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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ihr nun morgen, am Heiligen Abend, ein Treffen mit ihrem hilfreichen Freund bevor, und sie wollte ihm dabei den belastenden Brief übergeben. Es musste heimlich geschehen, hatte er gefordert und sie gebeten, sich kurz vor der Mitternachtsmesse bei ihm einzufinden. Sie sah die Vorsichtsmaßnahme natürlich ein, auch wenn sie nicht glücklich darüber war, alleine in der Dunkelheit durch die Stadt gehen zu müssen. Aber ihm war es möglich, das Dokument an die richtige Stelle von Macht und Einfluss weiterzuleiten, und zusammen mit dem Namen, den sie ihm dazu nennen musste, würde es dazu führen, den Frieden in der Stadt zu sichern. Es war eine schwer wiegende, sie unsäglich bedrückende Aufgabe, die sie übernommen hatte. Aber sie war eine Frau, die Verantwortung nie gescheut hatte. Auch für große Dinge nicht. Seit der Brief in ihre Hände gefallen war, war ihr klar, was für einen schändlichen Verrat es gegeben hatte. Er wirkte sich auf ihr eigenes Leben aus und war die Ursache für die Bedrohung, unter der ihr Geliebter stand.
    Die Tatsache, noch immer nicht zu wissen, wo dieser sich nun aufhielt, bereitete ihr ebenfalls namenlose Ängste. Er hatte ihr zwar versprochen, er würde sich an einen sicheren Ort begeben, doch was war schon sicher für einen, über dem der Fluch der Feme lag. Und auf dessen Leben ein heimtückischer Anschlag geplant war. Davon hatte sie durch Zufall Kenntnis bekommen. Sie hoffte, die Warnung, die sie ihm hatte übermitteln lassen, würde ihn noch rechtzeitig erreichen.
    Das Greinen des Kindes hatte sich zu einem unablässigen,unzufriedenen Schreien gesteigert, und sie beugte sich vor, um es auf den Arm zu nehmen und leise summend hin und her zu wiegen.

8. Kapitel
    G ilt Euer Angebot noch, Frau Almut? Ich meine, ich kann wirklich eine eigene Kammer bei Euch haben?«
    Am Morgen des Heiligen Abends stand die Köchin Franziska mit ihrem Bündel in der Hand vor Almuts Kammer, das Gesicht vor Zorn noch immer gerötet.
    Almut sah von einem Pergamentbogen auf, den sie nahe am Fenster sitzend gelesen hatte. Clara hatte ihr ihre neuesten Übersetzungen gegeben – den Brief des Jakobus.
    »Sicher. Wenn Ihr mit diesem kleinen Raum hier nebenan zufrieden seid.«
    Sie ging an Franziska vorbei und öffnete die Tür der kleinen Kammer. Ein einfaches Bettgestell, ein Stuhl, ein Tischchen und eine Truhe standen darin. Aber der Holzfußboden war blank gescheuert und mit einem Flickenteppich belegt, und einige dicke Wolldecken lagen sauber zusammengefaltet auf der Strohmatratze.
    »Das ist allemal fein genug für mich«, meinte Franziska und legte ihr Bündel auf den Truhendeckel.
    »Dann hole ich Euch ein Waschgeschirr und eine Kohlepfanne. Die Mägde machen für Euch sauber, und wenn Ihr Wasser oder Kohlen braucht, müsst Ihr ihnen nur einen Auftrag erteilen.«
    Franziska ging zum Fenster und warf einen Blick zum Hof hinaus.
    »Was hat Euren Sinneswandel bewirkt, Frau Franziska?«
    »Ein gurrender Turteltäuberich, der ein Gelege umsorgt!«, schnaufte sie abfällig.
    »Ärger mit dem Wirt? Ich dachte, er sei jetzt umgänglich geworden, seit Ihr hier arbeitet.«
    »So? Dann solltet Ihr sein Getue jetzt mal erleben. Er hat nämlich zwei neue Gäste, denen er seine ganze Aufmerksamkeit widmet! Ich bin wieder mal zum Wischlappen herabgesunken, seitdem dieses vornehme Weib aufgekreuzt ist. Simon ist völlig aus dem Häuschen und springt um sie herum wie ein junger Hund um einen saftigen Knochen. Dabei hat diese Dame« – Franziskas Stimme troff vor Verachtung, und aus ihrem Mund hörte sich das Wort Dame wie ein übles Schimpfwort an –, »jawohl, diese Person hat einen kleinen Schreihals dabei. Ich soll für sie die Kammerfrau machen, hat Simon ihr vorgeschlagen. Mich hat er natürlich nicht gefragt, ich hab’s nur zufällig mitangehört. Eine von den ganz Feinen ist sie, so eine, die sich selbst die Haare nicht kämmen kann. So zart und empfindlich, wie die aussieht, kann sie ihre köstliche Haut natürlich auch nicht den rauchigen Schwaden des Gasthofs aussetzen. Wenn sie sich nach unten bequemt, hat sie das Gebände so eng gebunden, dass sie kaum noch die Zähne auseinander bekommt. Und sie zieht sich zusätzlich immer einen Schleier über ihr Gesicht. Aber Simon ist außer sich vor Verehrung. Ich fand mich weidlich überflüssig in dieser Gesellschaft.«
    Almut schaute sie nachdenklich an und fragte: »Seid Ihr vielleicht ein klein wenig eifersüchtig?«
    »Ich? Auf die? Die edle Dame wird einen

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