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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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unwillkürlich.
    »Andererseits haben wir auch einen beachtlichen Ruf als Handwerkerinnen. Bei den Seidwebern der Zunft sind wir allerdings nicht so gut gelitten, sie werfen uns vor, die Preise zu verderben. Wir müssen nämlich keine Steuern zahlen. Außerdem haben wir häufig Aufträge, feine Handarbeiten herzustellen. Magda sorgt dafür, dass wir immer beschäftigt sind. Aussteuern, Wäschefür die Haushalte der Kleriker, Altartücher, Gewänder für die Priester...«
    »Arbeit für zarte Finger!«
    »Daneben sind die Hühner, die Ziegen und das Schwein zu versorgen, der Kräutergarten muss gepflegt werden, Arzneien sind herzustellen, Kranke zu versorgen und Tote aufzubahren. Aber ich gebe Euch Recht, gelehrte Texte übersetzen und kopieren, den Mädchen das Lesen, Schreiben und Rechnen beibringen, das sind Aufgaben, die die Finger nicht rau machen, weshalb Clara auch von den groben Arbeiten befreit ist.«
    » Oh.«
    »Hingegen ist das Backen, Braten, Kochen, Schroten, Wein keltern, Einwecken...«
    »...und Grütze kochen?«
    »Ja, sogar viel Grütze.«
    »Entschuldigung.«
    »Gewährt!«
    Franziskas Augen blitzen auf, und Almut hatte das erste Mal das Gefühl, der starre Panzer, mit dem sich die Köchin umgeben hatte, würde ein wenig aufbrechen.
    »Und was ist Eure Aufgabe in dieser Gemeinschaft, Frau Almut?«
    »So ziemlich alles, was anfällt. Nur die Seide darf ich nicht anfassen.«
    »Warum das denn nicht?«
    »Wegen meiner Hände. Die Weberinnen haben immer Angst um ihre feinen Stoffe.«
    »So ungeschickt scheint Ihr mir doch gar nicht zu sein...«
    »Nein, ungeschickt nicht, aber ich baue gerade eine Kapelle, und das, liebe Frau Franziska, ist zarten Fingerchen ein wenig abträglich. Zumal ich die Mauerneben jetzt für den Winter mit feuchtem Mist bedeckt habe, damit es keine Frostrisse gibt.«
    »Oh... Nun, das ist bestimmt eine feine Sache, etwas von Bestand zu erschaffen. Anders eben als kochen.«
    »Habt Ihr keine Freude daran? Ich hatte den Eindruck, es sei Euch keine große Last.«
    »Ist es auch nicht. Ich habe nichts anderes gelernt, und immerhin birgt meine Kunst auch Vorteile, selbst wenn die Resultate mehr als vergänglich sind. Ich werde immer Arbeit haben. Und ich bin unabhängig. Hätte ich Gut und Tand, so säße ich immer noch in Aachen fest«, knurrte Franziska, während sie verbissen mit einem Schaber an einer Pfanne herumkratzte.
    Almut sah, wie eine Träne sich mit den Schweißtropfen mischte und fast zornig fortgewischt wurde. Irgendein heimlicher Kummer nagte an der kleinen Köchin, und sie fragte sich, ob sie sie vielleicht vorsichtig zum Reden bringen sollte. Aber da ertönte ein schriller Pfiff draußen vor der Mauer, und auf Franziskas Gesicht erschien plötzlich wieder ein kleines Lächeln. Sie legte die Wurzelbürste zurück auf den Spülstein und trocknete sich die Hände.
    »Das ist Simon. Er ist um ein wesentliches Stück höflicher geworden, seit er bemerkt hat, dass ich auch anderweitig Beschäftigung gefunden habe!«

7. Kapitel
    I m Gasthaus Zum Adler waren die Kammern zwar winzig und einfach, aber wenigstens halbwegs sauber. Erleichtert legte die Frau den greinenden Säugling auf die Bettstatt und schüttelte die Feuchtigkeit von ihrem schweren Tasselmantel. Der beißende Frost hatte etwas nachgelassen, doch dafür waren die ersten vereinzelten Flöckchen vom Himmel gerieselt, als sie von ihrem Gang zurückgekommen war. Der dicke königsblaue Stoff jedoch hatte sie und das Kind gewärmt und die Nässe abgehalten. Nur der Saum ihres blassblauen Gewandes darunter war feucht geworden, und an ihren Lederschuhen klebte der Matsch. Sie war sich der missbilligenden Blicke der mageren Aushilfe unten im Ausschank bewusst gewesen, schenkte ihr aber keine weitere Aufmerksamkeit. Ungeschickt begann sie jetzt, die Windeln des Kindes zu wechseln und ihm dann etwas gewärmte Milch einzuflößen. Sie bedauerte, weder Magd noch Amme mitgenommen zu haben. Aber es wäre einfach nicht gegangen.
    Dennoch, die beschwerliche Reise hatte sich gelohnt. Sie hatte einen Helfer gefunden, der ihr beistehen würde, die Gefahr abzuwenden, die ihrem Geliebten drohte. Dankbar seufzte sie auf. Es war ein Wagnis gewesen, sich mit dem gefährlichen Wissen jemandem anzuvertrauen. Aber nun würde alles gut werden. Er hatte auf ihre dringende Bitte umgehend geantwortet. Dermagere Bursche, den sie mit ihrer Botschaft zu ihm geschickt hatte, war noch am selben Tag mit einer Antwort zurückgekommen. Also stand

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