Die Sünde aber gebiert den Tod
rußigen Schmied doch nur als Fußabtreter benutzen. Ach, verzeiht.Ihr müsst denken, ich sei ungehobelt. So ist das nicht, und normalerweise würde ich mich auch nicht auslassen, es ist nur..., ach, ich weiß nicht. Lassen wir dieses leidige Thema besser.« Franziska drehte sich einmal um die eigene Achse, betrachtete dabei das Kämmerchen und schien angenehm überrascht. »Es ist hübsch hier und bestimmt ruhiger als im Adler mit seinen grölenden Zechern. Sollen wir nun gleich die Auflistung der Speisenfolge besprechen? Ich werde noch einige Zutaten beschaffen müssen. Wenn ich womöglich Rosenwasser bekäme, könnte ich aus den Mandelkernen, die ich entdeckt habe, eine Süßspeise bereiten, wie Ihr sie sicher noch nie zu kosten bekommen habt.«
»Rosenwasser hat unsere Elsa vorrätig, aber für einige andere Gewürze und vor allem für dieses süße Pulver aus dem Morgenland, den Zucker, müssen wir in die Stadt gehen. Wenn Ihr möchtet, begleitet mich zum Neuen Markt. Ich will dort jemanden besuchen, und ich vermute, Ihr erhaltet in der Apotheke von Meister Krudener, was Ihr Euch vorstellt.«
In warme Umhänge gehüllt und mit großen Körben am Arm machten sich die beiden kurz darauf auf den Weg durch die Stadt. Der Boden war noch nicht wieder gefroren, sondern matschig von den wässrigen Flocken, die in den vergangenen Tagen immer mal wieder aus den tief hängenden Wolken gefallen waren. In den Karrenspuren stand das Wasser und spritzte, wenn ein beladenes Gefährt vorbeirollte, in eisigen Güssen über die Füße der Passanten. Auch von Feiertagsstimmung war noch nicht viel zu verspüren, die Menschen eilten geschäftig durch die Gassen, um ihre Vorräte zu ergänzen. An den Buden um den Dom wurde aber nun auch wieder bunter Tand und süßes Backwerk verkauft. Aus denStänden der Suppenköche stieg würziger Duft auf, ein bärtiger Alter verkaufte heiße Pasteten, an denen sich rotnasige Kinder die in Lumpen gewickelten Hände wärmten. Einige Schiffe hatten angelegt und ihre Waren gelöscht, und auch der eine oder andere Bauer war wieder durch die Stadttore gezogen, um seinen Überschuss an Pökelfleisch, Eiern und Käse, Öl, Dörrobst und Nüssen den wohlzahlenden Bürgern anzubieten. Die schlimmsten Befürchtungen von Nahrungsmittelknappheit waren beseitigt. Es hieß, die Verhandlungen über den Waffenstillstand seien erfolgreich und die streitenden Parteien wollten sich nach dem Fest der Heiligen Drei Könige zu Friedensverhandlungen auf der Rheininsel bei Hersel treffen.
Süß wehte der Duft von Backäpfeln von einem Stand heran, und weder Almut noch Franziska konnten der Verlockung widerstehen. Die Begine zwinkerte der Köchin verschwörerisch zu, und ohne ein Wort darüber zu verlieren, reihten sie sich in die wartende Schlange ein. Sie hatten nur noch eine rotbackige Magd vor sich, und ein pummeliger Novize biss schon mit sichtbarer Lust in die süße Frucht, als ein schwarz gewandeter Mönch an ihnen vorbeieilte und dem verdutzten Jungen in der Kutte einen scharfen Schlag ins Gesicht verpasste.
»Lodewig, was hast du hier zu suchen?«, fauchte der Mönch ihn an und drehte ihm das Handgelenk mit einer rohen Bewegung so um, dass der warme Apfel auf den schlammigen Boden fiel. »Wer hat dir gestattet, in die Stadt zu gehen?«
»P... Pater Ivo. Ich sollte für ihn auf dem Markt...«
»Pater Ivo hat dir keine Erlaubnis zu erteilen! Und woher hast du die Münzen für dieses süße Naschwerk? Hast du noch immer nicht Genügsamkeit gelernt, dufettes kleines Ferkel? Dunkles Brot schreibt uns die Regel vor, keine Backäpfel mit Rosinen!«
Eine zweite Ohrfeige klatschte laut, und der Junge stolperte gegen Almut.
Das war der Augenblick, in dem sie sich nicht mehr zurückhalten konnte.
»Bruder, der Junge mag einst seine Gelübde ablegen und sich den Regeln des heiligen Benedikt beugen, aber noch ist er ein Kind und hat das Bedürfnis nach Süßigkeiten. Lasst Gnade vor Recht ergehen.«
Der Mönch drehte sich um, und unter der tief heruntergezogenen Kapuze traf Almut ein derart giftiger Blick, dass sie beinahe zurückschreckte.
»Eine Begine, natürlich! Weib, mischt Euch nicht ein«, zischte er mit kalter Stimme und zerrte den Novizen derb an seine Seite. Der sah zu Almut auf und schüttelte nur stumm den Kopf, aber seine Augen schwammen in Tränen, und die getroffene Wange leuchtete rot vom Schlag.
»Darf ich Euch, Mönch, die weisen Worte des Herrnbruders Jakobus ins Gedächtnis rufen, die Euch
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