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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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natürlich, Frau Gertrud. Sie verbringt ja auch ihre Tage beständig in Eis und Kälte!«
    Franziska verzog belustigt die Miene. Nur zu gut wusste sie, wie selten Teufelchen den Platz am warmen Herd verließ. »Aber Ihr, Almut, seht nicht so geleckt aus wie dieser schwarze Schelm. Eher ein bisschen wie ein ausgefranstes Tischtuch.«
    »So fühle ich mich auch. Die Meisterin meint, wenn ich etwas zu essen bekäme, würde das besser. Könnt Ihr mir etwas geben? Ich möchte so bald wie möglich wieder ins Kloster.«
    »Sicher. Wir haben von unserem Essen gestern noch einiges übrig. Ihr habt es leider versäumt, Almut.«
    »Sie hat Eier in Safransoße gemacht. So eine Verschwendung!«, murrte Gertrud, fügte dann aber hinzu: »Sie waren recht gut!«
    »Hier sind noch welche. Und ein Brot mit Butter und einer dicken Scheibe Schinken, kalten Gänsebraten und eingelegtes Gemüse haben wir auch noch. Ich mache Euch etwas dünnen Wein dazu warm.«
    Almut aß, und wenngleich sie nicht so recht genießen konnte, was die zwei Köchinnen ihr vorsetzten, so fand sie sich doch gestärkter und etwas ruhiger. Während sie das Mahl vertilgte, hatten die beiden anderen sich ganz friedfertig unterhalten.
    »Ich würde gerne heute Vormittag zu Simon gehen, Frau Gertrud. Könnt Ihr das Brot in den Ofen schieben und beaufsichtigen, wenn ich den Teig vorher noch knete?«, fragte Franziska.
    »Werd ich wohl können. Geht ruhig mit dem Schmied tändeln. Und wenn er etwas von einem Wildschwein dahat, solltet Ihr es mitbringen!«
    »Mal sehen. Ich nehme auf jeden Fall einen großen Korb mit.« Franziska hob, kaum hatte sie es ausgesprochen, die Hand an den Mund. »Besser keinen Korb.«
    »Was geschehen ist, werdet Ihr ihm am besten so erklären, wie Ihr es mir auch gesagt habt, Franziska. Ich glaube nicht, dass er Euch überhaupt böse ist. Eher, denke ich, er ist traurig darüber, weil Ihr ihn verdächtigt habt.«
    Almut versuchte, ihr Mut zu machen, und Franziska rieb sich verlegen die Hände an der Schürze ab.
    »Meint Ihr?«
    »Meine ich. Richtet ihm einen Gruß von mir aus. Ich komme in den nächsten Tagen einmal mit dem Herrn Gero von Bachem bei ihm vorbei.«
    »Dem Ritter? Ihr verdächtigt ihn also nicht mehr?« »Nein. Er war es nicht. Aber nun muss ich gehen.«
     
    Meister Krudener saß noch an Pater Ivos Krankenlager, als Almut die Stube betrat. Er war jedoch eingenickt, sein Kopf war auf die Brust gesunken, und seine seltsame Kopfbedeckung, ein wie ein morgenländischer Turban gewundener Stoffstreifen, war zu Boden gerutscht und entblößte ein Haupt voller kräftiger, grauschwarzer Locken. Vorsichtig hob Almut den Stoffballen auf und berührte sacht die Schulter des Schlafenden. Er war sofort wach und brauchte nur ein kurzes Blinzeln, um sich in dem vom Morgenlicht durchfluteten Raum zurechtzufinden.
    »Ah, Frau Sophia!«, krächzte er leise und stülpte sich den Turban wieder über. »Ich war tief in Gedanken.«
    »Ja, so sah ich das auch. Wie geht es ihm?«
    »Jetzt, so scheint es mir, erheblich besser. Doch die Nacht war ein entsetzlicher Tanz. Ihr habt gut daran getan, mich zu rufen. Die armen Mönche hätten wahrscheinlich einen Exorzismus durchgeführt, wenn sie ihn erlebt hätten.«
    »So schlimm?«
    Sehr ernst nickte der Apotheker. »Sehr schlimm. Und ich fürchte, ich habe ihm einiges an Abbitte zu leisten. Doch das kann geschehen, wenn er wieder sein normales, gewittriges Selbst ist. Seit der Prim schläft er ruhig und scheint auf dem Weg zur Genesung. Ich werde nun nach Hause gehen und ihn Eurer Obhut überlassen. Aber bedenkt, er weiß vermutlich nicht, dass ich bei ihm war. Schweigt also darüber und lasst es mich mit ihm ein anderes Mal ausmachen. Ich komme später am Tag noch einmal wieder.«
    »Gerne, Meister Krudener.«
    »Ihr seid ein wunderliches Geschöpf, Kind«, meinte er und blickte aus seiner hageren Höhe auf sie herab. »Ihr scheint irgendwie regelnd in die Geschicke der Menschen einzugreifen. Nun denn, lebt wohl, Frau Almut.«
    Sie nahm Meister Krudeners Platz ein und betrachtete den ruhig schlummernden Mann. Pater Ivos Gesicht war jetzt entspannt, wenn auch durch das Fieber und die Anstrengungen eingefallen. Bruder Markus kam nach einer Weile und schickte sie fort, denn er wollte die Wunden des Kranken neu verbinden. Aber auch er äußerte sich hoffnungsvoll über den Fortgang der Heilung.
    »Geht zu dem Ritter, Frau Begine. Er sorgt sich um seinen Knappen, wenn ich das richtig verstanden

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