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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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hin und bemerkte trocken: »Die Gäste kamen wohl aus den Wäldern vor den Toren, was? Haben sie wenigstens etwas als Entschädigung dagelassen? Die Ricke?«
    Simon sah den Jungen verdutzt an, zog dann aber etwas hilflos die mächtigen Schultern hoch und meinte: »Dir bleibt wohl nichts verborgen, was?«
    »Nicht viel, ich sah Euch am Christtagsmorgen.« »Die Ricke und noch ein wenig Wildbret mehr. Ihr habt auch davon gegessen, Frau Begine.«
    »Ihr hättet Franziska gegenüber durchaus zugeben können, was passiert ist!«
    »Und mich ihrem Hohn aussetzen, was für ein schlechter Wirt ich bin?«
    »Manche Frauen schätzen Ehrlichkeit über alles. Aber egal, das ist Eure und Franziskas Angelegenheit. Mich beunruhigt, dass sie hier nicht erschienen ist. Hoffentlich hat sie sich nicht verlaufen.«
    »Sie hat einen Mund, um zu fragen, wie man wieder zum Eigelstein kommt, nicht wahr? Schlimmer wär’s, wenn sie in die Hände solcher Randalierer gefallen ist. Ich will Euch bei der Suche behilflich sein, wenn’s recht ist.«
    »Und Eure Gäste?«
    »Gäste? Schön wär’s. Die Zeiten sind schlecht für Reisende, und der letzte Gast hat mich grußlos verlassen. Stellt Euch vor, eine Dame mit einem kleinen Kind. Und verschwindet ohne ein Wort. Das wäre ja noch zu verschmerzen, aber die Zimmerpacht hat sie auch nichtbeglichen.« Er schüttelte traurig seinen Kopf und band die Lederschürze auf. »Sie hatte überhaupt nicht so ausgesehen, wie man sich eine Zechprellerin vorstellt. Zurückgelassen hat sie nur ein paar Hemden und Kinderwindeln. Kam ihr wohl nicht so drauf an. Jedenfalls war da nichts in ihrer Kammer, was man als Pfand zu klingenden Münzen hätte machen können.«
    »Ei wei!«, seufzte Almut und sah den Wirt verblüfft an. »Die vornehme Dame mit einem Kind – der Grund, warum Franziska Euch verlassen hat, nicht wahr?«
    »Versteh einer die Frauen! Dabei hat sie gar nicht viel Arbeit gemacht.«
    »Aber Eure Aufmerksamkeit in Beschlag genommen.«
    »Nicht mehr als billig. Aber natürlich mehr als die Zecher in der Schankstube.«
    »Nun, lassen wir das. Auch das müsst Ihr mit Franziska ausmachen. Wann ist die Dame verschwunden?«
    »Irgendwann am Heiligen Abend. Ich weiß nicht genau, es war voll und laut hier, und es ging hoch her – die ungebärdigen Gäste, versteht Ihr. Wahrscheinlich hat sie das Fest in den Armen der Familie verbracht. Dass sie mir noch Geld schuldet, ist ihr dabei natürlich ganz entfallen. Und ich wollte ihr noch Bequemlichkeit bieten! Ihr Franziska als Kammerfrau zur Seite stellen und...«
    »Münzen herausschinden?«
    »Ja.«
    Almut biss sich auf die Unterlippe, um nicht mit ihrem Verdacht herauszuplatzen, und bestätigte nur: »Schlimm, Herr Simon, schlimm.«
    »Schlimm ja, aber nennt mich nur Simon, wie alle es tun. Und jetzt – wo soll ich die Kleine suchen?«
    »Auf dem Weg vom Alten Markt zum Eigelstein. Pitter und ich werden das Rheinufer entlanggehen. Aber bei Einbruch der Dunkelheit werde ich die Suche wohl aufgeben. Die Meisterin sieht es sowieso nicht gerne, wenn wir alleine unterwegs sind.«
    »Nun, ich werde weitersuchen! Mich beaufsichtigt keine Meisterin.«
    »Danke, Simon.«
    Pitter hatte seinen Becher geleert und wischte sich die Lippen mit dem Handrücken ab.
    »Nicht schlecht, Euer Bier.«
    »Das sind die Reste von dem, das die Kleine gebraut hat.«
    »O ja, wir kennen es. Ein gefährlicher Tropfen, Simon. Ich würde Euch raten, den nicht mehr auszuschenken. Das Bilsenkraut kann recht eigentümliche Wirkungen zeitigen! Wenn Ihr es den Wilderern gegeben habt, wundert es mich nicht, dass das Fest ein wenig ausgeartet ist. Und nun komm, Pitter!«
    Sie wanderten die Dagobertstraße hinunter zum Rhein und hielten dabei aufmerksam nach der Köchin Ausschau.
    »Im Augenblick ist der Adlerwirt nicht gut dran, scheint’s«, bemerkte Almut nach einer Weile. »Das Geschäft läuft wohl nicht recht.«
    Pitter zuckte mit den Schultern. »Ach, das wird schon wieder. Die Schmiede wird gern von Reisenden aufgesucht.«
    Sie hatten das Ufer erreicht und wanderten jetzt den Treidelpfad entlang, dessen Schneedecke niedergetreten war und braun unter ihren Füßen knirschte. Es war frostig geblieben, und am sandigen Rand des Wassers hatte sich schon eine milchig weiße Eiskruste gebildet, die anmanchen Stellen von der Strömung abgerissen worden war. Ein voll beladener Oberländer bewegte sich langsam zwischen den ersten Eisschollen auf dem Strom voran, und ein Kahn, der von Deutz

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