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Die Sturmrufer

Die Sturmrufer

Titel: Die Sturmrufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: blazon
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»Die Stolzen ertrinken als Erste. Komm schon, ich habe keine Zeit für Diskussionen, ich mache mir auch um andere Leute Sorgen!«
    Sein Blick ließ keinen Zweifel daran, dass er hier stehen bleiben würde, bis sie sich von ihm begleiten ließ.
    Amber stieß sich vom Seilerbaum ab und kämpfte darum, auf den Beinen zu bleiben. Für einen Augenblick bereute sie es, die Berge, die ihr Sicherheit gaben, verlassen zu haben.
    Von den Anhöhen aus gesehen musste die Stadt jetzt einen atemberaubenden Anblick bieten: Wasserstraßen und glitzernde Fischleiber, zerbrochene Schiffe und Häuser, die in strudelnden Wellentälern staken. Der Himmel hatte sich von einem Sturmschwarz zu einem hellen Grau verfärbt.
    In den schmalen Seitengassen trieben zerbrochene Karren. Menschen kletterten einfach aus den Fenstern, wenn die Türen sich nicht aufdrücken ließen, und strebten zur großen Hauptstraße.
    Inu schien das viele Wasser nichts auszumachen, seine Schritte waren sicher und schnell. Mehrmals war er schon um eine Ecke gebogen und aus Ambers Sichtfeld verschwunden, und sie hatte Mühe ihn einzuholen. Auch jetzt hastete sie um eine Häuserecke und hoffte ihn nicht verloren zu haben. Hektisch sah sie sich auf dem kleinen Platz um und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren.
    »Worauf wartest du?«, rief Inu ungeduldig. Doch Amber stand nur da und staunte. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Der Sturm, ihre Angst und ihre vom Salzwasser wunde Kehle waren vergessen. Sie tastete nach einer Hauswand und stützte sich ab. Tausend Geschichten ihrer Kindheit fielen ihr ein. Allein dafür hatte sich alles gelohnt: die Prügel, der Diebstahl, die Flucht. Doch nichts hatte sie auch nur annähernd auf diesen Anblick vorbereitet: Auf einem steinernen Sockel neben einem Hauseingang saß ein leibhaftiger Naj!
    Im gleißenden Gegenlicht sah er aus wie eine halb transparente Skulptur aus Eis. Glänzende, silbrige Augen wandten sich Amber zu. Kiemen pulsierten. Durchsichtige Häute schimmerten zwischen den langgliedrigen Fingern des Wassergeschöpfs. Eine aus Silber und Glas gewirkte, schlanke Gestalt war es, anmutig trotz der fleckigen Schuppenhaut und der Kinnhäutchen. Beinahe war sie menschenähnlich – aber nur beinahe. Und jetzt sah sie Amber direkt an!
    »Wo bleibst du denn?«
    Inus Stimme schreckte das Wesen auf. Es hob den Kopf, Amber sah eine Bewegung des fischähnlichen Mauls. Der Naj gab zischend ein Wort frei, das sie nicht verstand, dann schlängelte er sich von dem Pfosten ins Wasser. Zu schnell, als dass sie ihm mit dem Blick hätte folgen können. Einen lähmenden Augenblick war sie überzeugt, das Wesen aus dem Meer würde sie unter Wasser ergreifen und mit sich ziehen. Als ein großes Stück Tang sich um ihre Wade schlang, schrie sie auf. Doch der Naj war fort.
    Inu stand plötzlich direkt vor ihr und starrte in ihr blasses Gesicht.
    »Keine Angst«, beruhigte er sie. »Wir lassen sie in Ruhe und sie uns. Meistens jedenfalls.«
    Amber schluckte und folgte ihm. Salz brannte immer noch auf ihrer Zunge und sie hatte unglaublichen Durst. Das kurze Haar klebte ihr an den Ohren und der Stirn. Obwohl es Sommer war, klapperten ihre Zähne vor Kälte. Aber sie hatte einen Naj gesehen! Und viel zu schnell wieder aus den Augen verloren. Hoffnungsvoll suchte sie die Straßen ab, doch sie entdeckte nur Leute, die zum Hafen wateten, und andere Leute, die Neuigkeiten von den Schiffen brachten. Inu wechselte einige Worte mit einem Mann und kehrte dann sichtlich erleichtert zu Amber zurück.
    Je näher sie dem Zentrum der Stadt kamen, desto mehr Menschen in zerrissener Kleidung begegneten ihnen. Doch die Einwohner von Dantar hielten sich offenbar nicht lange damit auf, über die Zerstörungen zu klagen. Amber sah Fischer, die ihre Netze über die Straße warfen, bevor das Meer den wertvollen Fang wieder mitziehen konnte. Die Frau, die die Mähnenschlange getötet hatte, überholte sie und eilte, das riesenhafte Tier mit einer Schärpe aus blutgefärbtem Wasser hinter sich herziehend, auf ein Lagerhaus zu.
    »Hier ist die Schlemmfischgasse«, sagte Inu und blieb stehen. »Dahinten ist die Herberge.«
    Im schrägen Licht der ersten Sonnenstrahlen, die wieder durch die Wolkendecke fielen, leuchteten seine Augen besonders hell. Das Meerwasser trocknete bereits in seinen Haaren. Salzkrusten zeichneten feine Muster auf seinen Wangen. Er streckte ihr zum Abschied seine Hand hin.
    »Hier trennen sich unsere Wege. Viel Glück.«
    Natürlich, er hatte

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