Die Suche nach den Sternen
daß Maq finden würde, wonach er suchte. Er hatte das Opfer gebracht, den Preis gezahlt, jetzt stand ihm die Belohnung zu. Nur – was Maq auch entdecken würde, es würde für immer ihr Geheimnis bleiben, denn sie hatten keine Möglichkeit, jemals das Institut für Solaristik auf der Mars-Schale davon zu unterrichten.
Kurz darauf sichteten sie eine weitere Sonne in der Kette. Diese folgte demselben Kurs wie die übrigen, würde aber in nur vierhundert Jahren in der Nähe Solarias eintreffen. Der Abstand zwischen den einzelnen Sichtungen verkürzte sich zunehmend, und Ancor schloß daraus, daß sie sich dem Punkt näherten, an dem die Sonnen Solaria ›streifen‹ würden. Dazu kam, daß sie immer mehr der gewaltigen Sammler orteten, auch wenn die konturlose Oberfläche der Exis-Blase unverändert blieb und keinen Hinweis auf den Grund der Ansammlung gab.
Ungeduldig wartete Ancor darauf, daß die nächste Sonne hinter dem Horizont zum Vorschein kam. Seinen Berechnungen zufolge sollte diese in ungefähr zweihundert Jahren Solaria erreichen. Die Minuten verstrichen, ohne daß der Stern auf den Orterschirmen erschien. Ancor überprüfte seine Berechnungen und kam zu dem Ergebnis, daß die Instrumente der Shellback die Sonne bereits hätten erfassen müssen. Ihr Nichterscheinen verwirrte ihn, und als er einige Zeit später immer noch keine Spur der erwarteten sechsten Sonne in der Kette fand, machte sich Enttäuschung in ihm breit. Er wußte nicht, welchem Zweck diese Sternen-Kette diente, aber es schien, als ob die erste Sonne in der Reihe frühestens in vierhundert Jahren Solaria streifen würde.
Ancor wußte, in welch gigantischen Zeiträumen Zeus plante, aber dennoch enttäuschte ihn die Tatsache, daß er tot sein würde, wenn dieses gewaltige Unternehmen vor ihnen Früchte tragen würde. Er beklagte sich darüber bei Sine, die ihn milde tadelte.
»Was willst du noch alles, Maq? Unsterblichkeit?«
Sie hatten keinen Grund mehr, ihren Flug fortzusetzen. Sie mußten die 80 Millionen Kilometer zu der Öffnung in der Exis-Blase zurückfliegen, dann soweit wie möglich in das Innere Solarias vorstoßen und einen geeigneten Ort ausfindig machen, an dem sie sich für den Rest ihres Lebens niederlassen konnten. Der Gedanke, daß nach der immensen Entfernung, die sie zurückgelegt hatten, lediglich 80 Millionen Kilometer sie an einer sicheren Rückkehr nach Zapoketa hinderten, war nur schwer zu verdauen. Doch die Zahlen sprachen eine unmißverständliche Sprache, und sie hatten sie bewußt ignoriert. Ancor hatte alles auf eine Karte gesetzt und beinahe gewonnen, und er war eine zu starke Persönlichkeit, als daß er jetzt deswegen mit dem Schicksal gehadert hätte. Nicht einmal das leiseste Zittern war in seiner Stimme, als er Cherry anwies, ihre Geschwindigkeit abzubauen und umzukehren.
Als Ancor plötzlich aufschrie, dachte Sine, daß sein Verstand unter der psychischen Belastung stark gelitten hatte, und sie rannte los. Ihre Besorgnis war umsonst, denn Ancor hatte keinen Angst-, sondern einen Freudenschrei ausgestoßen. Er hatte sich vom Teleskop abgewandt und sich dem Radar und den Ortern gewidmet, um die Aktivitäten der Robotschiffe in ihrer Nähe aufzuzeichnen. Anfangs war ihm ihre Geschäftigkeit völlig planlos erschienen, aber als er das Muster erkannte, traf ihn die Erkenntnis wie ein Blitzschlag. Sine Anura verfolgte die rasende Abfolge von Zahlen und Bildern auf dem Schirm verständnislos.
»Was ist los, Maq?«
»Weißt du, warum wir die beiden nächsten Sonnen in der Kette nicht sehen können, Sine? Nicht, weil sie nicht existieren, sondern weil sie bereits von einer Schale eingeschlossen sind. Hier draußen, über zweihundert Jahre bevor das Ergebnis ihrer Arbeit benötigt wird, formen Zeus’ Maschinen bereits eine Schale um eine sich nähernde Sonne. Wenn der Stern dann in die unmittelbare Nähe Solarias gelangt, werden sie ihre Aufgabe vollendet haben: Die Erschaffung eines Miniatur-Universums, in dessen Zentrum sich eine eigene Sonne befindet.«
»Wie kannst du das so genau wissen, Maq?«
Er deutete auf einige Zahlenkolonnen am unteren Rand des Schirms. »Deshalb. Das hier sind die Spektren der Proto-Sonnen, die die Schale umkreisen. Und Proto-Sonnen haben im Orbit einer Schale nichts zu suchen, außer wenn man plant, sie zu bevölkern. Die Schale selbst ist zu weit entfernt, als daß die Orter der Shellback sie erfassen könnten, aber den Umlaufzeiten der Proto-Sonnen nach zu urteilen, muß sie
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