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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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äußerlich schon. Aber er wird von bösen Träumen gepeinigt.«
    »Hat man ihm etwas gegen die Schmerzen gegeben?« »Mohnsaft, ja.«
    »Mh, der fördert natürlich auch die Träume. Zur Ader gelassen?«
    »Nein, das habe ich verhindert. Er ist so schwach, und Blut hat er genug verloren.«
    »Ah, Frau Sophia, das habt Ihr gut getan. Aber ich vermute,man wird wenig helfen können, außer ihn ruhig zu halten. Der Körper heilt sich mit dem Fieber selbst.« Er überlegte und sprach dann mehr zu sich selbst: »Doch sicher, wenn es zu hoch wird, mag es den Menschen innerlich verbrennen. Hier könnte man mit Eis sicher Kühlung verschaffen. Umschläge mit Schnee stehen ja derzeit überall zur Verfügung.« Er sah Almut an und fragte: »Wo befindet sich denn der Kranke?«
    »Im Kloster von Groß Sankt Martin!«
    »Nun, da lasst Pater Ivo die Nachricht zukommen, er solle versuchen, das Fieber durch eiskalte Waschungen zu senken oder vielleicht sogar die Füße des Fiebernden in Eiswasser stellen. Ich bin mir sicher, er ist mal wieder mit in diese Angelegenheit verwickelt, oder täusche ich mich da, Frau Almut?«
    »Ihr täuscht Euch nicht, Meister Krudener. Er selbst ist es, der in Fieberdelirien liegt.«
    »Oh!«, entfuhr es dem Apotheker. Und dann noch einmal: »Oh!« Schließlich wiederholte er: »Tortur, Verletzungen, Kälte? Hat er sich so strengen Bußübungen unterzogen?«
    »Nicht er. Man tat es ihm an. Und jetzt, Meister Krudener, fürchte ich um sein Leben.« Almuts Stimme zitterte ein wenig, als sie das aussprach. »Es ist auch weniger das Fieber, das ich fürchte, Meister Krudener. Es sind die Dämonen, die ihn hetzen. Ich weiß, Ihr habt einen Streit miteinander, aber ich... ich halte ihn für einen guten Menschen.«
    »Wenn Ihr das tut, Frau Sophia, will ich Euch nicht widersprechen. Aber was, glaubt Ihr, kann ich gegen die Dämonen tun, die ihn hetzen?«
    »Ihr habt einmal behauptet, Ihr beherrschtet die Dämonen, Meister Krudener.«
    »Oh, habe ich das getan?« Ein seltsames Lächeln umspielte die Lippen des alten Gelehrten.
    »Unserer Franziska gegenüber, ja.«
    »Ach so, ja. Als ich ihr erklärte, ich sei der Meister der Geister. Ich erinnere mich. Sie hat es ernst genommen?«
    »Ja, und ich – nun ja – eigentlich auch. Obwohl die Geister, die unsere Köchin hetzten, böse Erinnerungen waren. Bei Pater Ivo ist es wohl auch so ...«
    »Das wundert mich nicht, Frau Begine.« Meister Krudener hatte einen harten Gesichtsausdruck angenommen, aber Almut war zu tief von den Erkenntnissen erschüttert, die sie am Krankenlager gewonnen hatte. Sie ließ sich diesmal nicht davon einschüchtern.
    »Ich weiß, er lehnt im Grunde die Lehren der Kirche ab, Meister Krudener.« Sehr leise fügte sie hinzu: »So wie auch Ihr.«
    »Sehr richtig, Kind. Darum ist sein Wandel zum frommen Pater...«
    »Unfreiwillig vollzogen worden.«
    »Aber gewiss nicht, Frau Almut. Ihr solltet den Mann inzwischen genug kennen gelernt haben, um zu wissen, dass ein Ivo vom Spiegel sich zu nichts zwingen lässt.«
    »Nein, nicht zwingen. Doch er hatte die Wahl zwischen Scheiterhaufen und Kloster.«
    »Er hätte die Flammen gewählt. Auf seine Weise hat auch er das Herz eines Märtyrers.«
    »Und das Herz eines Sohnes. Er wollte nicht, was immer er gesagt oder getan hatte, widerrufen. Dennoch hat seine Mutter seine Rettung erwirkt – die Möglichkeit zu leben. Sie muss hochgestellte Leute kennen, denke ich mir. Sie hat ihn gebeten, die Wahl zu treffen zwischen dem Feuertod oder der schwarzen Kutte der Benediktiner.«
    Krudener schwieg, strich der grauen Katze geistesabwesend über den Rücken und nickte dann. »Sie kannte einige hohe kirchliche Würdenträger, und sie hatte großen Einfluss auf Ivo. Aber, Frau Almut, woher wisst Ihr das?«
    »Er sprach im Fieber darüber. Und, Meister Krudener, mir wird Angst, wenn ich daran denke, was geschehen kann, wenn einer der Mönche bei ihm sitzt und er von diesen Dämonen aus der Vergangenheit heimgesucht wird und wieder spricht.«
    Der Apotheker nickte knapp und stand entschlossen auf.
    »Ich werde im Kloster vorsprechen und selbst nach ihm sehen. Ist Euch damit geholfen?«
    Stumm nickte Almut und erhob sich ebenfalls.
    »Trine mit den heilenden Händen werde ich morgen mitnehmen, wenn es denn notwendig ist. Ihr aber müsst nach Hause gehen. Ihr seht todmüde aus. Ich begleite Euch bis zum Eigelstein.«

31. Kapitel
    F redegar wurde rüde geschüttelt, und mühsam öffnete er die Augen. »Macht,

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