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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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brüllte nur noch so schauerlich wie jemand, der bei lebendigem Leibe aufgefressen wird.
    Während die Unterteufel gräßlich schrien und grummelten und quietschten und knirschten und schmatzten, hörte ich, wie auf die Tür hinter mir eingehämmert wurde, und Nan und jemand anders riefen: »Um Gottes willen, macht die Tür auf.« Da fing mein erstarrter Leib an zu zittern, und auf einmal konnte ich mich bewegen und öffnete die Tür, und da standen Nan und Master Ashford wie festgewurzelt vor Schreck, während zwei formlose Klumpen das auseinanderrissen, was noch von Septimus Crouch übrig war, und diese Teile verschwanden auch, weshalb ich der Meinung bin, sie haben ihn aufgefressen. Danach war nicht mehr viel von ihm übrig, nur noch seine Kleider, und damit wischten sie das restliche Blut auf, wie man Bratensoße mit Brot auftunkt, nur daß sie dazu seinen Umhang nahmen und den auch noch auffraßen.
    Ich fühlte, daß Master Ashford mich fest umfaßt hielt, aber er zitterte am ganzen Leib und sagte ein ums andere Mal: »Lieber Gott, Gott im Himmel, o du lieber Gott.« Nan kniete auf dem Fußboden und betete wie rasend, und die Unterteufel brummelten gesättigt, und dann spuckten sie ein paar kleinere Knochen aus. Wir traten von der Tür zurück, damit sie gehen konnten, ohne daß sie uns bemerkten, doch als sie fertig waren, verschwanden sie durch die Wand und ließen einen üblen Gestank zurück.
    »Was in Gottes Namen war das?« fragte Nan, die weiß wie ein Laken war.
    »Das war Septimus Crouch. Und die schwarzen Wesen waren Unterteufel aus der Hölle. Er hat behauptet, er wäre ein Meister der Schwarzen Magie, doch die Unterteufel, also, sie haben ihn gefressen. Ich glaube, er hat sie beleidigt, doch wie, das weiß ich nicht so recht.«
    »Gott sei Dank, daß er es getan hat. Ich könnte schwören, er wollte Euch umbringen«, sagte Master Ashford. »Ich habe sein Haus beobachtet. Er hatte wieder eine Sitzung. Als er vor Bourbon aufgebrochen ist, bin ich ihm bis hierher gefolgt.«
    »Er – er hat gesagt, er hätte es noch vor dem Steuermann geschafft.«
    »Wenn das so ist, dann müßt Ihr Euch verstecken und sobald wie möglich fliehen, Susanna. Der Herzog von Bourbon ist einer der mächtigsten Männer Frankreichs. Der muß keine krummen Wege benutzen. Der kann Euch unter falschen Anschuldigungen verhaften lassen, überall und jederzeit.«
    »Aber warum sollte er?«
    »Susanna, Bourbon ist der Steuermann.«
    Bei den Worten sank mir das Herz in die Schuhe. Mein Atelier zerstört. Und jetzt auch noch meine Freiheit bedroht.
    »Alles, wofür ich gearbeitet habe – vernichtet. Womit habe ich das verdient, Robert?« Ich betrachtete das Durcheinander auf dem Fußboden, wo Sir Septimus Crouch gestanden hatte. Das würde mir kein Mensch abnehmen. Und zu allem Überfluß lag noch eine Leiche hinter der Tür. Vielleicht könnte ich es Räubern in die Schuhe schieben, und die Vermieterin wollte ihnen Einhalt gebieten, als ich nicht daheim war. Aber angenommen, Bourbon dachte sich eine Anklage aus? Oh, wie war das alles schrecklich. Ich stöberte in dem Abfall herum, vielleicht ließ sich ja noch etwas retten. Wenigstens besaß ich noch die Meisterzeichnung für meinen neuen Auftrag, und Nan hatte noch meinen kleinen Reisemalkasten und meine Zeichenutensilien, alles wohlgeordnet.
    »Ihr? Mit gar nichts, Susanna. Aber sie glauben, daß Ihr den mittleren Teil des Buches habt, das sie seit langem suchen.« Draußen war es jetzt fast dunkel, und Master Ashford blickte sich in dem dämmrigen, verwüsteten Raum um, der einmal mein Atelier war. Er hob meine Bücher auf. »Zumindest sind Eure Bücher noch heil. Da.« Er reichte sie mir. »Und Eure Vögel leben. Seht nur! Vor lauter Angst zwitschern sie nicht mehr.« Er nahm den Käfig vom Haken und machte Zwitscherlaute. Sie blickten ihn mit winzigen schwarzen Augen an, glätteten ihre wunderbar kleinen Federn und hüpften auf der Stange herum, als er mir den Käfig brachte. Ich musterte sie sehr sorgfältig und zählte sie durch. Ja, es waren noch sechs. Einer piepste. Robert Ashford durchmaß den Raum und betrachtete das Durcheinander, in einer Ecke trat er nach einem Stoß Papier und Skizzen. »Was ist das?« fragte er.
    »Nur Papier und altes Pergament, das ich zum zweiten Mal verwendet habe«, sagte ich, und dann schoß mir ein Gedanke so schnell durch den Kopf, daß ich nach Luft schnappte. »Robert, hebt bitte das zerfetzte Ding da auf.«
    »Das aussieht, als wären die

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