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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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überlegte sie laut. »Der Winter ist immer eine Herausforderung, finde ich. Heute und morgen möchte ich Euch etwas ganz Besonderes auf den Tisch bringen!«
    »Fische! Was ist mit Fischen? Es gibt gesalzene, getrocknete und geräucherte.«
    »Frische ziehe ich vor.«
    »Versucht, welche zu bekommen, aber die Teiche sind zugefroren, und sogar der Rhein bildet am Ufer festes Eis.«
    »Wirklich? Der riesige Strom friert zu?«
    »O ja, und dann kann man Schlittschuh darauf laufen.«
    »Schlittschuh? Was ist das?«
    »Man bindet sich scharf geschliffene Knochen unter die Schuhe und kann darauf rasend schnell über das Eis gleiten.«
    »Hört sich an, als ob man sich auch rasend schnell damit auf den Hintern setzen kann!«
    »Das natürlich auch. Aber es macht Spaß. Ich bin sicher, Pitter wird Euch zeigen, wie es geht.«
    »Ihr nicht?«
    »Ich bin eine würdige Begine, ich nicht.«
    »Ach, Unsinn!«
    »Na ja, unsere Regeln verbieten es nicht ausdrücklich ...«
    »Seht Ihr. Übrigens, was haltet Ihr von einem Hasenpfeffer?«
    »Keine schlechte Idee, Wild haben wir selten in unseren Schüsseln.«
    »Oh, dann könnte ich auch mal eine Rehkeule oder etwas vom Wildschwein zubereiten. Mariniert in Rotwein, mit Zwiebeln, Wacholderbeeren und Nelken.«
    »Köstlich, aber wo wollt Ihr das Wild derzeit beschaffen?«
    »Na ja, es gibt da bestimmt eine Möglichkeit.«
    »So kurz in Köln, und schon hat die Köchin ihre Quellen aufgetan? Hat es im Adler häufiger mal Wild gegeben? «
    Franziska nickte und meinte dann: »Sagt es nicht weiter. Der Simon kennt ein paar Leute. Draußen, vor der Stadt. Genau weiß ich es auch nicht, aber sie bringen ihm hin und wieder etwas vorbei.«
    »Wilderer, vermutlich.«
    Franziska zuckte mit den Achseln. »Ich habe nicht allzu genau nachgefragt. Es sind raue Burschen, schmutzig und versoffen.«
    »Warum gibt der Wirt sich mit diesem Geschäft ab? Es stehen hohe Strafen auf Wilderei und Hehlerei!«
    »Weiß nicht.« Franziska war plötzlich grämlich gestimmt und krampfte die Schultern zusammen. »Er ist nur hinter den Münzen her. Immer. Bei allem muss ernoch was rausschlagen! Sogar mich hat der ja als Dienstmagd verkaufen wollen. Der Schleiereule im blauen Seidenkleid sollte ich aufwarten. Aber keinen Pfennig hätte ich dafür zu sehen bekommen.«
    »Ihr tragt ihm das ja fürchterlich nach. Entschuldige, Franziska, aber Ihr seid entsetzlich empfindlich.«
    »Soll ich wohl sein! Meine Gutmütigkeit hat er schamlos ausgenutzt, dieser Heuchler!«
    »Wie seid Ihr überhaupt in den Adler gekommen?«
    »Den hat mir die Maria genannt. Als sie nach Köln kam, vor einem halben Jahr, war das noch eine ganz respektable Herberge. Da hatte der Simon auch noch eine Wirtschafterin, die sich um die Küche und die Kammern kümmerte. Aber die ist ihm wohl auch weggelaufen. Als ich kam, war die Schenke vollkommen verlottert, das Bier war sauer, der Wein gepantscht, die Kammern stanken, der Kamin rußte, und Tische und Bänke klebten vor Dreck. Der Herr Wirt vergnügte sich nämlich lieber in seiner Schmiede.«
    »Und da habt Ihr für Ordnung gesorgt?«
    »Was sollte ich denn machen. Er hat Zimmerpacht verlangt, und nicht zu knapp. Ich habe ihn runtergehandelt, ihm angeboten, für die Gäste zu kochen und ein anständiges Bier zu brauen.«
    »Als ich Euch dort aufsuchte, sah es aber schon recht ordentlich aus. «
    »Da hatte ich ja auch schon drei Wochen für ihn gewirtschaftet. Und wie hat er es mir gedankt? Indem er mich zu seinem Liebchen machen wollte. Das habt Ihr doch selbst mitbekommen.«
    »Sicher? Mir schien seine Werbung zwar ein wenig unbeholfen, aber trotzdem kam es mir vor, als hätte er Euch die Ehe angetragen.«
    »Weil ich so hart arbeiten kann«, brauste Franziska auf.
    »Und weil er Euch niedlich findet!«
    »Niedlich? Beim Kochlöffel der heiligen Sankt Marta! Niedlich ist ein Schmusekätzchen. Ich bin nicht niedlich. Ich habe den größten Teil meines Lebens damit verbracht, mich mit Krallen und Zähnen durchzuschlagen.«
    »Wollt Ihr darum lieber als alte Jungfer ins Grab sinken?«
    »Das nun auch nicht gerade.«
    »So ein übles Mannsbild scheint mir der Adlerwirt gar nicht zu sein«, sinnierte Almut. »Der vornehmen Dame gegenüber war er doch wohl ganz zuvorkommend«, stichelte sie weiter. Mit dem gewünschten Erfolg. Franziska schmähte die Unbekannte mit ausgesuchten Worten. Aber Almut ging plötzlich etwas anderes durch den Kopf.
    »Haltet ein, Franziska!«, unterbrach sie die Hohnrede.

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