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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sicher auch geläufig sind: ›Denn es wird ein unbarmherziges Gericht über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat. Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht‹.«
    »Wollt Ihr mich über meine Handlungen belehren, Weib?«
    »Nicht ich, die Worte der Heiligen Schrift, Bruder, sind es, die Ihr Euch zu Herzen nehmen solltet.«
    Unterdrücktes Gelächter war von einigen Gassenjungen zu hören, die sich neugierig in den Pulk um den Backapfelstand eingefunden hatten. Der Mönch fuhr Almut umso zorniger an: »Wie könnt Ihr es wagen, die Schrift auszulegen, Weib? Ihr seid doch kein Priester!«
    »Ihr bemerktet es richtig, ich bin ein Weib. Und ich habe Verständnis für einen Jungen, der an einem kalten Wintertag einen heißen Apfel essen möchte. Lasst ihn los und drangsaliert ihn nicht länger.«
    Der Mönch gab ein Schnauben von sich und versetzte stattdessen dem Jungen noch einen weiteren bösartigen Schlag ins Gesicht. Almut, die wegen der matschigen Straßen hölzerne Trippen unter ihre Schuhe gebunden hatte, machte einen Schritt nach vorne und trat dabei herzhaft auf den Fuß des Benediktiners.
    »Au!«, stöhnte dieser auf und ließ den Novizen los.
    Almut grinste den Jungen an und forderte ihn auf: »Lauf zum Kloster zurück, Lodewig, und grüße Pater Ivo von mir. Er kennt mich, ich bin Begine Almut vom Eigelstein. «
    »Wage es, Lodewig! «, brüllte der Mönch hinter der flatternden Kutte her, die von dem Novizen noch zu sehen war. Das Kichern der Umstehenden wurde schadenfroh.
    Almut hätte gerne noch etwas hinzugefügt, aber die Köchin hinter ihr zupfte immer dringlicher an ihrem Ärmel. Sie drehte sich nach ihr um und lächelte schief.
    »Ja, ja, ich weiß, Frau Franziska. Irgendwie ist mir der Appetit auf Backäpfel hier vergangen.«
    Sie folgte ihrer Begleiterin, ohne dem empörten Mönch noch einen Blick zu gönnen, in die nächste Gasse.
    »Das war sehr unvorsichtig, Frau Almut. Ihr habt den Mönch schlimm vor den Leuten blamiert. So etwas verzeihen die nicht.«
    »Ach was, der ist sicher nur irgendein kleines Licht im Kloster. So ein Rechthaber, der sich nicht anders bestätigen kann, als Novizen zu quälen. Bei seinen Brüdern hat der wahrscheinlich nichts zu melden.«
    »Hoffentlich irrt Ihr Euch da nicht!«
    Almut zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Wenn der Junge klug ist, erzählt er Pater Ivo, was passiert ist. Der ist ein ganz verständiger Mann und wird das schon richtig stellen.«
    »Wenn Ihr meint.«
    »Meine ich, und jetzt lasst uns diesen grässlichen Menschen vergessen. Ihr werdet gleich einen ganz anderen Mann kennen lernen. Meister Krudener mögt Ihr vielleicht ein wenig eigenartig finden, Frau Franziska. Aber stört Euch nicht an seiner Art, er ist, auch wenn er es nie zugeben würde, ein herzensguter Mann.«
    »Ich habe schon viele seltsame Menschen getroffen, Frau Almut. Solange er mich nicht wie einen Wischlappen behandelt, wie Simon es gerne immer wieder versucht, soll mir jeder recht sein.«
    »Das wird er gewisslich nicht. Ich habe den Verdacht, er schätzt Frauen sehr, wenngleich er nicht verheiratet ist. Nun ja, Ihr werdet selber sehen. Außerdem möchte ich Euch einer jungen Freundin vorstellen, die bei ihm arbeitet. Wir haben Trine vor einigen Jahren bei uns aufgenommen. Sie war ein Kind der Gosse, verwahrlost, krank und halb verhungert. Elsa hat sie unter ihre Fittiche genommen, und sie hat eine große Begabung für Kräuter und Heilpflanzen entwickelt. Inzwischen ist sie sehr geschickt in der Herstellung von Arzneien und anderen Dingen. Jetzt muss sie ungefähr vierzehn Jahre alt sein und hat im vergangenen Herbst ihre Lehre bei dem Apotheker begonnen.«
    »Eine Eurer guten Taten?«
    »Nicht unbedingt. Sie hat es uns wahrlich vielfach vergolten, und mir hat sie sogar schon einmal das Leben gerettet. Ich muss Euch aber darauf hinweisen, Trine kann weder hören noch sprechen, Frau Franziska.«
    »Eine Taubstumme? Armes Ding! Und wie verständigt sie sich?«
    »Sie ist ein sehr einfühlsames Mädchen. Wenn Ihr mit deutlichen Mundbewegungen und mit ein paar ergänzenden Gesten sprecht, wird sie Euch verstehen.«
    »Ihr macht mich neugierig, Frau Almut.«
    »Eure Neugier wird gleich befriedigt werden. Dort ist die Apotheke.«
    Almut erklomm die drei Stufen zum Eingang, klopfte laut und drückte dann die Tür auf.
    »Meister Krudener, seid Ihr zu Hause?«, rief sie in das höhlenartige Dunkel, in dem sich hinter einer Theke hohe Regale voller Töpfe, Dosen

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