Die Sünde aber gebiert den Tod
gewaschen werden, oder war’s für heute Morgen schon genug? Du siehst aus wie eine ertrunkene Ratte!«
»Pitter! O mein Gott!«
»Ach, so viel Ehrfurcht ist nun auch wieder nicht nötig.«
»Pitter, ich werde verfolgt. Kann ich mich hier irgendwo verstecken?«
»Verfolgt! Von wem?«
»Den Mördern, Pitter. Bitte hilf mir!«
»Klar! Komm mit!«
»Wohin?«
»Hier ganz in der Nähe ist der Adler. Ein Gasthaus. Da bringe ich dich hin!«
Fredegar begehrte auf: »Du bist doch verrückt! Wenn die irgendwo untergekommen sind, dann in einem Gasthaus!«
»Da nicht. Die Schenke ist kurz und klein geschlagen worden, und der Wirt hat den Laden zugemacht. Aber er ist auch Schmied, und die Begine kennt ihn. Er wird uns weiterhelfen. Er ist ein ziemlicher Kaventsmann, der Simon. Die Häscher werden es sich zweimal überlegen, ob sie den angreifen. Er wird dich gewiss zum Kloster begleiten.«
Notgedrungen folgte Fredegar dem Päckelchesträger, der höchst gewandt jeden noch so schmalen Zwischenraum zwischen den Häusern und Scheuern auszunutzen verstand, und unbehelligt erreichten sie die Schmiede.
Simon war mit der Vorbereitung seines Tagewerks beschäftigt. Holz hackend stand er im Hof, die Scheite stapeltensich ordentlich zu gleicher Länge zerkleinert neben ihm. Die schnaufenden Jungen nahm er erst wahr, als sie direkt vor ihm standen.
»Nanu, Pitter? Was willst du denn hier?«
»Versteckt den Knappen, Simon. Die Häscher sind hinter ihm her. Er wird’s Euch erklären!«
»Unsinn angerichtet, Junge?«
»Nein, nein. Der doch nicht!«, antwortete Pitter an Fredegars Stelle und schob den Knappen in die Schmiede. Simon folgte ihnen.
»Dann erzähl mal.«
Fredegar sammelte sich, soweit es seine aufgewühlten Gefühle gestatteten, und berichtete in kurzen Worten über das Geschehen im Kloster, über seinen Auftrag und die Männer des Erzbischofs, die ihm folgten.
Pitter bestätigte hin und wieder seine Worte und meinte schließlich: »Mist, Fredegar. Die sind wirklich auf der Suche nach dir. Aber warum sollten sie dich umbringen? Ich vermute mal, viel eher wollen sie dich schnappen, um deinen Herren aus dem Kloster zu locken. Wir müssen ihn warnen, denn ich fürchte, im Kloster ist er auch nicht sicher. Das ist es nämlich, was ich der Frau Almut ausrichten wollte.«
»Aber ich kann nicht zurück. Die lauern da draußen irgendwo!«
»In was für finstere Händel seid ihr beiden nur geraten? «, fragte Simon kopfschüttelnd. »Ihr, die Frau Begine und Euer Ritter. Ich will damit nichts zu tun haben, ihr Burschen.«
»Aber was soll ich denn machen?« Fredegar schluchzte fast. »Die Frau Bettina haben sie doch schon umgebracht!«
»Wen? «
»Die Ge... Geliebte meines Herrn.«
»Die Mörder der Frau Bette, der verschleierten Frau, die hier bei mir gewohnt hat?«
Simons gutmütiges Gesicht hatte einen harten Ausdruck angenommen.
Fredegar nickte stumm und wischte sich die Nase am Ärmel ab. Sein Schnäuztuch hatte er schon lange zuvor verloren.
»Schon gut, Junge. Ich werde Euch helfen. Ich habe da eine Idee!«
32. Kapitel
A lmut hatte keine sehr erholsame Nacht verbracht, der Schlaf war erst spät zu ihr gekommen und hatte ihr wüste Träume beschert. Doch es war nicht ausschließlich Pater Ivos Schicksal, das sie quälte, auch die Gedanken an die Frau mit dem Feuermal, ihr entsetzlicher Tod und der Verrat an dem Ritter, den sie mehr und mehr schätzen gelernt hatte, waren ihr wie Mühlräder im Kopf herumgegangen. Es hatte ihr, anders als sonst, auch nicht geholfen, sich Maria anzuvertrauen. Zu wirr waren Vermutungen, Gefühle und Befürchtungen miteinander verwoben.
Magda sah es ihr am Morgen an und meinte nur: »Besser, du machst dich wieder ins Kloster auf. Geh aber zuvor in die Küche und lass dir von Franziska ein reiches Frühmahl geben, damit du nicht vor Schwäche zusammenbrichst.«
Ohne viele Worte befolgte Almut diese Weisung und pochte an die Tür des Küchenhäuschens. Franziska war eifrig dabei, Scheiben von einem Schinken zu schneiden, während Gertrud in dem Kessel über dem Feuer rührte und hin und wieder Teufelchen ein Stückchen Schinkenspeck zusteckte.
»Oh, guten Morgen, Almut. Wollt Ihr nach dem Rechten sehen? Wie Ihr merkt, haben wir uns die Arbeit redlich geteilt!«
»Das sehe ich, Franziska. Diese Katze weiß das offensichtlichzu schätzen. Ich finde, sie ist ordentlich rund geworden in den letzten Tagen!«
»Winterfell!«, beschied Gertrud sie. »Ist kalt geworden!«
»Ja,
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