüche. Zwei Rippen mindestens. Und dein Rücken war voller Scherben.«
    Eine merkwürdige, hohle Übelkeit stieg in ihr auf. Vielleicht tat ihr doch noch etwas weh. Vielleicht hatte sie sich bloß dran gewöhnt …
    »Dreh dich um«, murmelte der Junge und rutschte näher. Hel spürte seine Hände auf den Schultern, als er ihr die Weste abstreifte. Sie zog die Arme an den Körper. Die plötzliche Nähe machte sie nervös. Anmerken lassen wollte sie sich das aber nicht. Sie hatte schließlich keine Angst vor ihm … warum auch?
    Vorsichtig löste er den Verband an ihrem Rücken. Der Verband rutschte auf ihre Taille. Sie hörte, wie der Junge Luft holte.
    »Was ist?«, fragte sie hastig und fuhr mit den Fingern über ihren Rücken. Sie spürte nichts. Ein paar Kratzer. Sie drehte sich halb um und sah ihn an. »Was denn? Da ist nichts.«
    »Eben.« Sein Blick durchbohrte sie. »Wer bist du?«
    Sie öffnete den Mund, konnte aber nur verwirrt den Kopf schütteln, wandte sich ab und wickelte die Bandagen um ihren Oberkörper, um sich halbwegs wieder zu bedecken. Dann zog sie sich die Weste wieder hoch und drehte sich ganz zu ihm um. Wut schwang in ihrer Stimme: »Ich heiße Hel und bin Sturmjägerin auf der Schwalbe .« Gewesen, dachte sie. Und es schmerzte wie ein Nadelstich. Trotzdem wiederholte sie energisch: »Ich bin Sturmjägerin. Mein Kapitän ist Redwin Gharra,

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