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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Schwester?«
    Darauf wusste diesmal selbst Aziza nichts zu erwidern.
    »Mir scheint, die Glocken haben bereits seit geraumer Zeit zur Sext geläutet. Eigentlich hätte Franziska schon lange hier erscheinen müssen. Ich sollte mal bei Eurer Köchin Maria nachfragen, ob sie bei ihr sitzt und schwatzt!«
    Frau Barbara rief nach Anne, aber die hatte Franziska nicht gesehen.
    »Dennoch, ich muss zurück. Sie wird mehr Zeit für ihre Einkäufe gebraucht haben, als sie dachte. Schickt sie zum Konvent zurück, wenn sie eintrifft.«
    »Selbstverständlich, und Almut...«
    »Ja, ja, sobald ich etwas mehr weiß, erzähle ich es euch.«
    »Sei nur vorsichtig, Almut!«, mahnte ihre Stiefmutter,die ihre neugierige Tochter schon mehrmals in Bedrängnis erlebt hatte. Auch Aziza hatte sich erhoben, um sich zu verabschieden.
    »Ich begleite dich bis zum Alten Markt, Schwester. Da wird sich sicher unser Pitter herumtreiben, der den Rest des Weges mit dir geht.«
    »Danke!«
    Sie warfen sich ihre Umhänge über und eilten mit zügigen Schritten durch die Kälte.
    »Die Sache mit dem Kind verspricht interessante Verwicklungen«, begann Aziza vorsichtig.
    »Ich fürchte auch«, meinte Almut, nicht ganz traurig über die eingetretene Entwicklung und die erstaunliche Eröffnung ihrer Schwester. Denn damit hatte sie in der Tat Pater Ivo eine Menge Wissen voraus.
    »Wenn du wieder in ein Abenteuer verwickelt wirst, Schwester, zähl auf mich! Ich will dabei sein!«
    »Mal sehen, was sich machen lässt! Übrigens, wie kommst du zu einer Einladung zu einem Fest bei den Benasis?«
    »Ich war die Begleiterin meines Herrn.«
    »Der da heißt?«
    »Neugierig, Schwester?«
    »Bis aufs Blut!«
    »Hermann.«
    »Ah, natürlich. Es gibt zwar viele, die Hermann heißen, aber mir fällt da nur ein passender ein unter den Gästen, die du vorhin genannt hast. Unter einem Herzog von Brabant tust du es vermutlich nicht.«
    »Nein, drunter nicht oft, Begine«, gab ihre schamlose Schwester lachend zurück.
    Damit hatte Aziza nun doch das letzte Wort, denn Almut wollte darauf keine Erwiderung einfallen.
    Im grauen Wintermittag wirkte der trutzige Mittelturm von Groß Sankt Martin seltsam bedrückend, und nachdem sich Aziza von ihrer Schwester verabschiedet hatte, war Almut entschlossen, auf dem schnellsten Weg Pater Ivo ihre neuen Erkenntnisse mitzuteilen. Sie richtete dem Bruder an der Klosterpforte aus, sie wolle in Brigiden auf den Pater warten. Diesmal dauerte es nicht lange, bis sie die dunkle Kutte zwischen den Säulen auftauchen sah. Doch es war nicht der erwartete Benediktiner, der auf sie zukam, sondern ein untersetzter Mönch, dessen brauner Haarkranz sich wie eine lockige Rolle um die sauber geschorene Tonsur legte. Er hatte klar geschnittene Züge, doch sein Blick war streng und wenig freundlich, als er sie anredete. Sie erkannte in ihm den Mönch, der vor Tagen den Novizen auf dem Markt so derb zusammengestaucht hatte.
    »Ihr seid die Begine vom Eigelstein?«
    »Ja, Bruder. Und ich würde gerne mit Pater Ivo sprechen.«
    »Ich bedaure, Frau, unser Bruder Ivo ist anderweitig beschäftigt. Die Aufgaben im Kloster und der Dienst am Herrn verlangen seine ganze Aufmerksamkeit. Er wünscht zukünftig, nicht mehr mit Euren Angelegenheiten behelligt zu werden. Nennt mir Eure Botschaft, ich will sie weiterleiten, wenn sie von irgendeiner Bedeutung ist.«
    Almut spürte, wie Zorn in ihr aufwallte. Das also meinte der Pater damit, die Aufklärung des Falles sei Männersache. Aber die Genugtuung, selbst herausgefunden zu haben, wer das Kind war, ließ sie denn doch kundtun: »Nun gut, dann richtet ihm zumindest aus, dass uns inzwischen bekannt ist, zu wem das Kind gehört,das bei Euch gefunden wurde. Das Mädchen wird ihrer Familie zurückgegeben!«
    »Eine Nebensächlichkeit. Wegen derartiger Nachrichten braucht Ihr Eure Schritte nicht mehr zum Kloster zu lenken. Ich muss hinzufügen, ich halte Euer Benehmen für ausgesprochen unschicklich.«
    »Ihr findet es weniger unschicklich, uns Beginen mitten in der Christnacht ein Findelkind in den Schoß zu legen und Euch dann um dessen Schicksal nicht mehr zu kümmern?«
    »Ein bedauerliches Vorkommnis, das meine Billigung in keiner Weise findet. Nun verlasst die Kirche. Sie dient dem Gottesdienst und nicht dem unsittlichen Stelldichein zwischen Mönchen und Beginen.«
    Almut maß den Mönch mit einem flammenden Blick aus ihren grünen Augen.
    »›Wer seinen Bruder verleumdet oder verurteilt, der verleumdet und

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