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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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unser Jagdgebiet liegt an den Kauenden Klippen. Ich habe nichts zu verbergen. Du bist derjenige,
der sich bei jeder Frage auf taub stellt und … und … ständig diese Kapuze und alles! Wenn du dich gerne mysteriös gibst, meinetwegen, ich verderbe dir nicht den Spaß. Aber unterstelle mir nicht, dass ich die Komische von uns beiden bin!« Kaum war es ausgesprochen, bereute sie, je den Mund aufgemacht zu haben. Für eine Sekunde irrte sein Blick zu ihrem Auge.
    … dass ich die Komische von uns beiden bin. Hitze wallte über ihr Gesicht. Aus welchem entlegenen, traurigen Winkel ihrer Seele war ihr das bloß gerutscht? Sie schämte sich für ihre Worte, für sich selbst, dafür, dass sie da war und er sie sehen konnte. Hätte er seine dämliche Kapuze doch jetzt getragen, damit sie seinen Blick nicht ertragen musste!
    Sie ließ ihr Haar unauffällig ins Gesicht hängen und verschränkte die Arme. Als hätte er nicht schon viel zu viel von ihr gesehen.
    Kurzerhand stand sie auf und stapfte in die Dunkelheit. Der Junge sagte nichts. Aber sie spürte seinen Blick im Nacken. Jedenfalls kam sie sich beobachtet vor, selbst als der Lichtschein sie längst nicht mehr erreichte.
    Ein wenig eiliger kletterte sie hinter die Felsen. Sie musste schon die ganze Zeit die Beine zusammenkneifen, und wenn sie jetzt nicht ging, würde sie wahrscheinlich nie den Mut aufbringen. Schließlich kehrte sie mit schleichenden Schritten zurück. Der Junge saß unverändert da und malte kleine Zeichen in den Sand. Sobald sie näher kam, wischte er den Boden glatt. Hel sah trotzig weg.
    Auf dem Umhang entdeckte sie das Proviantpaket.
    »Du musst Hunger haben.«
    Den hatte sie wirklich. Sie hätte sogar gepökelten Sandwurm gegessen. Dennoch zögerte sie. »Es sind sieben Stück übrig. Aber bis Har’punaptra ist es noch weit.«

    »Ja, wir müssen sparsam sein.« Er deutete mit dem Kopf auf das Essen. »Nimm dir einen.«
    Nun, er musste es ja wissen. Hel nahm das Stück, das sie am Morgen zur Hälfte gegessen hatte, und biss ab. »Wie nennt man die?«
    »Bu’khen.«
    Sie kaute. »Das habe ich noch nie gehört. Was bedeutet der Name?«
    »Er bedeutet … Rundes Glück .« Er lächelte - und erstarrte, als er begriff, was er verraten hatte.
    Hel blitzte ihn an. »Ach, tatsächlich? Und welche Sprache ist das?«
    Kaum hörbar murmelte er: »Eine sehr alte.«
    Sie senkte den Bu’khen und seufzte. »Schon gut. Ich lass dich in Frieden. Du kommst wahrscheinlich aus einem fernen Dörfchen am Rand der Welt, wo die Letzten deines Volkes irgendeinen lang vergessenen Krieg überlebt haben. Du hältst deine Herkunft geheim, weil man dir eingetrichtert hat, dass man euch noch immer ausrotten will.«
    »Nicht ganz«, sagte er gepresst. »Aber eine hübsche Geschichte.«
    »Dann bist du ein Flüchtling aus dem Alten Reich. Mit deinen Fähigkeiten würde es mich nicht wundern, wenn du es über die Kauenden Klippen geschafft hättest.«
    »Nein …«
    Hel verspeiste schulterzuckend den Rest ihres Bu’khen. »Ich bin bei Sturmjägern aufgewachsen. Denk dir irgendeine Lebensgeschichte aus, und ich kann dir versichern, es gab mal einen Sturmjäger, auf den sie zutrifft. Ich hab Hunderte davon auf Lager.« Sie wischte sich die Finger an der Weste ab. »Isst du eigentlich nichts?«
    »Nein.«

    Das schwächer werdende Licht lag in seinen Augen, die mehr spiegelten als offenbarten. Hel atmete tief durch. Dann ließ sie sich auf den Umhang sinken, schob die Arme unter den Kopf und zog die Knie an. »Du bist wirklich ein komischer Vogel, weißt du das?«, sagte sie nachdenklich.
    Er musste lächeln - sogar seine Zähne glänzten für einen kurzen Moment auf. »Schlaf gut«, beendete er das Thema.
    »Du auch. Falls du schläfst.«
    Das Licht erlosch. Hel hörte, wie er sich ausstreckte. Dann lagen sie still da, eingehüllt in das atemlose Schweigen der Wüste.
    »Wie heißt du eigentlich?«, flüsterte Hel irgendwann, als ihr einfiel, dass sie ja seinen Namen noch gar nicht kannte.
    Aber offenbar musste er doch wie ein gewöhnlicher Mensch schlafen, denn zur Antwort bekam sie nur sein ruhiges Atmen.
     
    » Torah-yen-Hel ... Hel, wach auf.«
    Sie blinzelte und begegnete seinem Blick. Erschrocken fuhr sie zurück. Er saß vor ihr, einen Arm über das Knie gelegt, und sah sie an. Wer weiß, wie lange schon.
    Sie räusperte sich und strich sich unauffällig Weste und Haare glatt. »Dir auch guten Morgen. Oder gute Nacht?« Es schien weder hell noch dunkel, die Umgebung

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