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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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dass Ihr hier rauskommt, Junge. Das ist keine Herberge für abgerissene Bengel wie Euch!«
    Er hatte dröhnende Kopfschmerzen und erkannte nur mit Mühe, wo er sich befand und wer da so harsch auf ihn einredete. Es war die Schankmaid. Und es war das Wirtshaus, in dem er Pitter zu treffen gehofft hatte. Der Raum war nun leer, das Feuer im Kamin beinahe heruntergebrannt. Mit einem schmutzigen Lumpen in der Hand stand die kräftige Frau vor ihm, einen verächtlichen Blick in den Augen.
    »Wo sind...?«
    »Schon lange davon. Und Ihr folgt ihnen am besten recht hurtig. Doch nicht bevor Ihr die drei Kannen Wein bezahlt habt.«
    »Ja, ja. Natürlich!«
    Fredegar nestelte an seinem Gürtel, doch das Beutelchen mit den Münzen war verschwunden.
    »O Gott, nein. Man hat mich bestohlen!«
    Lässig zuckte die Schankmaid mit den Schultern.
    »Wenn sich einer wie Ihr mit dem Hans von der Schmiergass und seinen Gesellen zusammentut, dann muss er sich nicht wundern, wenn er gefleddert wird.«
    »Aber sie haben mir versichert, ich würde den Pitter hier finden!«
    »Leicht gesagt, was? Ich kenn eine Menge Leute, die Pitter heißen. Ist kein seltner Name in der Gegend.« Irgendwie war etwas wie Mitleid in der grobschlächtigen Frau aufgekommen. »Ihr seid fremd in der Stadt?«
    Fredegar nickte und presste seine Hände an die pochenden Schläfen.
    »Wo habt Ihr Euer Quartier?«
    »In Groß Sankt Martin!«
    »Da werdet Ihr jetzt schwerlich Einlass finden. Nun gut, ich will nicht unmenschlich sein, Junge. Bleibt die Nacht über hier am Kamin sitzen. Aber im Morgengrauen müsst Ihr fort sein, der Wirt macht mir sonst Schwierigkeiten!«
    Dankbar sah Fredegar sie an und ließ sich von ihr auf die Bank an der Feuerstelle führen. Er bekam auch noch eine Schüssel lauwarmer Suppe vorgesetzt.
    Den Rest der Nacht verdöste er in der Schenke, und im Morgengrauen schlich er gehorsam hinaus, um sich auf den Weg zum Kloster zu machen. Feuchtkalter Dunst zog ihm in die Kleider, aber auch sein schlechtes Gewissen ließ ihn frösteln. Den Auftrag seines Herren und der Frau Almut hatte er nicht erfüllt. Zerknirscht schleppte er sich durch die Gassen, in denen jetzt das morgendliche Leben begann. Ein zahnloser Alter mit einer Kiepe voller Stockfisch wies ihm den Weg zu Groß Sankt Martin, und bald darauf hatte er zumindest das hohe Strebwerk des Domes im Blick. Er wollte schon erleichtert aufatmen, da sah er sie.
    Zwei in dunkle Kapuzenmäntel gehüllte Männer standen in einem Hauseingang, und einer von ihnen zeigte auf ihn. Sie machten einen Schritt auf ihn zu, und als ein plötzlicher Windstoß die Kopfbedeckung des einen herunterwehte, erkannte er den Mann. Nicht mitNamen, aber das narbige Gesicht war ihm schon häufiger begegnet. In den Quartieren der Söldner, die dem Erzbischof dienten. Als die beiden mit schnellen Schritten näher kamen, packte Fredegar die Angst. Er rannte los, rutschend und schlitternd, schlug Haken und versuchte, einen Zwischenraum zwischen den Häusern zu finden, in dem er sich unsichtbar machen konnte. Aber die Häscher schienen sich gut auszukennen, und zweimal kamen sie ihm in einem schmalen Gang entgegen. Es war eindeutig, sie hatten es auf ihn abgesehen. Wo er sich befand, wusste er schon lange nicht mehr. Die überkragenden Stockwerke der Häuser nahmen ihm die Sicht auf die Markierungspunkte, an die er sich bisher gehalten hatte. Weder den Dom noch den trutzigen Turm von Groß Sankt Martin konnte er ausmachen. Atemlos lief er weiter, stolperte und fiel der Länge nach in eine eisige Wasserlache.
    Immerhin waren die beiden Männer in dieser Gasse nicht mehr zu sehen. Nass und frierend machte er sich also daran, irgendeinen Anhaltspunkt zu suchen, an dem er sich orientieren konnte. Doch das war schwieriger, als er dachte. Hier ein Durchgang, dort eine verwinkelte Gasse. Immer wieder vermeinte er Schritte hinter sich zu hören und den keuchenden Atem seiner Verfolger. Dann öffnete sich eine breitere Straße vor ihm, ein Weg, der in die Felder führte. Erleichtert blieb Fredegar stehen. Irgendwo dort vorne erhob sich ein Turm. Die Stadtmauer lag vor ihm, und eines der Tore war in der Nähe. Vermutlich sogar das Eigelstein-Tor. Doch die Angst saß ihm noch im Nacken. Hier zwischen den Feldern würde er eine leichte Beute der beiden Männer sein.
    »Ich glaub es nicht, der edle Herr Knappe!«
    Fredegar fuhr zusammen und wollte losrennen, als er von einer in Lumpen gewickelten Hand festgehalten wurde.
    »Willste noch mal

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