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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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immer ein, daß diese Frau einen Erben ausbrütet. Achtlos ließ der König die offiziellen Glückwünsche Suffolks über sich ergehen. Was liegt mir schon an dem Bündnis mit Euch? dachte er. Da schicke ich lieber meine Kapitäne auf Kaperfahrt. Der englische König braucht einen Denkzettel, er soll merken, daß ich mächtig bin. Doch im Augenblick muß ich diese Frau und die Verschwörungen rings um sie loswerden. Jählings kam ihm ein prächtiger Gedanke. Wirklich eine Erleuchtung. Seine kleinen Fuchsaugen funkelten vor Freude, und ein schmales Lächeln huschte um den Mund unter der außergewöhnlich langen Nase.
    »Monsieur Suffolk«, sagte König Franz, »wie ich höre, seid Ihr in dieses Königreich gekommen, um die Weiße Königin zu heiraten, die Schwester Eures Herrn.«
    Charles Brandon, Herzog von Suffolk und die rechte Hand seines Königs, Held im Kriege und im Turnier, wurde leichenblaß.

    Vor einer Krönung gibt es für Künstler viel Arbeit, und ich für mein Teil finde sie noch besser als ein königliches Leichenbegängnis, und ich habe beides miterlebt. Für eine Beisetzung braucht man ein Bildnis, und alles wird schwarz verhängt, die Schneider schneidern allen bei Hofe schwarze Kleider, falls die nicht vorrätig sein sollten, und dann müssen Denkmäler gegossen und die Skulptur für das Grabmal angefertigt werden, doch in der Regel wird so etwas im voraus in Auftrag gegeben, da Könige dafür sorgen, daß ihre Denkmäler hübsch aussehen, ehe sie beigesetzt werden. Bei einer Krönung gibt es hundertmal mehr Arbeit. Jeder läßt sich neue Kleider schneidern, und die Stickerinnen arbeiten rund um die Uhr. Dann werden längs des Krönungsweges bemalte Fahnen aufgehängt, und wer mitmarschiert, bekommt gemalte Standarten, für die Allegorien braucht man jede Menge gemalte Kulissen, und dazu kommen noch die offiziellen Porträts. Diese Aufträge bekam ich nicht, die standen Maître Jean Clouet zu, der ein Mitglied der Zunft war und ein großes Atelier mit Gesellen hatte, die Hände und Stoffe und Geschmeide malten. Doch glücklicherweise bestellte Herzogin Marguerite ein Dutzend Miniaturporträts ihres Bruders in kleinen goldenen Rahmen, die mit Diamanten besetzt waren, als Geschenk für Menschen, die hoch in ihrer Gunst standen. Und glücklicherweise wies sie Maître Clouet an, er solle mich eine Porträtzeichnung des Königs kopieren lassen, denn ohne diese Anweisung hätte ihn kein Geld der Welt dazu bewegen können, und der König hatte keine Zeit, mir für sein Bildnis Modell zu sitzen, da er dieser Tage so beschäftigt war.
    Und so verbrachten Nan und ich einen ganzen Nachmittag in Maître Clouets Atelier, wo er Lehrjungen hatte, die Farben für ihn zerstießen, Gesellen, die Hintergründe für ihn malten, und eine ganze Abfolge von Porträts in Dreiviertelansicht, die den halben Adel Frankreichs zeigten und sich glichen wie Erbsen in der Schote. Er knurrte, als er mein Geld für das Kopieren seiner Meisterzeichnung in Empfang nahm, und sagte, Frauen hätten in seinem Atelier nichts zu suchen, es sei denn, sie brächten etwas zu trinken, und er täte es nur der Herzogin und ihren neumodischen Ideen zuliebe, sonst hätte er jemanden wie mich nicht hereingelassen. Dann kamen seine Frau und die Lehrjungen und staunten mich an, und ein großer gefleckter Hund, der ihm gehörte, kam herzu und legte sich zu meinen Füßen, als ich mit seinem Meisterporträt und meinen Kreiden am Arbeitstisch saß. Das Porträt war schon einmal kopiert worden, es wies die kleinen Nadelstiche auf, die mir zeigten, daß man die Zeichnung mittels Zeichenkohle und Nadel auf Leinwand übertragen hatte.
    »Arbeitet Ihr nicht mit Raster?« hörte ich eine mürrische Stimme hinter mir, als ich schon ein Weilchen vor mich hingearbeitet hatte.
    »Nur manchmal. In der Regel kopiere ich frei«, sagte ich.
    »Ihr habt eine ruhige Hand«, sagte Maître Clouet.
    »Die muß man bei Miniaturen auch haben.«
    »O ja, die Miniaturen. Eine ausländische Mode. Vermutlich habt Ihr die ruhige Hand vom Sticken.«
    »Nein, ich sticke nie. Ich kann es mir nicht leisten, mich zu stechen. Ich brauche Gefühl in den Fingern.«
    »Ihr habt auch ein gutes Auge.«
    »Danke, mein Vater hat mich unterrichtet.« Um mich war der Geruch von trocknender Ölfarbe. Halbfertige Leinwände und Tafeln lehnten an den Wänden oder standen auf Staffeleien und warteten auf den nächsten Farbauftrag.
    »Aha. Er hat gemerkt, was er an Euch hatte. Aber das war

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